Sie sollte eigentlich zur Venus. Doch die sowjetische Sonde „Kosmos 482“ hat nie ihr Ziel erreicht. Als gefährlicher Weltraumschrott schwebt sie seit 53 Jahren im Orbit. Nun droht das Ding aus dem All ungebremst auf die Erde zu stürzen. Experten haben ein Aufschlaggebiet errechnet, zu dem auch Berlin gehört.
Im März 1972 schossen die Sowjets die Sonde ins All. Ihre Mission: Sie sollte den Gasplaneten Venus erkunden. Doch Kosmos 482 näherte sich noch nicht einmal ansatzweise dem 400 Millionen Kilometer entfernten Abendstern. Kaum hatte die Sonde den Weltraum erreicht, fiel die Trägerrakete aus. Die Sonde bekam keinen Schub mehr und blieb in der Erdumlaufbahn hängen.
Viele Teile von Kosmos 482 haben sich in den vergangenen Jahrzehnten bereits verabschiedet, verglühten beim Eintritt in die Erdatmosphäre. Ein Leuchtspektakel am Himmel, mehr nicht.
Doch nun soll in den kommenden Tag der Rest der Sonde, der sich im Orbit befindet, auf die Erde stürzen. Es ist das 500 Kilogramm schwere Landemodul der Sonde, die eigentlich unter dem Namen Venera 9 Daten von der Venus zur Erde senden sollte.
Auch auf Berlin? Sowjet-Sonde rast mit 240 Stundenkilometer auf die Erde zu
Der niederländische Wissenschaftler Dr. Marco Langbroek hat nun errechnet, dass das Ding aus dem All mit 240 Stundenkilometern auf die Erde zukommt. Die Landung wird keine sanfte sein. Vermutlich um den 10. Mai herum soll der Rest von Kosmos 482 ungebremst auf die Erder einschlagen, so Langbroek.

Denn der über 50 Jahre alte Fallschirm wird sich wohl nicht mehr öffnen lassen, meint der Wissenschaftler. Da die Sonde für die Venus konzipiert wurde, auf der eine Oberflächentemperatur von 450 Grad Celsius herrscht, wird sie wohl den Eintritt in die Erdatmosphäre überstehen. Davon geht Langbroek aus.
Als Absturzfläche gibt der Experte ein Gebiet zwischen dem 52. nördlichen und dem 52. südlichen Breitengrad an. Dazu gehören nicht nur Afrika, Australien oder auch große Teile von Amerika. Auch Europa ist betroffen – davon ein Großteil Deutschlands. Dazu gehören Berlin und alles, was südlich von der Hauptstadt liegt.
Dass die Sonde Berlin oder Brandenburg treffen könnte, ist möglich. Die Wahrscheinlichkeit, dass Kosmos 482 dort jemanden oder etwas trifft, ist unwahrscheinlich. Langbroek rechnet damit, dass die Sonde eher ins Meer stürzt.
„Aber es lässt sich nicht völlig ausschließen“, dass es auch anders kommen könnte, so der Wissenschaftler. „Obwohl es nicht ohne Risiko ist, sollten wir uns nicht allzu viele Sorgen machen“, sagte er der Nachrichtenagentur AP. Das Objekt sei relativ klein, und selbst wenn es nicht auseinanderbreche, „ist das Risiko vergleichbar mit dem eines zufälligen Meteoriteneinschlags, von denen es jedes Jahr mehrere gibt“.