Ein mutmaßlicher Millionen-Deal im Herzen von Berlin wirft große Fragen auf und hat womöglich juristische Folgen. Um diese Fragen geht's: Wer profitiert vom geplanten Schul-Neubau im historischen Klosterviertel? Und warum soll das Land Berlin plötzlich öffentliches Eigentum und Millionenbeträge an eine Stiftung übertragen?
Die Affäre schlägt hohe Wellen: Die Bundestagsabgeordnete Katalin Gennburg (Linke) und der Architekturkritiker Philipp Oswalt haben laut Berliner Zeitung Strafanzeige wegen Veruntreuung von Steuergeldern gestellt – direkt gegen Finanzsenator Stefan Evers (CDU) sowie die ehemaligen SPD-Politiker Thilo Sarrazin und Hans Stimmann.
Konkret geht es um ein Grundstück rund um die Ruine des Franziskanerklosters in Berlin-Mitte – ein Ort voller Geschichte. Hier stand einst das berühmte Berlinische Gymnasium zum Grauen Kloster, gegründet 1574, zerstört 1945. Jetzt will die Stiftung Berlinisches Gymnasium zum Grauen Kloster an diese Tradition anknüpfen und die Schule am Originalstandort neu errichten.

Laut Anzeige planen Land Berlin und Stiftung eine außergerichtliche Einigung: Eine Million Euro und wertvolle Grundstücke in der Klosterstraße 73–74 sollen an die Stiftung gehen. Im Gegenzug soll diese auf rechtliche Ansprüche verzichten. Doch Kritiker sprechen von einem politischen Kuhhandel.
Kampf ums Erbe – Wem gehört das Klostergelände wirklich?
Das Gelände war nie enteignet worden – weder von den Nationalsozialisten noch von der DDR. Es gehört seit Jahrhunderten der Stadt. Deshalb lehnten die Behörden 1999 die Rückgabe an die Stiftung ab. Trotzdem wurde geklagt. Erst vor Verwaltungsgerichten, seit 2019 zivilrechtlich mit dem Ziel einer Grundbuchänderung.
Parallel liefen vertrauliche Vergleichsverhandlungen. Dabei soll die Stiftung zwischenzeitlich sogar 11 Millionen Euro gefordert haben. Für Gennburg und Oswalt Grund genug, den Vorgang als Verschwendung von Landesvermögen anzuprangern – und zur Anzeige zu bringen.
Politverflechtung? SPD-Mann unter Druck
Besonders brisant: Georg Dybe, Vertreter der Stiftung, SPD-Mann, Behördenleiter in Brandenburg und Vorsitzender des Vereins ehemaliger Klosteraner, gerät ins Visier der Vorwürfe. Kritiker vermuten ein Netzwerk politischer Einflussnahme und Hinterzimmer-Deals.
Auf Anfrage der Berliner Zeitung schreibt Georg Dybe: „Die in der Strafanzeige gegen die Stiftung Berlinisches Gymnasium zum Grauen Kloster sowie gegen meine Person erhobenen Vorwürfe entbehren jeder Grundlage.“
Berliner Finanzverwaltung unter Druck – was sagt der Senat?
Und die Senatsverwaltung für Finanzen? Die wiegelt ab: Man kenne die Strafanzeige bisher nur aus den Medien, eine Stellungnahme sei daher nicht möglich. Offiziell betont der Senat, dass es um Rechtssicherheit gehe und eine wirtschaftlich sinnvolle Lösung gesucht werde – im Sinne des Landeshaushalts.
Doch hinter den Kulissen rumort es. Der Fall Graues Kloster entwickelt sich zum Polit-Krimi – mit historischem Gewicht und der Frage: Wem gehört eigentlich das Herz der Hauptstadt Berlin?
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