Seit 58 Jahren Lehrerin

DDR-Legende Verena Zapf: So unterscheiden sich Schule in der DDR und der BRD

Verena und Manfred Zapf sind ein Erfolgspaar des Ostens. Sie Pädagogin, er Ex-Fußballstar. Hier erzählt die 80-Jährige, was sich an Berliner Schulen seit der Wende geändert hat.

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Verena Zapf mit Schülern ihrer Schulklassen im Hof der Evangelischen Schule Köpenick. Die Biologie- und Chemielehrerin hat bereits 58 Dienstjahre als Lehrerin hinter sich.
Verena Zapf mit Schülern ihrer Schulklassen im Hof der Evangelischen Schule Köpenick. Die Biologie- und Chemielehrerin hat bereits 58 Dienstjahre als Lehrerin hinter sich.Fabian Sommer/dpa

Sie sind beide DDR-Legenden. Vor kurzem berichtete der KURIER über Verena und Manfred Zapf. Sie ist eine Schul-Legende, seit 57 Jahren Lehrerin und steht auch mit 80 Jahren noch vor der Klasse in Berlin-Köpenick, er war einer der erfolgreichsten Fußballer der DDR und gewann 1974 mit dem 1. FC Magdeburg den Europacup der Pokalsieger. Zehntausende haben online unseren Artikel über das erfolgreiche Paar aus dem Osten gelesen. Hier erzählt die Biologie- und Chemielehrerin, wie sich der Schulunterricht seit DDR-Zeiten geändert hat, was die Schüler heute von denen damals unterscheidet.

Verena Zapf hat genügend Erfahrung, die Entwicklung an den Schulen überblicken zu können. Die 80-Jährige studierte zu DDR-Zeiten an der Pädagogischen Hochschule in Potsdam und ist seit 1967 Lehrerin. Seit nunmehr 58 Jahren – 23 davon in der DDR, 35 in der BRD.

Verena Zapf: Sie hat den Polylux überlebt

Auf die Frage, wie sich Schule im Laufe ihres Berufslebens verändert hat, antwortete die nimmermüde Lehrerin in einem Spiegel-Interview: „Das ist schwer zu beurteilen. Naturwissenschaftlicher Unterricht spielt nicht mehr eine so große Rolle wie in der DDR, das hat sich ein wenig verschoben in Richtung der Sprachen. Aber innerhalb meiner Fächer sind die Unterschiede nicht so groß – die Formeln sind noch dieselben, der Organismus derselbe.“

Anders sei das aber bei der Form des Unterrichts: „Früher gab es viel mehr Tafel- und Frontalunterricht“, sagt Verena Zapf, die an der Evangelischen Schule Köpenick in Berlin-Wendenschloß unterrichtet. „Heute arbeiten die Schüler mit dem Tablet, wir haben die digitale Tafel. Es gibt viele Schülervorträge, viel Partner- und Gruppenarbeit. Es ist lockerer und macht mehr Spaß als früher.“

Vom Arbeiten mit dem Polylux hat sie sich längst verabschiedet: „Dass ich länger arbeite, als dass es den Overheadprojektor gibt, hätte ich auch nie gedacht. Mit der digitalen Tafel kann ich viel besser unterrichten: Ich kann mit einem Spezialstift darauf schreiben – aber auch meinen Laptop anschließen und vorführen, was ich zu Hause vorbereitet habe.“

Viel wird heute immer geklagt über die aktuelle Schülergeneration. Über zu wenig Disziplin, Lernschwächen und auch Lustlosigkeit. Doch das sieht die erfahrene Lehrerin ganz anders. Die Schüler von heute würden sich nicht von denen damals nicht unterscheiden. „Auf keinen Fall“, unterstreicht sie entschieden im Spiegel-Interview. „Es wird immer wieder gesagt, die heutige Generation sei lustlos, aber das kann ich überhaupt nicht feststellen.“

Zwar würde sie heute an einer Privatschule unterrichten, wo viele Schüler von Hause aus darauf bedacht seien, es mal weiter zu schaffen. Aber auch an ihrer vorherigen Schule, einem Gymnasium in Berlin-Tiergarten, wäre es nicht anders gewesen. Die Lehrerin erinnert sich gerne zurück: „Da waren fast 100 Nationalitäten vertreten, und die Kinder und Jugendlichen waren letztlich alle gleich. Ob Portugiesisch, Arabisch, Griechisch, alle wollten weiterkommen“, sagt Verena Zapf im Spiegel. „Insbesondere Mädchen mit türkischen Wurzeln habe ich damals als sehr wissbegierig erlebt.“

Unterrichtet bis sie 100 ist

Anfang Januar ist Verena Zapf 80 Jahre alt geworden. Ans Aufhören denkt sie aber lange noch nicht. Den Job als Lehrerin könne man schaffen, bis man 100 sei, sagt sie. Klingt wie ein Witz, aber sie meint es wohl ernst. Mit 67 Jahren versuchte sie schon einmal, als Rentnerin glücklich zu werden. Das ging nur wenige Wochen gut. „Mir hat alles gefehlt, die Schüler, die Kollegen, das ganze Umfeld. Ich wäre fast depressiv geworden“, erzählt sie.

Vor acht Jahren bei der Feier zum 70. Geburtstag des EX-Fußballers: Manfred und Verena Zapf mit ihren Söhnen Robin (re.) und Gordon.
Vor acht Jahren bei der Feier zum 70. Geburtstag des EX-Fußballers: Manfred und Verena Zapf mit ihren Söhnen Robin (re.) und Gordon.Christian Schroedter/imago

Anders als ihr Mann. Der heute 78-jährige Manfred Zapf hat sich nach dem Karriereende als Trainer und Manager versucht, war beim 1. FC Magdeburg Geschäftsstellenleiter und Geschäftsführer (bis 2003). Doch die Freude, die der 1,78 große Innenverteidiger vorher in rund 500 Spielen für den Verein und die DDR-Nationalmannschaft empfunden hatte, kam dabei nie auf. „Ganz ehrlich, auf dem Platz zu stehen, hat einfach mehr Spaß gemacht“, sagte er im Mai vergangenen Jahres, wenige Tage vor dem 50. Jahrestag des Europapokalsiegs mit dem 1. FC. Magdeburg – einst der größte ostdeutsche Vereinserfolg.