Draußen fahren die Bauern ihren Protest in Traktorrunden ums Messegelände, drinnen scherzen Bundesagrarminister Cem Özdemir und Berlins Regierender Kai Wegner. Zum Start der Grünen Woche in Berlin hat der Landwirtschaftsminister gemeinsam mit Berlins Regierendem Bürgermeister einige Stände in Augenschein genommen.
Dabei warb Özdemir für Wertschätzung für die Landwirtschaft und die Herstellung von Lebensmitteln. Die Messe biete „eine tolle Übersicht“ darüber, welche großartigen Produkte es auf dem Planeten gebe, sagte der Grünen-Politiker Cem Özdemir am Freitag beim traditionellen Eröffnungsrundgang.
Sie sei auch Gelegenheit zum Dank an diejenigen, die dafür sorgen, „dass wir jeden Tag gedeckte Tische haben“. Das sei alles andere als eine Selbstverständlichkeit, und es gebe auch eine Verantwortung für viele Menschen auf der Erde, die dies nicht hätten.

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sagte, es sei wichtig, dass ländliche Räume und Städte sich nicht im Gegensatz sehen, sondern im Miteinander. „Wir müssen dafür sorgen, dass wir einander zuhören.“ Nötig seien auch verlässliche Rahmenbedingungen.
Gemeinsam probierten der frisch verliebte Wegner und der arg von den Bauern gescholtene Özdemir Honig und Käse. Auch bei den süßen Buchteln griffen sie zu.
Und gemeinsam mit Bauernpräsident Joachim Rukwied gab es einige entspannte Schönwetter-Mienen. Man kennt und versteht sich abseits der aktuellen Proteste eigentlich ganz gut, sagen Mitarbeiter von Rukwied und Özdemir. Beide kommen aus Baden-Württemberg, gelten als bodenständig und pragmatisch.

Das sagt man auch Kai Wegner nach – und beim gemeinsamen Anschneiden eines veganen Dönerspießes glaubt man es sofort. Wenn es mit der Karriere in der Politik nicht klappt, eröffnen die Männer glatt gemeinsam eine Dönerbude. Oder eine schwäbische Bäckerei, denn wie das Brezelnformen geht, wissen sie nach dem Rundgang ebenfalls.

Für die kommende Woche hat der Deutsche Bauernverband eher kleinere Aktionen gegen die geplanten Subventionskürzungen beim Agrardiesel angekündigt. „Unsere Bauern sind enttäuscht, dass sie kein Gehör gefunden haben“, sagte Verbandspräsident Joachim Rukwied am Freitag bei der Grünen Woche mit Blick auf die Entscheidungen des Haushaltsausschusses des Bundestages.
„Es wird ab nächster Woche wieder Aktionen geben, eher nadelstichartig, um noch mal auf besondere Weise zum Ausdruck zu bringen, wie wichtig die Rücknahme ist“, sagte Joachim Rukwied. Darüber hinaus stünden in den nächsten zwei Wochen weitere Gespräche mit der Regierungskoalition und den Fraktionen im Mittelpunkt.
Die Internationale Grüne Woche öffnete am Freitag ihre Türen für die Besucherinnen und Besucher. Bis zum 28. Januar können Sie wieder Spezialitäten probieren, Tiere streicheln und sich über die Arbeit in der Ernährungsbranche informieren. In den Hallen unter dem Funkturm präsentieren sich 1400 Aussteller aus 60 Ländern. Die 88. Ausgabe der Messe steht unter dem Eindruck der Bauernproteste gegen den Abbau von Subventionen und einer Debatte um neue Perspektiven für die Branche. ■