Die Kriminalität steigt – und bei der Berliner Polizei und an den Berliner Gerichten werden immer mehr Dolmetscher benötigt. Um die Aussagen von Verdächtigen, aber auch um die von Zeugen zu übersetzen. Das Land Berlin gibt im Jahr mehr als 20 Millionen Euro für Dolmetscherdienste aus.
Der allergrößte Teil des Geldes wird dabei für das Übersetzen in der Strafverfolgung gezahlt, also für Dolmetschereinsätze bei Polizei, Staatsanwaltschaften oder Gerichten, wenn Aussagen von Beschuldigten, Opfern oder Zeugen übersetzt werden müssen. Das geht aus einer Antwort des Senats auf eine Anfrage der AfD-Abgeordneten Kristin Brinker hervor.
9 Mio. für Gerichte, 6 Mio. für die Polizei
Die Berliner Polizei gab im vergangenen Jahr 6.172.185 Euro für Übersetzungen aus. Die Gerichte kamen auf mehr als neun Millionen Euro – allein das Amtsgericht Tiergarten, wo viel Kleinkriminalität verhandelt wird, zahlte 5,1 Millionen Euro an Übersetzer.
Im Landgericht, zuständig für die schweren Fälle, waren es 2,2 Millionen Euro. Auch die Ausgaben für Dolmetscher an anderen Amtsgerichten, beim Verwaltungsgericht und Sozialgericht lagen im mittleren und zum Teil hohen sechsstelligen Bereich. Die Staatsanwaltschaft ließ bei ihren Ermittlungsverfahren für knapp 3,1 Millionen Euro übersetzen.
Von den verschiedenen Berliner Behörden werden vor allem selbstständige Dolmetscher eingesetzt, die auf Honorarbasis nach Stunden bezahlt werden. Gefragt sind besonders Arabisch, Ukrainisch, Türkisch, Russisch, Französisch und Persisch. Dazu kommen Dutzende Sprachen und zum Teil eher seltene Dialekte aus afrikanischen und asiatischen Ländern. Aufgeführt werden in der Senatsantwort auch hierzulande seltene Sprachen wie Amazigisch (Berber-Sprache in Marokko), Kotokoli (Togo) und Igbo (Nigeria).
Teuer wird es auch für die Berliner Sozialämter
Auch bei den Bezirksämtern, vor allem in den Sozialämtern, liefen hohe Kosten von weit über einer Million Euro auf. Das Sozialamt in Neukölln wurde in der Statistik mit 296.072 Euro aufgeführt. Im Sozialamt Mitte waren es 213.194 Euro und im Sozialamt Treptow-Köpenick 114.962 Euro. Auch die Jugendämter in manchen Bezirken erreichten hohe fünfstellige Beträge.
Damit die Kosten nicht aus dem Ruder laufen: Bei der Polizei wird inzwischen auch Übersetzungssoftware eingesetzt, das Landesamt für Flüchtlinge verwendet teilweise frei verfügbare Übersetzungs-Apps. Der Einsatz von Sprachübersetzungsgeräten wird in einigen Fachämtern der Bezirke getestet, Treptow-Köpenick ist einer der Pilot-Bezirke, wo ein Audio-Video-Dolmetschdienst eingeführt wird. Die Schulungen zur Nutzung der Dienste laufen bereits, heißt es. ■