Mit Kopftuch und Kittelschürze in ihrer Rolle als Traudel Schulze: Die große DDR-Entertainerin Helga Hahnemann (1937–1991) war  ein Berliner Original mit Herz und Schnauze.
Mit Kopftuch und Kittelschürze in ihrer Rolle als Traudel Schulze: Die große DDR-Entertainerin Helga Hahnemann (1937–1991) war  ein Berliner Original mit Herz und Schnauze. imago/Günter Gueffroy

Sie war eine Künstlerin mit Berliner Herz und Schnauze. Die große DDR-Entertainerin Helga Hahnemann, die bei den  Menschen in Ost und West bis heute unvergessen bleibt und im September 85 Jahre alt geworden wäre. Doch im Stadtbild fehlt auch drei Jahrzehnte nach ihrem Tod noch immer ihr Name. Nun wird es im Berliner Osten endlich eine Helga-Hahnemann-Straße geben. Dafür wurde in einem Bezirk sogar „Hennes“ Stasi-Akte durchforstet.

Im vergangenen November hatte der KURIER zu ihrem 30. Todestag angeprangert, dass in Berlin noch immer keine Straße nach Helge Hahnemann benannt wurde. Ein Weg nahe der Friedrichstadt-Palastes sollte es auf Initiative von Berliner Künstlern werden. Daraus wurde aber nichts.

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Nun wollen es plötzlich gleich drei Bezirke. Aufgrund des KURIER-Artikels wurden Anfang 2022 in Mitte, Pankow und Treptow-Köpenick  eine Straßenbenennung in den Bezirksparlamenten (BVV) beantragt.

In dem Rennen hat Treptow-Köpenick die Nase vorn. Läuft alles gut, wird es dort schon kommenden Monat die Helga-Hahnemann-Straße in Berlin geben. Der Beschluss der BVV wird derzeit vorbereitet, teilte Bezirkssprecherin Laura Schluricke dem KURIER mit.

Eine Straße in einem neuen Viertel in Treptow-Köpenick soll nach Helga Hahnemann benannt werden

Der Ort steht bereits mit Niederschöneweide fest, wo Helga Hahnemann von 1956 bis 1959 die Schauspielschule besuchte, die sich einst an der Schnellerstraße befand. In der BVV wurde vorgeschlagen, dass eine Privatstraße in dem neuen Wohngebiet den Namen von „Big Helga“ tragen soll, das zwischen Fließstraße und dem Spreeufer entsteht.

Das neue Wohnquartier in Niederschöneweide: Hier soll es bald die Helga-Hahnemann-Straße geben.
Das neue Wohnquartier in Niederschöneweide: Hier soll es bald die Helga-Hahnemann-Straße geben. Volkmar Otto

Auf dem Areal „Buwog-Bauwerk“ sind etwa an der Fließstraße schon neue Häuser und die Sozialstation „Strohhalm“ (eine Einrichtung für obdachlose Menschen) errichtet worden. Nun entstehen weitere Gebäude in Richtung Spreeseite. Laut Internetseite des Unternehmens Buwog sollen auf dem Areal insgesamt über 140 Wohnungen bis 2024 gebaut werden. Eine der neuen Straßen soll in Helga-Hahnemann-Straße benannt werden, bestätigte Buwog-Sprecher Michael Divé.

Straßenbenennung schon im September?

Im September könnte es soweit sein. Das Verfahren sei „recht fortgeschritten“, so Bezirkssprecherin Schluricke. „Derzeit bearbeitet das Vermessungsamt die Nummerierung der Grundstücke“, sagt sie. „Nach Abschluss durchläuft die erstellte Verfügung zur Straßenumbenennung ein Umlaufverfahren zur abschließenden Mitzeichnung und dann wird die Straßenumbenennung im Amtsblatt veröffentlicht. Ein Zeitraum von sechs bis acht Wochen für die Umbenennung sind realistisch.“

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Auch wenn das erst etwa Ende September passiert: Die Straßenbenennung wäre eine würdevolle Erinnerung an Helga Hahnemann, die am 8. September ihren 85. Geburtstag gefeiert hätte.

Das war 2003: Mittes damaliger Bezirkschef Joachim Zeller, Angelika Mann, Ulla Klingbeil und Katrin Güttler (erste Miss DDR) weihten provisorisch die Helga-Hannemann-Straße ein. Das Schild ist heute verschwunden.
Das war 2003: Mittes damaliger Bezirkschef Joachim Zeller, Angelika Mann, Ulla Klingbeil und Katrin Güttler (erste Miss DDR) weihten provisorisch die Helga-Hannemann-Straße ein. Das Schild ist heute verschwunden. imago/Eventpress Herrmann

In Mitte ist das Bezirksamt längst nicht soweit. Dabei gab es nahe von Hennes Wirkungsstätte, dem  Friedrichstadt-Palast, schon 2003 eine provisorische Helga-Hahnemann-Straße, deren tatsächliche Realisierung aber scheiterte.

Mitte und Pankow planen auch an einer Helga-Hahnemann-Straße

Im Februar 2022 stellte die CDU-Fraktion der BVV Mitte den Antrag für eine richtige Hahnemann-Straßen. Doch die Umsetzung kann dauern. Denn ein umfangreiches bürokratisches Verfahren wurde in Gang gesetzt. Es sieht unter anderem vor, die Biografie der zu ehrenden Person zu prüfen, teilte das Bezirksamt mit. „Es wurden demgemäß die vorhandenen Stasi-Unterlagen von Helga Hahnemann gesichtet und der Inhalt als unbedenklich bewertet.“

Helga Hahnemann mal ganz glamourös: Mit ihren Bühnen-Auftritten im Fernsehen begeisterte sie die Menschen in Ost und West.
Helga Hahnemann mal ganz glamourös: Mit ihren Bühnen-Auftritten im Fernsehen begeisterte sie die Menschen in Ost und West. imago/Günter Gueffroy

Dazu will  das Bezirksamt eine Biografie über die Künstlerin erstellen und dem Kulturausschuss vorlegen, der dann Helga Hahnemann in die Vormerkliste der Frauennamen für mögliche Straßenumbenennungen aufnehmen soll. Bis dahin gibt es in Treptow-Köpenick schon längst die Straße für Henne. Fraglich, ob Mitte dann noch nachfolgt.

In Pankow liegen derzeit die Pläne für eine Hahnemann-Straße noch im Kulturausschuss des Bezirkes. Ob die Benennung in der Sitzung am 24. August auf die Tagesordnung kommt, ist unklar. Die CDU hatte in der BVV vorgeschlagen, einen Platz oder Park im Ortsteil Wilhelmsruh nach der Künstlerin zu benennen, die dort auf dem Friedhof bestattet wurde und ein Ehrengrab erhalten hat.

Für Pankows CDU-Fraktionschefin Denise Bittner wäre es kein Problem, wenn es in Treptow-Köpenick schon eine Straße für „Big Helga“ gibt. „Wir haben in der Stadt so viele Berliner Straßen, da kann es auch mehrere für Helga Hahnemann geben“, sagt Bittner.