„Kosmos 482“ heißt die sowjetische Sonde, die 1972 in den Weltraum geschossen wurde. 53 Jahre später droht sie nun auf die Erde zu krachen, kann auch Berlin treffen. Sollten wir verschont werden, stellt sich allerdings die Frage: Wie viel Weltraum-Schrott aus der Sowjetunion schwirrt noch in der Umlaufbahn der Erde? Jede Menge, sagen Experten. Und sie warnen vor Gefahren.
Das 500 Kilogramm schwere Ding aus dem All, das laut Wissenschaftler in den kommenden Tagen auf unseren Planeten krachen soll: Eigentlich sollte sie im März 1972 zur Venus fliegen. Aber eine Trägerrakete fiel nach aus. Seit dem schwebt „Kosmos 482“ im Orbit, kam mit den Jahren immer mehr in den Sog der Erdanziehungskraft.
In einem Gebiet zwischen dem 52. nördlichen Breitengrad und dem 52. Südlichen Breitengrad kann sie aufschlagen. An der oberen Grenze liegt Berlin. Der niederländische Wissenschaftler Dr. Marco Langbroek sagt, dass man mit allem rechnen müsse. Aber er glaubt, dass die Sonde eher ins Meer stürzen wird. Und wenn sie das Festland treffen sollte, „ist das Risiko vergleichbar mit dem eines zufälligen Meteoriteneinschlags, von denen es jedes Jahr mehrere gibt“.
Viel gefährlicher als „Kosmos 482“ sind die Schrottteile aus der Sowjetunion und anderer Raumfahrtnationen, die noch im All schweben. Denn seit dem 4. Oktober 1957, als die Sowjets die erste Weltraumrakete mit dem Satelliten „Sputnik“ erfolgreich ins All schossen, wird der Erdorbit von den Menschen vermüllt.
Es sind meist die Teile der Raketen, die nach der Trennung von den weiterfliegenden Sonden oder Raumkapseln jahrzehntelang in der Umlaufbahn unseres Planeten bleiben. Dazu häufen sich die ausgedienten Satelliten, die weiter um die Erde kreisen.
Müll im Weltall: Über eine Million Schrottteile schweben um die Erde
Insgesamt rasen mehr als eine Million Schrottteile, die größer als ein Zentimeter sind, um die Erde, wie die Europäischen Weltraumorganisation Esa berichtet. Und diese Zahl nimmt ständig zu, denn der Weltraum wird immer stärker kommerziell genutzt.
Es sind vor allem Kommunikationssatelliten, die immer mehr ins All gebracht werden. Denn ohne sie wäre ein „Leben auf der Erde“ undenkbar. Fast jeder Mensch nutzt direkt oder indirekt Daten, die von Weltraumsatelliten stammen. Ohne sie würde kein Navi im Auto funktionieren. Wettervorhersagen mit Satellitenbildern sind heute Standard.
Und wenn diese Satelliten mit dem Weltraumschrott zusammenstoßen und aus der Bahn geworfen werden, haben wir auf der Erde ein ernstes Problem. Ein geringes Abweichen vom Kurs reicht, dass wichtige Kommunikationssysteme auf der Erde zusammenbrechen, der Luft- und Seeverkehr zum Erliegen kommt. Vor allem landende Flugzeuge werden auf vielen Flughäfen per Satellit gesteuert. So ein System soll auch im Herbst 2025 am BER verwendet werden. Man kann sich das Chaos vorstellen, wenn Schrottsonden lebenswichtige Satelliten außer Gefecht setzen.
Auch für die Raumfahrt ist der Weltraumschrott gefährlich. Etwa die Internationale Raumstation ISS, die in etwa 400 Kilometer über der Erde schwebt. Jedes Jahr muss sie Ausweichmanöver fliegen, weil ihr solche Trümmer gefährlich nahekommen. Beim Zusammenprall könnte die ISS beschädigt, im schlimmsten Fall zerstört werden.