Zum 1. Oktober

Horrorhaus von Köpenick: Obdachlose und Flüchtlinge müssen ausziehen

Die Sozialämter dürfen keine Menschen mehr in die Friedrichshagener Straße 1a–c in Berlin-Köpenick schicken.

Author - Stefan Henseke
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Das Horrorhaus von Köpenick: Hinter dieser Fassade sollen die Schafe von einem Bewohner geschlachtet worden sein. Diese „Wohnung“ war früher eine Videothek.
Das Horrorhaus von Köpenick: Hinter dieser Fassade sollen die Schafe von einem Bewohner geschlachtet worden sein. Diese „Wohnung“ war früher eine Videothek.Axel Billig/Pressefoto Wagner

In einer Wohnung wurden illegal Schafe geschlachtet, Feuer gelegt, Nachbarn bedroht: Als „Horrorhaus von Köpenick“ machte ein Mietshaus in der Friedrichshagener Straße in Berlin-Köpenick in den vergangenen Wochen Schlagzeilen. Jetzt zieht das Bezirksamt die Notbremse: In der im Erdgeschoss gelegenen Ladenzeile dürfen keine Obdachlosen und Flüchtlinge mehr untergebracht werden, für die bisher dort einquartierten Personen werden neue Unterkünfte gesucht.

Im Juni besuchte der KURIER das Haus und sprach mit Nachbarn, die sich über die unzumutbaren Zustände beklagten. Sie berichteten über Krach bis in die Nacht, über Feuer, das im Innenhof gelegt wurde, über Drohungen durch die neuen Bewohner. „Ich habe eine Frau und zwei Kinder, sieben und zwölf Jahre alt. Klar, dass wir nach diesen Vorfällen Angst davor haben, was noch in diesem Horrorhaus passieren wird“, sagte uns damals Mieter Sven P.

Die panischen Schreie der Tiere hallten durch das ganze Haus

Zum echten Horrorhaus wurde die Unterkunft in der Nacht zum 10. Juni. In der Wohnung einer rumänischen Familie wurden zwei gestohlene Schafe geschlachtet. Die panischen Schreie der Tiere hallten durch das ganze Haus. Nachbarn alarmierten die Polizei. Die Beamten fanden in der Wohnung die getöteten Schafe, blutige Messer und Schalen.

Dieses eine Schaf wurde von der Polizei gerade noch vor dem Tod gerettet. Zwei weitere gestohlene Schafe wurden im Horrorhaus von Köpenick geschlachtet.
Dieses eine Schaf wurde von der Polizei gerade noch vor dem Tod gerettet. Zwei weitere gestohlene Schafe wurden im Horrorhaus von Köpenick geschlachtet.Polizei Berlin

Nach massiven Beschwerden der Nachbarn und Schlagzeilen in der Presse geriet auch das Bezirksamt Treptow-Köpenick unter Druck. Bei einer Überprüfung der Unterkunft wurde festgestellt, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zuging.

Die ehemaligen Ladenlokale wurden vom Eigentümer zunächst zu Ferienwohnungen umgebaut – mit Genehmigung des Bezirksamtes. Doch genutzt wurden sie ganz anders – als Unterkünfte für Flüchtlinge und wohnungslose EU-Bürger, die wiederum vom Sozialamt geschickt wurden.

Zum 1. Oktober wird die Unterkunft geräumt

Wegen Brandschutzmängeln und der bereits durchgeführten und ungenehmigten Nutzungsänderung hat die zuständige Bauordnungsbehörde jetzt eine Nutzungsuntersagung „für die ASOG-Unterkunft in der Friedrichshagener Straße 1a–c“ erlassen, heißt es. Eine gute Nachricht für die übrigen Mieter: „Alle Sozialämter sind aufgerufen, die Unterkunft zum 1.10.2025 freizuziehen“, teilt das Bezirksamt Treptow-Köpenick dem KURIER mit.

„Das bedeutet, dass in die Einrichtung keine neuen Zuweisungen von obdachlosen Menschen mehr vorgenommen werden sollen und dass für alle in der Unterkunft noch verbliebenen Menschen eine Alternative gefunden werden muss“, heißt es weiter. Das Sozialamt Treptow-Köpenick sei bestrebt, für die Familien mit Schul- und Kitakindern eine passende Unterkunft im Bezirk zu finden. Alle anderen Betroffenen müssen möglicherweise in anderen Bezirken untergebracht werden.