Berlins gefährlichster Schutthaufen befindet sich am Jahnstadion in Berlin-Prenzlauer Berg. Mit krebserregenden Asbest-Bestandteilen liegt er dort. Das giftige Zeug wurde bei den Abrissarbeiten der Haupttribüne der ehemaligen DDR-Arena entdeckt. Die Anwohner sind in Sorge, der Senat versucht sie bisher zu beruhigen. Doch bei den Erklärungen kommen immer mehr Details heraus, die den Asbest-Fall am Jahnstadion noch schlimmer machen, als er jetzt schon ist.
Im April machte die Senatsverwaltung von Bausenator Christian Gaebler (SPD) den Asbest-Fund öffentlich. Angeblich zu spät, wie die Bürgerinitiative Jahnsportpark immer wieder erklärt. Bereits Tage zuvor hätten Anwohner sich schon gewundert, dass auf der Abrissstelle Arbeiter in Schutzanzügen tätig waren.
Daher wirft die Bürgerinitiative im Fall der Asbest-Funde dem Senat Verschleierungstaktik und unsachgemäßen Umgang mit dem entdeckten Schadstoff vor und reichte eine Strafanzeige gegen die Bauverwaltung ein.
Die Behörde von Bausenator Gaebler sieht sich zu Unrecht angefeindet. Bei den Asbest-Funden, die man im April öffentlich machte, handelte es sich um Fundstellen, die bei der vorangegangenen Schadstoffsanierung des Hauptgebäudes nicht sichtbar waren“, sagte kürzlich noch ein Sprecher der Senatsbauverwaltung dem KURIER.
„Wir vermuten, dass in der Bauzeit des Stadions Ende der 1980er Jahre unsachgemäß und möglicherweise illegal Bauschutt in bestimmte Hohl- und Zwischenräume des Gebäudes verbracht wurden“, heißt es weiter. Ein Behördensprecher betonte noch vor Tagen: „Die Funde sind erst im Zuge der Abrissarbeiten aufgetaucht.“

Doch könnte die Bürgerinitiative doch mit ihrer Behauptung recht haben, die Senatsbauverwaltung haben schon eher von dem Asbest im Jahnstadion etwas gewusst. Eine neue Erklärung der Behörde lässt den Verdacht zu.
Asbest am Jahnstadion: Was wusste davon der Senat?
Denn in einer Antwort zu einer parlamentarischen Anfrage des Abgeordneten Kristian Ronneburg (Linke) heißt es: „Für die bereits erfolgte Schadstoffsanierung lag ein Schadstoffgutachten vor. In diesem waren dezidiert die verbauten schadstoffbelasteten Materialien (auch asbesthaltige) aufgeführt und die betreffenden Bauteile benannt (z.B. Wandverkleidungen, Dichtungen etc.).“ Mit anderen Worten: Schon bei der Schadstoffsanierung des Jahnstadion, die weit vor dem Abriss begann, gab es bereits Asbest-Funde!
Weiter erklärt die Senatsbauverwaltung zu der parlamentarischen Anfrage des Linkspartei-Abgeordneten: Das Asbest-Material, das nun am 1. April 2025 beim Abriss entdeckt wurde, entsprach „dem im Zuge der vorangegangenen Schadstoffsanierung gefundenen asbesthaltigen Baustoff“.
Für Bürgerinitiative-Sprecher Philipp Dittrich steht damit fest, dass der Senat zumindest beim Thema Abriss gewarnt gewesen sein muss. „Wenn man bereits im Vorfeld des Abrisses Asbest auf dem Areal findet, muss man damit rechnen, dass man auch später beim Abriss auf weitere Fundstellen treffen kann“, sagt Dittrich dem KURIER.
Der Abgeordnete Ronneburg sagte dem KURIER: „Nach den Asbest-Funden hätte die Senatsverwaltung die Öffentlichkeit, vor allem die Anwohner, darüber in Kenntnis setzen müssen.“