Zweites Tegel droht

Flüchtlinge: Berlin plant Mega-Containerdorf auf dem Tempelhofer Feld

Das dürfte Naturfreunde auf die Palme bringen. Der Berliner Senat will jetzt massiv Flüchtlinge auf dem Ex-Flughafen Tempelhof unterbringen.

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Das Tempelhofer Feld in Berlin. Hier sollen jetzt neue Containerdörfer für Flüchtlinge entstehen.
Das Tempelhofer Feld in Berlin. Hier sollen jetzt neue Containerdörfer für Flüchtlinge entstehen.Emmanuele Contini/imago

Berlin rüstet auf – und zwar mit Containern. Bis 2026 sollen auf dem Tempelhofer Feld neun dreistöckige Wohncontainerblöcke für rund 1000 Geflüchtete entstehen. Das geht aus einer Antwort der Sozialverwaltung auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen-Politiker Jian Omar und Julian Schwarze hervor, die dem „Tagesspiegel“ (Bezahlschranke) vorliegt.

Der Plan des Senats sieht vor, dass die neuen Container direkt neben einer bestehenden Wohnanlage errichtet werden. Bereits jetzt leben auf dem Gelände 2147 Menschen – in Hangars, in Containern vor und hinter dem Flughafengebäude.

Doch das soll noch nicht alles gewesen sein: Die neuen Unterkünfte sollen die Kapazität um weitere 1000 Plätze erweitern. Laut Staatssekretär Aziz Bozkurt (SPD) dauert der Bau mindestens 15 Monate, die Fertigstellung wird für die zweite Jahreshälfte 2026 erwartet. Ein Architekturbüro ist bereits mit der Vorplanung beauftragt.

Vergangenes Jahr hatte das Abgeordnetenhaus das Tempelhofer-Feld-Gesetz angepasst und erlaubt, dass auf einer etwa fünf Prozent großen Teilfläche des Geländes mobile Unterkünfte für Geflüchtete aufgestellt werden dürfen – allerdings nur bis Ende 2028. Damit hatte sich der Senat bereits die Möglichkeit geschaffen, die Kapazitäten zu erweitern.

Schon über 2100 Flüchtlinge leben dort – und es werden mehr

Für Grünen-Politiker Jian Omar ist die geplante Massenunterkunft laut „Tagesspiegel“ ein Schritt in die völlig falsche Richtung. „Der Senat scheint aus den Zuständen in der Großunterkunft Tegel nichts gelernt zu haben“, kritisiert er. Dort leben derzeit knapp 4000 Menschen unter schwierigen Bedingungen.

Große Unterkünfte führten zu Isolation, erschwerten die Integration und belasteten die Bezirke massiv. „Es ist ein fatales Signal, dass der Senat weiterhin auf solche Massenunterkünfte setzt anstatt auf dezentrale kleinere Unterkünfte, die den Geflüchteten eine echte Chance auf Ankommen und Teilhabe im Sinne der Integration bieten“, warnt Omar in der Zeitung.

Die Berliner Polizei sichert die Flüchtlingscontainer am Radarturm des Tempelhofer Felds.
Die Berliner Polizei sichert die Flüchtlingscontainer am Radarturm des Tempelhofer Felds.Schöning/imago

Die Sozialverwaltung in Berlin betont hingegen, dass die neuen Container keine Notlösung, sondern eine nachhaltigere Unterbringung mit dem Standard einer Gemeinschaftsunterkunft seien. Ziel sei es, teure Notunterbringungen zu reduzieren. Doch einen Abbau der bisherigen Notplätze auf dem Gelände plant der Senat nicht – die Kapazität steigt damit auf über 3300 Menschen.

Mehr Flüchtlinge, aber kein Geld für soziale Infrastruktur?

Die neuen Unterkünfte auf dem Tempelhofer Feld sollen auf der sogenannten Teilfläche A entstehen – direkt neben den bestehenden „Tempohomes“. Grünen-Politiker Omar befürchtet, dass dafür ein Grillplatz geopfert wird.

Es sei ein falsches Zeichen, wenn die Bedürfnisse der Berliner und der Geflüchteten gegeneinander ausgespielt werden, kritisiert er. Der Senat hingegen beruhigt: Sport- und Freizeitflächen müssten „voraussichtlich“ nicht verlegt werden.

Der Bezirk Tempelhof-Schöneberg hat bereits signalisiert, dass mit mehr Bewohnern auch mehr Unterstützung nötig ist – etwa in Jugendhilfe und Gesundheitsdienst. Doch viele dieser zusätzlichen Bedarfe seien bislang nicht finanziert, räumt Staatssekretär Bozkurt ein. Die schwarz-rote Koalition prüft nun, ob über Notlagen-Kredite weitere Mittel für die Versorgung Geflüchteter freigemacht werden können. Doch dafür müsste das Abgeordnetenhaus erst eine Notlage ausrufen. ■