Verena und Manfred Zapf

Ein DDR-Legenden-Paar: Sie ist mit 80 noch Lehrerin, er war ein Fußballstar

Verena Zapf unterrichtet seit 1967 fast ohne Unterbrechungen. Jetzt feierte ihre Schule ihren 80. Geburtstag. Ihr Mann Manfred Zapf wurde schon zu DDR-Zeiten gefeiert.

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Im Mai vor einem Jahr: Manfred Zapf (1. FC Magdeburg) mit Ehefrau Verena beim Eintrag in das Goldene Buch der Stadt Magdeburg für den Gewinn des Europapokals vor 50 Jahren.
Im Mai vor einem Jahr: Manfred Zapf (1. FC Magdeburg) mit Ehefrau Verena beim Eintrag in das Goldene Buch der Stadt Magdeburg für den Gewinn des Europapokals vor 50 Jahren.Chromorange/imago

Jetzt hat sie es geschafft, was ihr Mann schon seit den 70ern ist. Eine Legende zu sein. Beide sind wahre ostdeutsche Legenden. Sie in der Pädagogik, er im Fußball. Die Köpenickerin Verena Zapf gehört mit 80 Jahren zu den dienstältesten, immer noch aktiven Lehrern Deutschlands. DDR-Fußballfans aber werden bei dem Nachnamen Zapf aufhorchen. Manfred Zapf. Eine DDR-Fußball-Ikone. 1974 führte er als Mannschaftskapitän den 1. FC Magdeburg zum Sieg im Europapokal der Pokalsieger – zum größten Erfolg für eine DDR-Klubmannschaft.

Große Siege, Pokale und Meisterschaften. Manfred Zapf war es früher gewohnt, gefeiert zu werden. Am Mittwoch stand aber seine Frau im Mittelpunkt des Jubels. Am 4. Januar wurde sie 80 Jahre alt, jetzt feierte sie den Geburtstag mit Schülern und Lehrern der Evangelischen Schule Köpenick in Berlin-Wendenschloß, die ihr ein Überraschungsständchen bereiteten, nach. Die Biologie- und Chemielehrerin arbeitet an zwei Tagen in der Woche an dem Gymnasium und unterrichtet jeweils drei Stunden, vor allem Biologie-Leistungskurse. „Das kann man schaffen, bis man 100 ist“, zeigt sie sich überzeugt.

Verena Zapf ist keine Frau für die Kurzstrecke

Seit 1967 unterrichtet sie bereits. „Ich wollte schon als Kind Lehrerin werden und bin es noch immer mit ganzem Herzen“, so Zapf. Mit 67 ging sie kurzzeitig in den Ruhestand. „Mir hat alles gefehlt, die Schüler, die Kollegen, das ganze Umfeld. Ich wäre fast depressiv geworden“, erzählt sie. Verena Zapf ist anscheinend keine Frau für die Kurzstrecke. Seit 58 Jahren unterrichtet sie bereits als Lehrerin, seit 58 Jahren kennt sie Manfred Zapf, seit 57 Jahren sind beide verheiratet.

1967 stand auch Manfred Zapf am Anfang seiner Karriere. Seit drei Jahren spielte er da schon beim 1. FC Magdeburg, der anfangs noch SC Aufbau Magdeburg hieß. Von 1968 bis 1979 war der 1,78 Meter große Innenverteidiger Mannschaftskapitän des FCM, wurde mit dem Team Europapokalsieger, dreimal DDR-Meister, sechsmal Pokalsieger und spielte 16-mal für die DDR-Nationalmannschaft. In der Oberliga stand Zapf 327-mal auf dem Platz. 1989 war er sogar für sechs Spiele DDR-Nationaltrainer. Nach der Wende arbeitete er kurzzeitig als Manager bei Germania 88 Berlin und kehrte dann zum 1. FC Magdeburg als Geschäftsstellenleiter zurück.

Seine Frau Verena Zapf aber konnte nie aufhören, bis auf das kurze Intermezzo vor 13 Jahren. Der Ruhestand dauerte nur wenige Monate. Sie klagte ihrer Friseurin von ihrem Leid, kurz darauf kam der Tipp, dass in Köpenick Lehrer gesucht werden – und schon bald war Verena Zapf wieder im Dienst. „Ich kann einfach nicht auf der Couch sitzen und irgendwelche Filme schauen.“

Am Mittwoch in Berlin-Wendenschloß: Verena Zapf bekommt zu ihrem 80. Geburtstag ein Ständchen von den Schülern der Evangelischen Schule Köpenick. Die Biologie- und Chemielehrerin hat bereits 58 Dienstjahre als Lehrerin hinter sich.
Am Mittwoch in Berlin-Wendenschloß: Verena Zapf bekommt zu ihrem 80. Geburtstag ein Ständchen von den Schülern der Evangelischen Schule Köpenick. Die Biologie- und Chemielehrerin hat bereits 58 Dienstjahre als Lehrerin hinter sich.Fabian Sommer/dpa

Mit 67 Jahren kehrte sie als Biologie- und Chemielehrerin zurück und wagte den Neustart an der Evangelischen Schule Köpenick. Zuvor hatte sie bereits in drei verschiedenen Berliner Schulen gearbeitet. Die Arbeit mit den Schülern und Kollegen bereite ihr viel Freude. „Und man hat eine strukturierte Woche, muss sich gut anziehen, frisch aussehen“, erzählt die Berlinerin, die regelmäßig im Fitnessstudio trainiert, gern spazieren geht und Freunde trifft.

Berlin beschäftigt 400 bereits pensionierte Lehrer

Verena Zapf studierte zu DDR-Zeiten an der Pädagogischen Hochschule in Potsdam und arbeitete – trotz zweier Söhne – immer Vollzeit. Die heutige 80-Jährige sei eine große Bereicherung für Schüler und Lehrer, sagt die stellvertretende Schulleiterin Kerstin Schwitters. Sie habe durch ihre jahrzehntelange Arbeit einen großen Erfahrungsschatz, von dem Schüler, aber auch jüngere Kollegen profitierten. Positiv sei zudem, dass Verena Zapf den Blick immer wieder darauf lenke, dass man nicht abstumpfen dürfe und immer auf die Stärken und Schwächen der einzelnen Schüler schauen sollte.

Auch andere Schulen setzen in Zeiten des Lehrermangels auf die Erfahrungen Älterer. Laut Martin Klesmann, Sprecher der Bildungsverwaltung, sind an Berlins öffentlichen Schulen insgesamt rund 400 pensionierte Lehrer beschäftigt.

Im Mai 1974: Jürgen Sparwasser (l.) und Manfred Zapf mit dem Europapokal. Der 1. FC Magdeburg schlug damals im Finale des Europacups der Pokalsieger den AC Mailand mit 2:0.
Im Mai 1974: Jürgen Sparwasser (l.) und Manfred Zapf mit dem Europapokal. Der 1. FC Magdeburg schlug damals im Finale des Europacups der Pokalsieger den AC Mailand mit 2:0.Sven Simon/imago

Für Verena Zapf aber ist das Alter kein Hindernis. „Man muss die Schüler ernst nehmen und einen guten und abwechslungsreichen Unterricht machen. Dann ziehen sie auch mit“, erklärt die 80-Jährige, der man das Alter nicht ansieht. Sie sei zwar nicht per Du mit ihren Schülern, aber immer auf Augenhöhe. „Ich höre mir jedes Problem an – im Unterricht oder auch in der Pause“, erzählt sie. Ihre Schüler dankten es ihr. „Manchmal bekomme ich nach dem Abitur Dankesbriefe, und ich habe auch noch Kontakt auch zu ehemaligen Schülern“, sagt die Lehrerin. ■