Berlin-Treptow

DDR-Kultlokal vor dem Aus: Warum das Eierhäuschen wieder dicht macht

Das Berliner Kultrestaurant Eierhäuschen am Ufer der Spree macht dicht. Nach Sanierung und Neustart gibt die Pächterin auf.

Author - Stefan Henseke
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Es kamen zu wenig Gäste, die zu wenig bestellten: Das Eierhäuschen im Treptower Park muss am kommenden Wochenende wieder schließen.
Es kamen zu wenig Gäste, die zu wenig bestellten: Das Eierhäuschen im Treptower Park muss am kommenden Wochenende wieder schließen.Maurizio Gambarini/Funke Foto Services/imago

Es ist über 110 Jahre alt, in der DDR war das Ausflugslokal Eierhäuschen am Ufer der Spree ein Kultrestaurant. Doch die Sanierung und die Neueröffnung vor zwei Jahren scheinen unter keinem guten Stern gestanden zu haben. Am kommenden Wochenende schließt das Eierhäuschen wieder, die Pächterin gibt auf. Mindestens ein Jahr lang wird das Restaurant dann leer stehen.  

Schon bei der Sanierung des Traditionshauses lief vieles nicht nach Plan. Vor zwei Jahren schrieb der KURIER, dass da der Wurm drinstecke.  Aus 13,8 Millionen Euro in der Planung wurden 16,3 Millionen Euro, die Arbeiten verzögerten sich, Eröffnungstermine wurden immer wieder gerissen.

Eierhäuschen-Pächterin: „Wir haben zu wenig Gäste“

Fans des Hauses waren froh, als das Restaurant mit dem etwas sperrigen Namen Ei-12437-B im Februar 2024 endlich an den Start ging.  Doch nach zwei Jahren gibt die Pächterin Jessica Sidon wieder auf. „Schließen müssen wir vor allem, weil wir zu wenig Gäste haben. Es ist definitiv ein Ausflugslokal“, sagte sie jetzt rbb24.

Kaum Parkplätze am Treptower Park, schlechte beleuchtete Wege, weniger Verkehr am benachbarten Schiffsanleger als erhofft: Das Geschäft lief eigentlich nur am Wochenende. Viele Spaziergänger kamen aber nur für Kaffee und Kuchen vorbei. „Wir mussten somit mit einem pro-Kopf-Umsatz von maximal 10 Euro irgendwie über die Runden kommen“, sagt die Pächterin.

Das große Problem ist der Spreepark. Im September und November schränkten Bauarbeiten den finanziell überlebenswichtigen Biergartenbetrieb ein, heißt es. Wegen der schlechten Beleuchtung musste schon früh am Abend geschlossen werden. „Das hat am Ende dazu geführt, dass die Kosten, die wir hier stemmen müssen –  enorme Nebenkosten und eine Miete –  einfach nicht mehr mit den Wochenend-Umsätzen zu stemmen waren, die wir vor allem jetzt im Winter in einem Zeitfenster von viereinhalb Stunden erwirtschaften mussten“, sagt Sidon.

Nur der Biergarten am Eierhäuschen lief einigermaßen. Bei gutem Wetter, und wenn mal gerade keine Baustelle den Betrieb störte.
Nur der Biergarten am Eierhäuschen lief einigermaßen. Bei gutem Wetter, und wenn mal gerade keine Baustelle den Betrieb störte.Thomas Bartilla/imago

Gehofft hatte die Pächterin auf das nächste Jahr. Auf erste Touristenströme zur ursprünglichen geplanten Teileröffnung des Spreeparks. Doch die wurde um ein Jahr verschoben. Frühestens im Frühjahr 2027 geht es jetzt hier los. Zu spät für das Lokal Ei-12437-B. Anfang Oktober wurde das Insolvenzverfahren eröffnet.

Eierhäuschen: 1 Jahr bleibt das Kult-Lokal geschlossen

Die landeseigene Grün GmbH, die auch für den Spreepark verantwortlich ist, sucht schon nach einem neuen Pächter. Das Restaurant soll erst 2027 wieder öffnen, der Biergarten schon im nächsten Jahr. Die Grün GmbH rechnet laut Planungsunterlagen mit 83.500 Gästen und einem Umsatz von 1,5 Mio. Euro vor Eröffnung des Spreeparks – plus 40 Prozent danach. Wenn die Gäste mitspielen.

Denn die Vorgaben der Grün GmbH werden wieder für teure Preise sorgen. 50 Prozent der Speisen sollen vegetarisch oder vegan sein, der Bio-Anteil der Speisen muss bei 25 Prozent liegen, Kaffee, Tee und Trinkschokolade sollen ausschließlich in Bio-Qualität angeboten werden.

Schon 1911 lockte das Eierhäuschen Gäste an das Ufer der Spree.
Schon 1911 lockte das Eierhäuschen Gäste an das Ufer der Spree.Arkivi/imago

„Ich habe mich gewundert, dass es in dieser Ausschreibung weiterhin so gefordert wird, weil oftmals darüber gesprochen wurde, dass man anders kochen oder einkaufen sollte“, sagt die bisherige Pächterin zu rbb24. Schon bisher bremsten die hohen Preise die Bestelllust der Gäste. 19,50 Euro kostet die Havelländer Bratwurst mit Sauerkraut und Kümmelkartoffeln, für ein Paar Wiener mit Sauerteigbrot und Senf werden 8,50 Euro aufgerufen.