Mitten im beliebten Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg liegt ein gefährlicher Schutthaufen: Auf dem Gelände des alten Jahnstadions wurde bereits im April schwach gebundener Asbest entdeckt – hochgefährlich und krebserregend.
Aber auch Wochen später ist keine Entsorgung in Sicht. Der giftige Bauschutt bleibt mitten in der Hauptstadt liegen – direkt neben Wohnungen, Spielplätzen, Sportanlagen und dem Mauerpark.
Jahnstadion: Abriss bringt massive Asbest-Gefahr ans Licht
Beim Rückbau der maroden Haupttribüne des ehemaligen Jahnstadions kamen Asbestreste zutage – ein Altlastenproblem mit hoher Brisanz. Eigentlich sollte an diesem Ort eine neue, moderne Fußballarena für 20.000 Zuschauer entstehen, rund 200 Millionen Euro sind für den Neubau veranschlagt. Statt Fortschritt erleben Anwohner und Passanten eine gefährliche Baustelle mit offenem Gesundheitsrisiko.
Asbestentsorgung verzögert sich – Verwaltung ohne Plan?
Obwohl der Fund von Asbest bereits im April gemeldet wurde, ist die Entsorgung ins Stocken geraten. Die Berliner Senatsverwaltung nennt den Prozess „komplex“. Es fehle bislang eine Zuweisung zu einer geeigneten Deponie durch die Sonderabfallgesellschaft Brandenburg/Berlin (SBB).
Ohne diese kann kein Vertrag geschlossen, kein Transport beauftragt und keine Entsorgung durchgeführt werden. Das bedeutet: Der hochgefährliche Asbest-Schutt bleibt vorerst liegen – wie gesagt, mitten in Berlin.
Scharfe Kritik: Politik und Anwohner sprechen von fahrlässigem Handeln
Die Verzögerung ruft scharfe Reaktionen hervor. Grüne Abgeordnete werfen der Senatsbauverwaltung mangelnde Vorbereitung vor. Bei einem Gebäude aus den 1950er-Jahren sei mit Asbest zu rechnen gewesen – doch offenbar wurde das Risiko unterschätzt. Dass der Fund für die Verwaltung überraschend kam, gilt als schwer nachvollziehbar.

Auch Anwohner sind alarmiert. Die Bürgerinitiative Jahnsportpark spricht von einem Skandal: Die Asbestfunde seien zu lange verschwiegen worden, es habe an wirksamen Schutzmaßnahmen gefehlt. Inzwischen liegt sogar eine Strafanzeige gegen den Senat vor – wegen des Verdachts, Menschen vorsätzlich gesundheitlichen Gefahren ausgesetzt zu haben.

Philipp Dittrich (Bürgerinitiative Jahnsportpark) teilte mit: „Die Lässigkeit, vielleicht auch Fahrlässigkeit, mit der während des Abrisses der Osttribüne mit dem Thema Staub umgegangen wurde, hat von Anfang an erstaunt. Erkennbar war ja im Rahmen der vorgezogenen Schadstoffsanierung kein kompletter Ausbau der Haustechnik erfolgt. Diese ist häufig Schadstoff-, insbesondere Asbestbelastet. Die nun geplanten Maßnahmen wie Wassernebel sind unzureichend und entsprechen nicht den üblichen Standards.“
Schutzmaßnahmen kommen laut Kritik zu spät
Die Verwaltung verweist auf Planen, Wassernebel und Schutzausrüstung – doch Kritiker sagen: Alles kam zu spät. Trotz wochenlanger Trockenheit sei auf konsequente Staubreduktion verzichtet worden. Dabei reichen schon kleinste Asbestfasern in der Luft aus, um ein erhebliches Gesundheitsrisiko darzustellen.

Eine klare Antwort auf die drängende Frage bleibt die Stadtverwaltung weiterhin schuldig: Wann wird der Asbest endlich entsorgt? Wann kehrt Sicherheit auf dem Gelände des Jahnstadions ein? Solange diese Fragen unbeantwortet bleiben, wächst nicht nur der Ärger – sondern auch die Sorge vor langfristigen gesundheitlichen Folgen für Anwohner, Sportler und Spaziergänger.
Wie lange bleibt der Asbest-Schutt in Berlin?
Übrigens: Die Deutsche Presse-Agentur vermeldete am heutigen Dienstag, dass Die Planungen für den Neubau des Stadions und den Umbau des anliegenden Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks einen Schritt vorangekommen seien. Der Berliner Senat beschloss demnach den Entwurf für einen Bebauungsplan, der damit jetzt an das Abgeordnetenhaus zur weiteren Beratung und Beschlussfassung weitergeleitet werden kann.
Bausenator Christian Gaebler (SPD) ist zuversichtlich, dass der Plan die Grundlage für den Bau eines Stadions mit 20.000 Plätzen bildet, aber auch für eine neue Sporthalle, ein Begegnungszentrum für Verbände und etliche Spielfelder für unterschiedliche Sportarten. Die heutige Gymnastikwiese soll zum Teil erhalten bleiben.
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