Mit dem Abriss des Jahnstadions hat sich Bausenator Christian Gaebler (SPD) nicht wirklich Freunde gemacht. Naturschützer und Anwohner wehren sich seit Monaten dagegen, dass Bagger die legendäre DDR-Arena plattmachen. Jetzt bekommt der Senator richtig Ärger. Ein Mitglied einer Bürgerinitiative hat Strafanzeige gegen Gaeblers Bauverwaltung gestellt. Es geht um die gefährlichen Asbest-Funde, die vor Tagen beim Abriss des Stadions gemeldet wurden.
Wir erinnern uns: Mitte April hatte die Senatsbauverwaltung mitgeteilt, dass auf dem Gelände neben dem Mauerpark Baufirmen plötzlich Asbestreste entdeckt hatten – und das trotz vorangegangener Schadstoffsanierung. Der Fund rief sofort Einsatzkräfte mit Schutzanzügen auf den Plan.

Laut Angaben der Gaebler-Behörde der belastete Bauschutt zuvor nicht bekannt. Offenbar handelt es sich um Materialien, die schon während der ursprünglichen Bauzeit auf dem Areal gelagert worden waren und bei der ersten Sanierung nicht erfasst wurden. Wieso, ist allerdings unklar.
Die Behörden reagierten jedenfalls prompt: Das zuständige Landesamt wurde informiert, Schutzmaßnahmen eingeleitet und das Material sollte nun in Säcken und Containern fortgeschafft werden.
Übe den Asbest-Fund berichtete auch der KURIER. Jetzt wird der Fall offenbar zum Asbest-Skandal. Denn nach Darstellung der Bürgerinitiative Jahnsportpark lief offenbar nicht alles so perfekt, wie es die Senatsverwaltung gerne gehabt hätte. Der Vorwurf: Die getroffenen Schutzmaßnahmen würden nicht ausreichend genug funktionieren.
Jahnstadion: Wird Asbest-Fund zum Skandal?
Die Bürgerinitiative will laut Mitteilung folgendes beobachtet haben. Sie teilt mit: „Noch vier Wochen nach Vorliegen des Schadstoffbefundes wurde Ende April die Abdeckung weiter nachgebessert und ist immer noch unvollständig. Wohl am 02.05.2025 hat der Wind einige Abdeckplanen gelöst, sodass der asbesthaltige Schutt ungeschützt und offen dalag, bis er am 05.05. gegen Mittag wieder abgedeckt wurde.“

Dies sei „in höchstem Maße fahrlässig und beweist, dass die bisherigen Maßnahmen ungeeignet sind“, erklärt die Bürgerinitiative. „Veranlasst durch zahlreiche besorgte Nachfragen aus der Anwohnerschaft“ habe daher ein Mitglied der Initiative „Strafanzeige gegen die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen gestellt“. Parallel wurde Beschwerde bei der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt eingereicht.
Die Aufregung und Handlungen er Bürgerinitiative geschehen nicht ohne Grund. Denn die Gesundheitsgefahr, die von Asbest ausgeht, ist hoch. Besonders schwach gebundene Asbestprodukte gelten als hochgefährlich, weil sie leicht Fasern freisetzen, die beim Einatmen zu schweren Lungenerkrankungen, darunter Asbestose und Krebs, führen können. Einmal freigesetzt, blieben die feinen Fasern oft unsichtbar in der Luft und stellten eine ernsthafte Bedrohung für Menschen dar.
Die Bürgerinitiative erklärt: „Den Umgang der Senatsverwaltung mit einem derartig krebserregenden, Luft- und Lungengängigen Stoff, auf einer hochfrequentierten Sportanlage mitten in einem Wohngebiet, halten wir für völlig unzureichend und inakzeptabel.“
Die Behörde von Bausenator Gaebler erklärte Mitte April zu dem Umgang mit den Asbest-Funden, dass eine Gefahr für Anwohnende und Passanten nicht bestehe. „Das betroffene Material wird in faserdichte Säcke verpackt und in Deckelcontainer für den Abtransport verladen. Zudem wird zur Vermeidung von Staubemissionen bei den Arbeiten mit dem kontaminierten Material ein Wassernebel erzeugt. Für die Arbeiten gelten die entsprechenden Arbeitsschutzvorgaben.“
Zu den jetzigen Vorwürfen der Bürgerinitiative und der Strafanzeige hat der KURIER die Senatsbauverwaltung befragt. Eine Antwort steht noch aus.