Die Schauspielerin Barbara Schnitzler spielt ab sofort in der Berliner „Cabaret“-Inszenierung mit. In der DDR war sie ein echter Star.
Die Schauspielerin Barbara Schnitzler spielt ab sofort in der Berliner „Cabaret“-Inszenierung mit. In der DDR war sie ein echter Star. imago/Matthias Rietschel

Zwei Jahre nicht gesehen, endlich wieder auf der Bühne: Die legendäre „Cabaret“-Inszenierung des Regisseurs und Madonna-Choreographen Vincent Paterson ist zurück in Berlin. Und sie hat Zuwachs bekommen. Damit dürfte die Show noch einen Tick besser werden als bisher. Aber das kennen wir ja schon.

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„Willkommen, bienvenue, welcome!“ … Das ist nun wirklich entzückend, dass ihre neue Show-Heimat sie gleich so ausgesucht höflich und freundlich begrüßt. Aber Barbara Schnitzler (69) ist ja auch nicht irgendwer. Die Tochter der großen Schauspielerin Inge Keller (1923–2017, „Aimée & Jaguar“) und des DDR-Fernsehmoderators Karl-Eduard von Schnitzler (1918–2001, „Der schwarze Kanal“) hat viele Jahre am Deutschen Theater gespielt, sie war dort eine feste Größe, zeitweilig an der Seite ihrer Mutter, die auch dort spielte.

Barbara Schnitzler übernimmt im Berliner Erfolgsmusical „Cabaret“ die Rolle des Fräulein Schneider

Jetzt übernimmt Barbara Schnitzler im Berliner Erfolgsmusical „Cabaret“ im Tipi am Kanzleramt die Rolle des Fräulein Schneider. Da tritt sie in große Fußstapfen: Angela Winkler hat diese Rolle schon bravourös verkörpert, ebenso Regina Lemnitz. Und mit ihr wechselt sich Barbara Schnitzler auch ab. Aber das macht sie mit links, ganz bestimmt.

Die Kit-Kat-Girls des „Cabaret“ in Aktion
Die Kit-Kat-Girls des „Cabaret“ in Aktion Tipi am Kanzleramt/Barbara Braun

Am kommenden Dienstag gibt es – nach gut zweijähriger coronabedingter Zwangspause – die Wiederaufnahmepremiere im Tipi. Und selbstverständlich sind sie wieder alle mit dabei: Sally, das vergnügungssüchtige Nachtclubgirl mit seinem berühmtem „Life is a Cabaret“-Song (im Wechsel gespielt von Jasmin Eberl, Paulina Plucinski  und Linda Rietdorff), der liebes- und erlebnishungrige US-Schriftsteller und Berlin-Fan Clifford Bradshaw (Alexander Donesch,  Peter Christoph Grünberg und Luca Schaub) und die verrucht-berüchtigten Kit-Kat-Girls Helga, Mausi, Lulu und Frenchie.

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Nicht zu vergessen: das Berlin „im trunkenen Taumel der Zwanzigerjahre“ als prächtige Kulisse für die Handlung des schrillen Musicals. Nun, und das alles jetzt auch mit der großartigen Barbara Schnitzler. Ein paar Fragen hätte der KURIER dann doch noch.

Berliner KURIER: In Halle und Kassel sind Sie bereits als Fräulein Schneider zu sehen gewesen. Jetzt endlich auch in Berlin, Ihrer Heimat: der Ritterschlag?

Barbara Schnitzler: Es freut mich sehr, dass ich gerade im Jubiläumsjahr der Bar jeder Vernunft beziehungsweise des Tipi am Kanzleramt, einem einzigartigen Ort, den ich privat auch häufig besucht habe, nun auch selbst auf der Bühne stehen kann. Mit dieser besonderen Location und einem großartigen „Cabaret“-Ensemble.

Bestimmt haben Sie eine der Berliner Aufführungen mit Ihren Vorgängerinnen gesehen. Wie legen Sie das Fräulein Schneider an?

Ich sah sowohl Angela Winkler als auch Regina Lemnitz vor Jahren, nicht ahnend, dass diese wunderbare Rolle auch einmal auf mich zukommen würde. Ich halte mich im Wesentlichen an die Konzeption der Figur. Aber natürlich fließt auch immer ein Stück der eigenen Persönlichkeit in jede Rolle ein.

Fräulein Schneider besitzt die Berliner Pension, in der der junge US-Schriftsteller Clifford Bradshaw unterkommt. Sie verlobt sich im Laufe der Handlung mit einem anderen Pensionsgast, muss die Verlobung aber wieder lösen, als herauskommt, dass dieser Herr Schultz (Peter Rühring, Dirk Schoedon) Jude ist. (Anm. d. Red.)

Szene aus „Cabaret – Das Berlin-Musical“: Sally Bowles lockt Clifford Bradshaw mit ihren prächtigen Beinen.
Szene aus „Cabaret – Das Berlin-Musical“: Sally Bowles lockt Clifford Bradshaw mit ihren prächtigen Beinen. Tipi am Kanzleramt/Barbara Braun

Als der Film „Cabaret“ 1972 rauskam, ging es bei Ihnen gerade los mit der Schauspielerei. Inwieweit war der Stoff auch ein Thema in der DDR, zumal vor dem NS-Hintergrund des Romans von Christopher Isherwood?

Es gab auch in der DDR eine Fassung von „Cabaret“, die mit großem Erfolg in die Kinos kam. Meiner Meinung nach ist tatsächlich die DDR-Synchronisation die genauere. Interessant ist, dass in der Westfassung die Szene im Gartenlokal, als der Junge das Lied „Der morgige Tag ist mein“ anstimmt, rausgeschnitten wurde. Erst Jahre später wurde diese Szene, in der der aufkommende Faschismus thematisiert wird und die demensprechend eine Schlüsselstelle ist, der aktuellen Fassung hinzugefügt.

Wahnsinn! Sowieso sähe es ohne die frühere Schauspielkunst der DDR in Film und Theater heute doch recht mau bei uns aus. Wie kommt es, dass sich die gute alte Ost-Schule so erfolgreich durchgesetzt hat?

Für mich steht nicht die Frage Ost oder West im Mittelpunkt. Eine neue Generation Schauspieler ist auf den Bühnen zu sehen, und der Maßstab ist nicht die Herkunft, sondern das Können!

Noch eine indiskrete Frage: Gemeinsam mit Ihrer Mutter waren Sie Ensemble-Mitglied am Deutschen Theater in Berlin. Das kann nicht immer gut gegangen sein, oder?

Wie Oscar Wilde so schön formulierte: „Fragen sind nie indiskret, Antworten bisweilen.“ Es gibt keine Anekdote, aber ich bin mir sicher, wenn sie es erleben könnte, mich als  Fräulein Schneider in „Cabaret“ zu sehen, wäre es für sie eine große Freude.

Karten für „Cabaret – Das Berlin-Musical“ gibt es im Ticketshop der Berliner Zeitung

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