Bericht aus der S3

Ekel-Alarm in der S-Bahn: Bettwanzen auf den Sitzen der S3 nach Köpenick?

Berlin hat ein Bettwanzen-Problem. In Bussen und Bahnen mehren sich die Sichtungen.

Author - Stefanie Hildebrandt
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Auf diesen Sitzen tummelten sich am Abend des 17. Januar Insekten.
Auf diesen Sitzen tummelten sich am Abend des 17. Januar Insekten.privat

Dieser Bericht aus der Berliner S-Bahn wirft Fragen auf – und er lässt Fahrgäste vor Ekel schauern. Oliver G. nimmt fast jeden Tag die letzte S-Bahn der Linie S3 vom Savignyplatz nach Köpenick. „Üblicherweise gehe ich bis ans Ende des Bahnsteiges, um in den letzten Waggon der S-Bahn einzusteigen, damit ich am S-Bahnhof Köpenick direkt am Ausgang aussteigen kann“, sagt er.

Dass die letzte Bahn am Abend von einem langen Tag in Berlin gezeichnet ist, kennt er bereits. An vielen Tagen gibt es in der Bahn unangenehme Gerüche, dreckige, nasse Sitze, Obdachlose, die Drogen konsumieren.

Doch ein anderes Erlebnis hat sich dem Fahrgast besonders eingeprägt. „Heute waren der letzte Waggon und die letzten beiden 4er-Sitzpartien leer. Wie immer schaute ich mich kurz um und tastete die Sitze vorher ab, um sicherzugehen, dass diese nicht nass sind. Danach setzte ich mich in den in Fahrtrichtung rechts liegenden 4-er Sitzplatz.“

„Dieser Zug der S3-Linie scheint der älteste und mit Abstand dreckigste Zug der gesamten S-Bahn Berlin zu sein“, mutmaßt der Mann. „Vollgesprühte Wände, keinerlei oder ausschließlich zerstörte Reklame, an manchen Tagen geht das Licht im Waggon kurzzeitig aus. Es ist kein Vergleich zu den neuen Zügen, beispielsweise für die Ringbahnen.“

Eine Bettwanze wurde in eine Glasröhre gesteckt, damit Bettwanzenspürhunde die Suche nach den Schädlingen trainieren können.
Eine Bettwanze wurde in eine Glasröhre gesteckt, damit Bettwanzenspürhunde die Suche nach den Schädlingen trainieren können.Sina Schuldt/dpa

Als der Zug die Station Karlshorst erreicht, sieht der Passagier auf seiner Hand ein Ungeziefer. „Ich blickte genauer hin und merkte, wie es sich bewegt.“ Schnell schüttelt er das Tier ab. „Ich war angeekelt, und dachte, es kann doch nicht wahr sein, dass in diesem schrecklichen Zug nun auch noch Ungeziefer herumläuft.“

Als Oliver G. genauer hinsieht, entdeckt er auch auf anderen Sitzen zwei oder drei tote Insekten, Wanzen oder Ähnliches. Zuhause angekommen unterzieht er sich und die Kleidung einer gründlichen Reinigung.

„Ich untersuchte die Winterjacke sorgfältig und wurde sofort fündig. Eine Bettwanze lief den linken Ärmel entlang. Ich suchte weiter und fand eine weitere an meiner linken Jackentasche, eine Bettwanze in der Achselhöhle und schließlich sogar eine Wanze am Kapuzenkragen. Ich entfernte die Bettwanzen und spülte diese in meinem Waschbecken herunter.“

Insekten aus der Berliner S-Bahn. Der Fahrgast spült sie im Waschbecken weg.
Insekten aus der Berliner S-Bahn. Der Fahrgast spült sie im Waschbecken weg.privat

„Ich bin angewidert und enttäuscht. Ich finde es unverschämt, dass man Bürgern so etwas zumutet“, sagt Oliver G. Dass man für die letzte Bahn des Tages keinen Highend-Zug der neusten Sorte fahren lassen muss, verstehe er. Auch, dass der letzte Zug keine Grundreinigung genossen habe.

Aber dass seit wahrscheinlich einem Jahr, der mit Abstand dreckigste S-Bahn-Zug aus ganz Berlin auf dieser Strecke fährt und nicht ausgesondert wird, sei schon eine Zumutung.

Bei Hinweisen auf Ungeziefer in S-Bahn Meldung machen

Bei der S-Bahn Berlin nimmt man den Hinweis des Lesers ernst und geht dem nach. Obwohl anhand der Fotos nicht sicher bestimmt werden könne, um welche Tiere es sich handelt. „Daneben ist uns derzeit kein Fall von Ungeziefer bekannt“, sagt ein DB-Sprecher weiter.  Bei Verdacht auf einen möglichen Ungezieferbefall werde das betroffene Fahrzeug ansonsten sofort verschlossen und eine Spezialfirma zur Reinigung und Desinfektion beauftragt.

„Die Fahrzeuge der S-Bahn Berlin werden täglich gereinigt“, so der Sprecher. Wenn Fahrgäste Verunreinigungen feststellen, könnten sie dies der S-Bahn Berlin direkt melden, entweder über das Service-Telefon 030 29743333 oder per WhatsApp-Service („Hallo“ an 030 29712971).

Berlin hat ein Bettwanzenproblem

Im aktuellen Fall ist es nicht unwahrscheinlich, dass es sich um Bettwanzen handelte. Laut Kammerjäger Adam Tesmer hat Berlin ein eklatantes Problem mit Bettwanzen. Wie Tesmer in einem Interview mit dem Spiegel im Oktober angibt, sei sein Team in den letzten neun Monaten bereits zu 1200 Einsätzen gegen die unliebsamen Blutsauger in der Hauptstadt ausgerückt. Auf die Frage, wie verwanzt Berlin sei, hat der Kammerjäger eine eindeutige Antwort: „Massiv!“

In der Berliner Zeitung schilderte erst vor kurzem eine Passagierin des Busses M85, wie sie Wanzen in dem Fahrzeug beobachtete.

Eine kleine Entwarnung gibt es: Bettwanzen können mit ihren Bissen zwar juckende Pusteln verursachen, Überträger gefährlicher Krankheiten sind sie aber nicht. Als Hauptursachen für die vermehrte Ausbreitung von Bettwanzen gelten der Tourismus und Handel sowie zunehmende Resistenzen der Tiere gegen chemische Insektizide. „Bettwanzen verbreiten sich vor allem beim Transport befallener Gegenstände – das können Reisekoffer und -taschen, aber auch gebrauchte Möbel oder andere Waren sein. Dass ein Befall mit mangelnder Hygiene zu tun hat, ist ein weit verbreiteter Irrtum“, schreibt das Bundesumweltamt.

Oft werden Bettwanzen aus Ferienunterkünften mitgebracht.
Oft werden Bettwanzen aus Ferienunterkünften mitgebracht.Oliver Berg/dpa

Dennoch lohnt es sich, das Problem im Auge zu behalten. Das gilt vor allem im Vorfeld der Fußball-EM, die in diesem Sommer in Berlin stattfindet – und bei der die Wanzen durch die Tausenden Fans, die in die Stadt kommen, noch weiter verbreitet werden könnten.

Das kann man gegen Bettwanzenbefall tun

Da Bettwanzen häufig aus Ferienunterkünften eingeschleppt werden, sollte auf Reisen das Zimmer, vor allem Bett und Matratze, auf Tiere und ihre Spuren untersucht werden, rät das Umweltbundesamt.

Gepäckstücke am besten verschlossen und so weit wie möglich vom Bett entfernt aufbewahren. In manchen Hotelzimmern finden sich Metallgestelle, auf denen die Gepäckstücke abgestellt werden können. Besteht ein Befall, sollte das Zimmer beziehungsweise die Unterkunft gewechselt werden. Das Gepäck sollte nach Rückkehr zum Beispiel in der Badewanne ausgepackt werden, um fliehende Tiere zu entdecken. Vorsichtshalber sollte in solchen Fällen die Wäsche (auch saubere) gewaschen werden, idealerweise bei 60 Grad. Auch Gebrauchtwaren sollten vor Erwerb entsprechend untersucht werden. ■