Als sie vor Jahren mit ihrer NVA-Suppe anfing, hatte es kaum jemand für möglich gehalten, dass Antje Mandelkow (54) aus Sachsen-Anhalt es eines Tages bis ganz nach oben schaffen wird. Erst eroberten ihre Eintöpfe die Supermärkte. Seit Monaten verkauft die Chefin der „Kelles“-Manufaktur ihre Leckereien sogar im Feinschmecker-Paradies in der sechsten Etage des Berliner KaDeWe. Wer da glaubt, es geht von dort oben nicht weiter, der irrt. Jetzt schwingt die Frau mit der NVA-Feldsuppe die Kelle auf der Grünen Woche sogar für DDR-Star Henry Hübchen und der Film-Branche!
Die Sachsen-Anhalt-Halle 23.b auf der Schlemmermesse unter dem Funkturm: Dort schmeckt der Osten noch nach Osten. Das wissen auch die Besucher. Dichtes Gedränge herrscht zwischen den Ständen mit Kathi-Backmischungen, Braune‘s Eierlikör, Rotkäppchen-Sekt und dem legendären Baumkuchen aus Salzwedel. Mittendrin ist Antje Mandelkow. Am Plakat ihres Standes sieht es jeder: Die DDR-Suppenfrau mischt neuerdings mächtig im Filmgeschäft mit.
Ganz groß ist auf der Reklamewand Henry Hübchen mit dem derzeitigen „Who’s who“ der Filmstars aus dem Osten zu sehen: Winfried Glatzeder, Katharina Thalbach, Corinna Harfouch, Thomas Thieme. Darüber steht „Kelles NVA-Feldsuppe“, darunter „Kundschafter des Friedens 2“.

Die Gäste an dem Stand staunen beim Probieren der Erbsensuppe, wie Antje Mandelkow es nun auch in die große Filmwelt geschafft hat – mit der Fortsetzung einer Agentenkomödie, die am 23. Januar bundesweit in den Kinos startet.
In dieser spielen Hübchen und Co. wieder eine Gruppe einstiger DDR-Auslandsspione, die irgendwie nicht zur Ruhe kommen können. Als 2017 der erste Teil von „Kundschafter des Friedens“ im Kino lief, war es schon vergnüglich anzusehen, wie dieser Film Ost- und Westagenten-Klischees gekonnt auf die Schippe nimmt.
Und nun geht es mit den alten 007-Spionen aus der DDR weiter. Während diese auf Kuba versuchen, die Welt zu retten, sieht man sie als Film-Werbung inklusive Gewinnspiel auf den NVA-Feldsuppen-Dosen aus Sachsen-Anhalt.
Die Frau mit der NVA-Suppe: Jetzt ist sie mit „Kundschafter des Friedens 2“ im Filmgeschäft
Wie es dazu kam? Manufaktur-Chefin Mandelkow kann es bis heute selber nicht glauben, als im vergangenen Jahr eine Mail bei ihr einging. „Ein Mitarbeiter eines Marketingunternehmens, das für die Filmbranche arbeitet, hatte die NVA-Feldsuppe zufällig im Supermarkt gesehen und gekauft“, sagt Mandelkow. „Er fragte an, ob wir nicht vielleicht zusammen arbeiten könnten. Denn der Firma hatte nicht nur die Aufmachung der Suppe gefallen, die nach ihrer Meinung sehr gut zu dem zweiten Teil von ,Kundschafter des Friedens‘ passte. Nein, den Leuten hat sie auch noch geschmeckt.“

Mit gutem Geschmack sich in der Filmbranche durchsetzen: Wie gesagt, nun schwingt die NVA-Suppenfrau auch dort ihre Kelle. Und das nicht nur hinter den Kulissen.
Vor einigen Tagen hatte Antje Mandelkopf sogar ihren ersten Auftritt auf dem Roten Teppich, stand neben Henry Hübchen im Blitzlichtgewitter der Fotografen, als der „Kundschafter“-Film im Kino „Colosseum“ in Berlin-Prenzlauer Berg seine Premiere feierte. „Ich hatte richtig Lampenfieber“, sagt sie.
DDR-Suppenfrau trifft auf DDR-Star Henry Hübchen
Vor allem hatte die Suppenfrau mächtiges Herzklopfen vor den Stars. „Ich bin ja ein Fan von Henry Hübchen“, sagt sie. „Und dann steht er plötzlich vor einem, nimmt einen mit auf den Roten Teppich – ich war überrascht, wie er und seine Kollegen so freundlich waren, sich überhaupt nicht abgehoben zeigten. Sie sind ganz normal, wie du und ich.“
Und so plauderte unsere Suppenfrau ganz zwanglos nach der Premiere mit den Stars über ihre Produkte, über das Unternehmen, dass sie sich vor fast 15 Jahren alleine aufgebaut hatte.

Als Kellnerin hatte Antje Mandelkow zunächst in dem Gasthof ihrer Familie gearbeitet. Doch als das Geschäft nicht mehr so lief, fing sie an, Suppen zu kochen. „Mein Mann ging es gesundheitlich schlecht, und ich hatte vier Töchter zu versorgen – irgendwie musste ich mich durchboxen.“
Also verkaufte sie ihre Suppen auf Dorffesten, bis eine Supermarktkette auf die Köstlichkeiten aufmerksam wurde und die Produkte ins Sortiment nahm. Eine Manufaktur wurde gegründet, Auftritte auf der Grünen Woche folgten, im KaDeWe führt sie sogar Verkostungen durch (wieder am 24. und 25. Januar, 11-17 Uhr).
Für die DDR-Suppenfrau, die inzwischen 27 Mitarbeiter beschäftigt, geht es immer weiter vorwärts, auch wenn es kurz einmal Ärger wegen der Aufschrift „NVA-Feldsuppe“ gab. Nun, die Filmbranche liebt sie. Mal sehen, vielleicht kommt ja noch ein Produzent auf die Idee, die Geschichte der DDR-Suppenfrau zu verfilmen. ■