Die Asbest-Funde am Jahnsportpark: Wurden sie während des Abrisses der DDR-Arena wirklich verschleiert? Wurde der kontaminierte Schutt tatsächlich nicht ausreichend gesichert? Mit diesen knallharten Vorwürfen und einer Strafanzeige geht die Anwohner-Bürgerinitiative Jahnsportpark gerade gegen Bausenator Christian Gaebler (SPD) und seiner Behörde vor. Und die kontert nun zurück. Möglicherweise sei Baupfusch aus DDR-Zeiten an den Asbest-Vorkommen im Jahnstadion schuld.
Zunächst will man in der Gaebler-Behörde nichts von einer Strafanzeige wissen. Es legen dazu keine Informationen vor, sagt ein Sprecher dem KURIER. Auch wenn man davon nichts weiß: Die Anzeige soll es geben. „Am 30. April wurde die Strafanzeige wegen Verstoßes gegen die Gefahrenstoffverordnung beim Landeskriminalamt eingereicht“, sagt Bürgerinitiative-Sprecher Philipp Dittrich dem KURIER.
So richtig wurmt es der Senatsbauverwaltung aber, dass die Bürgerinitiative ihr im Fall der Asbest-Funde Verschleierungstaktik und unsachgemäßen Umgang mit dem entdeckten Schadstoff vorwirft. „Die Funde sind erst im Zuge der Abrissarbeiten aufgetaucht“, teilt ein Behördensprecher mit.
„Es handelt sich um Fundstellen, die bei der vorangegangenen Schadstoffsanierung des Hauptgebäudes nicht sichtbar waren“, heißt es weiter. Und das hätte auch einen Grund: „Wir vermuten, dass in der Bauzeit des Stadions Ende der 1980er Jahre unsachgemäß und möglicherweise illegal Bauschutt in bestimmte Hohl- und Zwischenräume des Gebäudes verbracht wurde.“
Mit anderen Worten: Der Senat vermutet, dass zu DDR-Zeiten also am Bau gepfuscht wurde, als 1987 das Jahnstadion eine neue Haupttribüne bekam, auf der auch Stasi-Chef Erich Mielke einst thronte und die jetzt Abrissbagger fast platt gemacht haben.
Asbest am Jahnstadion: WAS haben angebliche DDR-Bausünden damit zu tun?
Bürgerinitiative-Sprecher Philipp Dittrich findet diese These echt gewagt. Und ganz ehrlich gesagt: Dass nun offenbar Asbest im Jahnstadion zu DDR-Zeiten verbaut wurde, dürfte eigentlich niemanden verwundern. Denn laut dem Bundesumweltamt wurde der krebserregende Asbest „seit etwa 1930 in so großen Mengen wie kaum ein anderer Werkstoff verwendet. So betrug der Asbestverbrauch in den Jahren 1950 bis 1985 etwa 4,4 Millionen Tonnen“.
Laut dem Bundesumweltamt wurden vor allem in den 60er und 70er Jahren in beiden Teilen Deutschlands eine Vielzahl von Gebäuden unter Verwendung von asbesthaltigen Baustoffen – überwiegend Asbestzement – erbaut. Seit 31. Oktober 1993 ist die Herstellung, Verkauf und Verwendung von Asbest in Deutschland verboten.
Egal, wie es nun zu dem Asbest in dem Tribünen-Bau kam: Der Senat hätte „erst zwei Wochen später“, nach dem man die Funde im Abrissschutt entdeckt hatte, die Öffentlichkeit darüber informiert, so die Bürgerinitiative. Und man habe auch den Schutt nicht ausreichend gesichert beziehungsweise abgedeckt. Das stimme nicht, heißt es aus der Senatsbauverwaltung.

„Die Unterstellung, beauftragte Firmen hätten nicht sachgemäß gearbeitet, weisen wir zurück“, so ein Sprecher der Senatsbauverwaltung. „Das Gegenteil ist der Fall, es wurde vorschriftsmäßig gearbeitet.“ Gefahr für Anwohner bestehe nicht.
Laut der Behörde habe man unverzüglich auf die Asbest-Funde reagiert. Während der Abbrucharbeiten sei vorschriftsmäßig Sprühnebel eingesetzt worden, um die Verbreitung des Schuttstaubes in der Luft zu unterdrücken.