Seit Monaten herrscht Asbest-Angst am Jahnstadion, und jetzt kommt eine neue Hiobsbotschaft dazu: Der Zaun rund um das gesicherte Schuttgelände in Berlin-Prenzlauer Berg ist nur ein Sichtschutzzaun. Anwohner und Betroffene sind besorgt und zeigen sich irritiert.
Daniela Billig von den Berliner Grünen wollte vom Senat wissen, ob „es sich bei der nachgerüsteten Folie am Bauzaun um einen Sichtschutz oder um eine Ertüchtigung zum Asbestfangzaun“ handelt. Die Antwort des Senats vom 2. Juni ernüchtert und dürfte vielen die Angst nicht nehmen: „Es handelt sich um einen Sichtschutz, welcher mit Beginn der Rückbaumaßnahme angebracht wurde. Es besteht kein Zusammenhang mit dem Asbestfund.“ Das hinterlässt Ratlosigkeit.
Dazu passt, dass der Zaun rund um den gesicherten Asbestschutthaufen im Jahnsportpark offenbar nur ein Leichtgewicht ist. Fotos vom Wochenende zeigen, wie der Sichtschutz am Boden liegt, sodass das Gelände völlig frei zugänglich ist. Das zum Thema der Asbest sei derzeit sicher verpackt und überwacht.
Alexander Puell von der Bürgerinitiative Jahnsportpark sagte dem Berliner KURIER: „Der Bauzaun war über Pfingsten über die komplette Länge vom Wind umgestoßen worden und die Planen verrutscht. Der Zustand blieb über längere Zeit unverändert – es war kein Personal vor Ort zu sehen, der starke Wind verteilte wieder Material.“ Und das nicht zum ersten Mal.

Dabei wollte der Berliner Senat den Asbestschutt so schnell wie möglich wegschaffen. „In einem nächsten Schritt wird der kontaminierte Bauschutt verpackt und ordnungsgemäß deponiert“, hieß es zuletzt. Aber das ist jetzt auch schon wieder eine Woche her.
Nur noch mit Mundschutz zum Jahnsportpark
Alexander Puell: „Wir haben nicht den Eindruck, dass das Ganze in professionellen Händen liegt.“ Er selbst nähere sich dem Asbesthaufen nur noch mit Mundschutz und einem mulmigen Gefühl. Ihm tun vor allem die Leute leid, die dort arbeiten müssen.
Vor allem zur Zeit des Stadionabrisses lag enorm viel Staub in der Luft, ohne dass die Arbeiter besonders geschützt waren. Aus der Nachbarschaft des Jahnsportparks erreichen Puell immer wieder Anfragen zu Messwerten, aber die hat der Senat bislang nicht vorgelegt.

Auch Daniela Billig von den Grünen ist besorgt. „Ich halte das für lebensgefährlich, was die da machen“, sagte die Stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Berliner Grünen zum KURIER. Natürlich könne man das am Ende nie nachweisen, aber „Asbest ist hochgiftig“, eine Krebsgefahr sei immer gegeben.
Anfang April 2025 wurde bei Abrissarbeiten der legendären DDR-Arena in Prenzlauer Berg Asbest entdeckt. Bruchstücke von Asbest-Brandschutzplatten (Sokalit) seien im Bauschutt des Jahnstadions gefunden worden, so der Senat. Seitdem leben die Anwohner vor Ort in Angst, und es ist nicht absehbar, wann die Asbest-Affäre endlich ein Ende nimmt.