Überfüllt und chaotisch

Horror im Regio zur Ostsee: VBB will Berliner Zug-Albtraum beenden

Wer oft mit dem Regio unterwegs ist, kennt das Problem: volle Züge, viel Gequetsche, dicke Luft. Auch für den VBB-Chef sind die Zustände unzumutbar.

Author - Florian Thalmann
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Viele Regionalzüge sind ständig überfüllt - vor allem stark nachgefragte Züge, etwa in Richtung Ostsee, platzen im Sommer aus allen Nähten. Da möchte man am liebsten gar nicht einsteigen ...
Viele Regionalzüge sind ständig überfüllt - vor allem stark nachgefragte Züge, etwa in Richtung Ostsee, platzen im Sommer aus allen Nähten. Da möchte man am liebsten gar nicht einsteigen ...Sabine Gudath/imago, Rene Traut/imago

Wer regelmäßig die Regionalbahnen in Berlin und Brandenburg nutzt, der weiß: Der Fahrschein ist eigentlich ein Glücksspiel-Ticket. Vor jeder Fahrt wird neu gewürfelt: Wird der Zug völlig überfüllt sein? Werde ich überhaupt noch einen Platz bekommen? Darf mein Fahrrad mit? Kommt es aufgrund der hohen Auslastung vielleicht sogar zu Verspätungen? Und strande ich aufgrund eines Defekts vielleicht sogar mitten im Nirgendwo? Der Chef des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg will jetzt mit den untragbaren Zuständen aufräumen. Aber wie?

Zustände im Regionalverkehr: VBB-Chef findet Situation unzumutbar für Fahrgäste

Jeder, der ein Deutschlandticket besitzt und regelmäßig mit Regionalzügen von A nach B fährt, der kennt das Problem: Züge haben Verspätung, fallen aus oder sind aufgrund der großen Reisebewegungen einfach höllisch überfüllt. Vor allem am Wochenenden und im Sommer kann das schnell zur nervlichen Belastungsprobe werden. Auch in der KURIER-Redaktion kommen immer wieder irre Geschichten auf den Tisch.

Ein Kollege berichtete erst kürzlich von einer Tour zwischen Berlin und Dresden – auf der Hinfahrt war im Regionalzug der Deutschen Bahn die Klimaanlage defekt, sodass sich der Schritt nach draußen ins 32 Grad warme Dresden beinahe wie ein Ausflug in die Arktis anfühlte. Auf der Rücktour war der Regio dann so überfüllt, dass buchstäblich kein Apfel zu Boden fallen konnte. Ein Schicksal, das viele Menschen vor allem auf den stark nachgefragten Linien teilen: Züge an die Ostsee etwa sind ständig ausgelastet.

Volle Regionalzüge sind vor allem seit der Corona-Zeit und der Einführung des bundesweit gültigen Tickets - früher 9-Euro-Ticket, jetzt Deutschlandticket - ein Problem.
Volle Regionalzüge sind vor allem seit der Corona-Zeit und der Einführung des bundesweit gültigen Tickets - früher 9-Euro-Ticket, jetzt Deutschlandticket - ein Problem.Dirk Sattler/imago

Chaos an Himmelfahrt: Regio musste in Pasewalk wegen Überfüllung geräumt werden

Ein Beispiel gefällig? An Himmelfahrt war die Auslastung mancher Züge so stark, dass ein Regio sogar geräumt werden musste – wegen Überfüllung! Der Zug war auf dem Weg von Stralsund nach Berlin, blieb in Pasewalk stehen. Die Zugbegleiter riefen sogar die Polizei zur Unterstützung, weil der Zug so voll war, dass es keine freien Rettungswege mehr gab. Rund 250 Fahrgäste strandeten auf dem Bahnhof Pasewalk – 100 von ihnen hatten Fahrräder dabei. Es dauerte Stunden, bis alle nach Hause kamen, denn auch ein eingesetzter Sonderzug war in Pasewalk so voll, dass nur wenige ihn nutzen konnten.

Vor allem im Sommer wollen viele Menschen die Regios nutzen - etwa für Fahrradtouren. Doch das verschärft das Chaos nur noch mehr.
Vor allem im Sommer wollen viele Menschen die Regios nutzen - etwa für Fahrradtouren. Doch das verschärft das Chaos nur noch mehr.Sabine Gudath/imago

Wohin soll das noch führen? Der neue Chef des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB) will jetzt mit den furchtbaren zuständen aufräumen, verspricht er in einem Interview. „Das ist ein Problem, das mich persönlich bewegt und bedrückt, weil wir hier zum Teil Zustände haben, die wir den Fahrgästen eigentlich nicht zumuten dürften“, sagt Christoph Heuing. Man wolle alles versuchen, um etwas Erleichterung zu verschaffen.

So will der VBB-Chef die Lage in den Regios zur Ostsee entspannen

Vor allem in Richtung Ostsee soll sich die Lage etwas entspannen. Morgens fahren bereits zwei zusätzliche Züge zur Badewanne der Berliner, am Abend wieder zurück. „Wir prüfen derzeit, ob wir noch einen dritten Zusatzzug reinbekommen können“, sagt der VBB-Chef. Außerdem plane man einen Stundentakt zwischen Berlin und Stralsund. „Der soll so aussehen, dass wir alle zwei Stunden mit dem RE3 direkt fahren können. Und dass wir alle zwei Stunden in Angermünde einen Umstieg machen in einen neuen RE30, der von Stralsund kommt, sodass wir eine deutlich höhere Kapazität haben“, erklärt er. Mehr Züge bekomme man aber nicht auf die Strecke. Ob das auf den besonders stark nachgefragten Linien wirklich Entlastung schaffen wird, wird sich zeigen.

Horror-Erlebnisse im Regionalzug der Bahn: Wir wollen Ihre Geschichten hören!

Haben auch sie mal eine schreckliche Fahrt mit einem Regionalzug erlebt? War er überfüllt, stickig, gab es kaputte Toiletten oder eine defekte Klimaanlage? Wir wollen Ihre Geschichten hören! Schicken Sie uns Ihre Erlebnisse per Mail an wirvonhier@berlinerver.lag.com – wir freuen uns über Ihre Zuschriften!