Der Görlitzer Park, Drogen und Drogendealer. Auch Rolf L. gehörte einst dazu. Als Berliner Polizeibeamter, der die Kriminalität bekämpft – und dabei selbst kriminell wird. Die ARD-Dokumentation „Lubi - Ein Polizist stürzt ab“ aus dem Jahr 2023 erzählt die wahre Geschichte des Polizisten Rolf L., „der Verbrecher bekämpft und selbst zu einem Verbrecher wird“. Der Film läuft am Mittwoch ab 23 Uhr im WDR.
Ausführlich kommt Rolf L., genannt Lubi, zu Wort und erzählt Zigarette rauchend seine Geschichte. Als ein junger Mann, „der immer die Action sucht“, auch im Nachtleben, wie es sein bester Freund in die Kamera sagt und von den gemeinsamen Interessen erzählt: „Autos, Sport, Politik, Frauen“.
Auch von Gewalt gegen Verdächtige berichtet Rolf L.
Ende der 90er-Jahre war Rolf L. Polizist im Rotlicht- und Drogenmilieu. Er wollte da sein, wo etwas los war, erzählt er. Ein Berufsleben als Actionfilm, der ihn in den Abgrund ziehen wird. 1999 schießt ihm ein Krimineller mit einer Gaspistole ins Gesicht. Er raucht Marihuana, um nachts runterzukommen vom Adrenalin.
Auch von Gewalt gegen Verdächtige berichtet Rolf L.: „Wenn es Widerstand gab, gab es meist auch irgendwelche gebrochenen Knochen – aber nicht bei mir.“ Reue ist dabei nicht zu hören, die Filmemacher unterlegen die Szene mit Bildern von Rolf L. beim Boxen, extra dafür aufgenommen.
Später wird er Fahnder im Görlitzer Park, Berlins bekanntestem Platz für Drogenhandel. Zugleich nimmt er seit 2015 Kokain. Bei der Polizei fallen weder Gewalt noch Drogen auf, er wird Teamführer, eine Beförderung zum Kommissar ist möglich. Beurteilt wird, er bleibe „auch im Umgang mit schwierigen oder aufgebrachten Adressaten polizeilicher Maßnahmen freundlich und sachlich“.
Als Rolf L. wegen einer Wirbelsäulenverletzung in den Innendienst versetzt wird, steht er unter Schock. Die Suche nach dem Kick jenseits des Schreibtisches führt zur kriminellen Karriere.
Der Film ist eine Mischung aus Dokumentation und inszeniertem Spielfilm. Polizeieinsätze, Autobahnrasereien und Krankenhausszenen werden mit flackerndem Licht nachgestellt, die Band Extrabreit singt „Polizisten“. Rolf L. erzählt nicht nur, sondern tritt auch als Darsteller auf. Wenn er von seinen Fahrten durch Europa unter Koks erzählt, schwingt eine Art Reststolz mit.
„Ich habe ihn immer gefragt: Warum machst du die Scheiße?“
Für eine Bande aus Autodieben aus Arabern, Polen, Litauern und Deutschen fragt er Daten aus den Polizeicomputern ab und agiert als Kurier. Für eine kurze Fahrt mit einem 300.000 Euro teuren Lamborghini, der gesucht wird, verlangt er völlig naiv 150 Euro, bekommt aber 5000.
Rolf L. überführt gestohlene Autos in ganz Europa. Geliefert werden die Wagen von einem Polen, der fröhlich und sympathisch lachend sein Leben als Profidieb schildert: „Man kann jedes Auto klauen, ohne Probleme, ich habe Tausende Autos geklaut in Berlin damals.“ Die Polizei habe ihn „Phantom“ genannt.

Mit elektronischem Hightech-Werkzeug werden die Autos geknackt und direkt in Garagen gefahren, wo sie umgespritzt werden. „Fünf Stunden später ist das Auto Geschichte“, sagt der damalige Dieb. Und über Rolf L.: „Er hat Autos geliebt.“ Dabei sei er ausgenutzt worden. „Ich habe ihn immer gefragt: Warum machst du die Scheiße?“ Und: „Er riskierte alles für seine Nase“, also für das Kokain.
Schließlich ist sogar Europol an der Bande dran. 2018 trifft Rolf L. sich mit dem Autoknacker, dem die Observation der Polizei auffällt. Rolf L. hält das für Einbildung, da schlägt die Polizei schon zu. Es folgt eine Razzia mit 250 Polizisten und 16 Festnahmen. Im März 2022 geht Rolf L. in den Knast. 2023 werden die Haftbedingungen erleichtert, er sieht seine Familie wieder. Er sagt: „Ich bin selber schuld daran, dass es so gekommen ist, wie es gekommen ist.“ (mit dpa)