Gesundheit

Katastrophenfall: So gut ist Berlin für die Krise gerüstet

Das sind die Problemzonen der Stadt. Wo es im Moment schon gut läuft und wo es noch hakt. KURIER antwortet auf die wichtigsten Fragen.

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Ein Rettungswagen der Feuerwehr fährt durch Berlin.
Ein Rettungswagen der Feuerwehr fährt durch Berlin.Monika Skolimovska/dpa

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) spricht von Deutschland als einem Land, das „nicht im Krieg, aber auch nicht mehr im Frieden“ sei. In Politik und Medien ist von „Kriegstüchtigkeit“ die Rede. Doch wie krisenfest ist die kritische Infrastruktur in Berlin im Moment? Wie ist die Lage in den Krankenhäusern? Was ist mit den Rettungsdiensten, – und wäre die Stadt vorbereitet, wenn es jetzt zu einer Katastrophe käme?

Krankenhäuser – Dauerkrise statt Krisenfall

Schon der Alltag ist Ausnahmezustand. 53 Berliner Kliniken behandeln jährlich über 770.000 stationäre und über eine Million ambulante Patientinnen und Patienten. Doch das Geld ist knapp, seit Jahren schon. Im Nachtragshaushalt 2025 wurden dann auch noch 29 Millionen Euro gestrichen – nur rund 161 Millionen bleiben für Investitionen in Gebäude und Technik. Das ist ein Drittel des Bedarfs. Zwar soll der Bund mit einem Transformationsfonds helfen, Berlins Anteil wäre 130 Millionen Euro – der Senat plant aber nur zehn ein.

Die Lage ist dramatisch. Ungefähr 80 Prozent der Krankenhäuser schreiben rote Zahlen. Und jetzt soll das System für einen Krieg aufgerüstet werden. Ein „Rahmenplan zivile Verteidigung Krankenhäuser“ bleibt vage, wenn es ums Geld geht. „Die weitere Entwicklung bleibt abzuwarten“, heißt es lapidar.

Ambulante Versorgung – Warten, warten, warten

Notaufnahmen ächzen. Ein Grund liegt im ambulanten Sektor der Berliner Gesundheitsversorgung. In manchen Berliner Bezirken ist Land unter bei Haus- und Fachärzten. Vor allem betroffen sind Marzahn-Hellersdorf und Treptow-Köpenick, aber auch Lichtenberg, denn der Bezirk wächst.

Rettungsdienst – Wenn der Notruf überlastet ist

Die Berliner Feuerwehr hat nicht genug Rettungswagen. Fast täglich ruft die Leitstelle „Auslastungsstufe 2“ aus, manchmal mehrmals. Das bedeutet: Nur noch 30 von 125 RTW sind einsatzbereit. Bei „Auslastungsstufe 3“ – früher „Ausnahmezustand“ – sind es nur noch zehn. Dann müssen sogar Löschfahrzeug-Besatzungen einspringen, was den Brandschutz schwächt. Für Pausen bleibt keine Zeit. Seit Oktober wurden sogar die Pausenzeiten offiziell verkürzt.

Katastrophenschutz – Berliner Flickenteppich soll verschwinden

36 Behörden kümmern sich in Berlin um den Katastrophenschutz – von Senatskanzlei bis Bezirksamt. Nun soll alles zentral unter dem Dach eines neuen Landesamtes gebündelt werden.

Erst vor Wochen kam es im Südosten zu einem großen Stromausfall, weil Chaoten einen Anschlag auf einen Strommast verübten.
Erst vor Wochen kam es im Südosten zu einem großen Stromausfall, weil Chaoten einen Anschlag auf einen Strommast verübten.Michael Ukas/dpa

Not-Anlaufstellen – Wenn der Strom ausfällt

Geplant sind 44 „Kat-Leuchttürme“, Notfallpunkte mit Funkverbindung und Notstrom. Dort sollen Bürger Infos und Hilfe bekommen, Selbsthilfe soll organisiert werden. Doch der Aufbau stockt. Eine CDU-Umfrage in Pankow zeigt: Der Sprit für die Notstromaggregate reicht oft nur zwölf Stunden. Danach geht das Licht aus.

Kraftstoffversorgung – Wenn nichts mehr läuft

Bei einem Blackout stehen die Tankstellen still: Ohne Strom funktionieren die Pumpen nicht, ohne Internet keine Preisfreigabe. In ganz Berlin können nur zwei Tankstellen im Notfall weiter Sprit abgeben – eine auf dem Polizeigelände in Moabit, eine am Schöneberger Kreuz.

Sirenen – Hauptstadt übt den Alarm

Erstmals seit 30 Jahren heulten in Berlin wieder Sirenen – beim bundesweiten Warntag am 11. September.
Derzeit gibt es 248 Anlagen, bis 450 sollen es werden. Doch die Sirene warnt nur – Infos müssen über Apps kommen.

Schutzräume – Bunker? Fehlanzeige!

Nach 1990 wurden alle öffentlichen Schutzräume entwidmet oder verkauft. Viele dienen heute ganz anderen Zwecken. Die Senatsverwaltung teilt mit, der Bund prüfe derzeit, „inwieweit das Rückbaukonzept für Schutzräume anzupassen ist“. Bis dahin gilt: Im Ernstfall muss Berlin improvisieren.

Fazit:
Vom Krankenhaus bis zum Katastrophenschutz – Berlin steht auf wackligen Beinen. Ob Stromausfall, Notstand oder Krieg: Die Hauptstadt wäre kaum vorbereitet. Und das in einer Zeit, in der alle von „Krisenfestigkeit“ reden.