Tierfreunde schockiert

Zu wenig Platz: Leipziger Zoo erschießt vier Antilopen!

Jetzt sollen sie an Raubtiere verfüttert werden. Empörte Tierschützer sprechen von einer „unverantwortlichen Entscheidung“.

Author - Michael Heun
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Vier Moorantilopen wie diese wurden im Zoo erschossen.
Vier Moorantilopen wie diese wurden im Zoo erschossen.Zoonar/Imago

Im Leipziger Zoo sorgte eine erschütternde Entscheidung für Aufsehen und Empörung: Vier Moorantilopen, darunter ein Männchen und drei Weibchen, wurden am vergangenen Freitag erschossen. Laut dem Zoo Leipzig wurde die drastische Maßnahme aufgrund des sogenannten Populationsmanagements ergriffen. Der Tierpark gab an, dass es aufgrund mangelnder Kapazitäten und der Unfähigkeit, die Tiere an andere Einrichtungen zu vermitteln, keine andere Wahl hatte.

Die Moorantilopen sind nach Angaben der Leipziger Volkszeitung (LVZ) in den Zoo eingezogen, als sie ursprünglich Teil des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) waren, aber in letzter Zeit wurde der Platz für die Tiere zu eng. Der Zoo konnte keine geeignete neue Unterkunft für die vier Tiere finden, und eine Abgabe an andere Zoos in Europa scheiterte ebenfalls. Der Tierschutzrat und der Zoodirektor haben daher beschlossen, die Tiere zu erschießen, um so den Fortbestand der restlichen Gruppe zu sichern.

Was mit den Tieren nach ihrem Tod geschieht, ist ebenso erschütternd. Laut Berichten der LVZ sollen die Toten nach einer gründlichen Untersuchung auf Krankheiten an Raubtiere verfüttert werden – eine Praxis, die ebenfalls umstritten ist. Der Zoo hält daran fest, dass dies die einzige Möglichkeit war, den Bestand zu kontrollieren und gleichzeitig sicherzustellen, dass keine weiteren Tiere unnötig leiden.

Gegen das Gebahren des Leipziger Zoos formiert sich Protest.
Gegen das Gebahren des Leipziger Zoos formiert sich Protest.Jan Woitas/dpa

Tödliche Entscheidungen: Eine Frage des Managements

Das Thema der Tötung von gesunden Zootieren, auch wenn sie keinen Platz mehr in der Einrichtung haben, ist nach wie vor umstritten. Während Tierschützer den Tod der Tiere als eine unverantwortliche Entscheidung ansehen, argumentieren die Befürworter solcher Maßnahmen, dass Zoos gezwungen sind, solche Entscheidungen zu treffen, wenn es keine andere Lösung gibt. So wird oft betont, dass die Tiere im Zoo vor natürlichen Gefahren wie Raubtieren und Hunger geschützt sind und in einer kontrollierten Umgebung länger leben als in freier Wildbahn.

Diese Sichtweise wird jedoch immer wieder von Tierschutzorganisationen infrage gestellt. Kritiker werfen dem Zoo vor, das Recht der Tiere auf ein natürliches Leben und eine würdige Existenz zu missachten, wenn sie einfach abgeschafft werden, nur weil es keinen Platz mehr für sie gibt. Der Fall im Leipziger Zoo ist nicht der erste, der öffentliche Diskussionen entfacht. Auch die Tötung des Zebra-Hengstes Franz im März 2023 sorgte für Entsetzen und eine breite Debatte über die Praxis der Zoos, Tiere aus Gründen der Zucht- oder Bestandskontrolle zu töten.

Franz, der damals als „Superhengst“ galt und für die Zucht des Zoos von Bedeutung war, wurde aus einem nicht näher genannten Grund aus der Zucht entfernt. Sein Sperma war nicht mehr notwendig, und eine Abgabe an eine andere Herde konnte nicht organisiert werden. Der Zoo entschied sich, den Hengst zu töten, obwohl er gesund war. Die Entscheidung selbst wurde nicht öffentlich bekannt, bis ein unerwartetes Ereignis die Szene aufdeckte: Durch einen unglücklichen Zufall gelang es den Löwen im Zoo, den Kadaver des Zebragesellen in den öffentlich einsehbaren Bereich zu bringen, wo sie ihn vor den Augen der entsetzten Besucher zerfleischten.

Die dunkle Seite des Tierparks

Die verstörende Szene löste nicht nur bei den Besuchern, sondern auch bei Tierschützern und Zoobesuchern eine Welle der Empörung aus. Eine Mutter filmte das grausame Spektakel und wandte sich mit ihrer Beschwerde an den Zoo. Der Vorfall führte zu einer intensiven Diskussion darüber, wie Zoos ihre Entscheidungen treffen und welche Verantwortung sie gegenüber den Tieren tragen.

Der Leipziger Zoo selbst verteidigte die Maßnahmen und erklärte, dass die Entscheidung, Franz zu töten, nach sorgfältiger Prüfung und unter Berücksichtigung aller möglichen Optionen getroffen wurde. Dennoch bleibt die Frage offen, ob die Praxis, Tiere aus Platzgründen oder wegen Zuchtentscheidungen zu töten, tatsächlich der richtige Weg ist, mit Tieren in Gefangenschaft umzugehen. Besonders im Fall der Moorantilopen, deren Tod durch die Verfehlung einer Alternativlösung zustande kam, zeigt sich einmal mehr die Dramatik solcher Entscheidungen.

Dem Zoo fehlte der Platz für seine Antilopen.
Dem Zoo fehlte der Platz für seine Antilopen.Hohlfeld/Imago

Kritik an den Methoden und Zukunftsperspektiven

Zoos wie der in Leipzig stehen immer wieder im Spannungsfeld zwischen den Anforderungen der Arterhaltung, den Bedürfnissen der Tiere und der praktischen Notwendigkeit, den Tierpark finanziell und organisatorisch zu betreiben. Doch die moralischen und ethischen Implikationen solcher Entscheidungen werden zunehmend hinterfragt.

Wie geht es weiter? Werden Tiere in Zukunft noch als bloße Zahl im Managementplan behandelt, oder wird es eine Bewegung geben, die die Rechte der Tiere und die Verantwortung der Zoos in den Mittelpunkt stellt? Für den Leipziger Zoo und ähnliche Einrichtungen bleibt dies eine Frage der öffentlichen Wahrnehmung – und nicht jeder Besucher wird den Umgang mit Tieren in der heutigen Zeit für gerechtfertigt halten.