Berliner Wissenschaft

Wegen Trump: Berlin startet die Jagd nach Forschern aus den USA

In der Berliner Wissenschafts- und Forschungslandschaft ist man heiß auf US-Professoren.

Author - Stefanie Hildebrandt
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Max-Delbrück-Centrum MDC  in Berlin-Buch. Spitzenforschung sucht Spitzentalente.
Max-Delbrück-Centrum MDC in Berlin-Buch. Spitzenforschung sucht Spitzentalente.imago stock&people

In den USA in Forschung und Wissenschaft zu arbeiten ist derzeit wahrlich kein Vergnügen, wenn man nicht auf Linie mit Donald Trump und seinem Gefolge ist. Um von Verboten und Kürzungsarien frustrierte US-Talente abzuwerben, macht Berlin laut eines Berichts des Tagesspiegels große Pläne. Berlin macht sich hübsch für Spitzentalente, die in Forschung und Co. für sich in Amerika derzeit keine Perspektive sehen. Profitieren vom Braindrain heißt die Devise an der Spree.

Dafür soll in Berlin sogar ein eigener Fonds eingerichtet werden, „um Forscher aus den USA zu gewinnen“, sagte ein Sprecher der Senatsverwaltung für Wissenschaft dem Tagesspiegel-Checkpoint.

Obwohl der Senat erst drastische Sparpläne auch für die Berliner Hochschulen angekündigt hat, 2025 bekommen sie etwa 100 Millionen weniger Förderung, sollen die US-Forscher nach Berlin gelockt werden.  Dabei schielt der Senat womöglich auch auf Gelder aus dem Infrastruktur-Sondervermögen, das auch den Ländern zugutekommen soll.

Zu dem Fonds schreibt die Senatsverwaltung auf Instagram: „Berlin bietet Wissenschaftlern aus den USA eine neue Perspektive“.  Die Einstein Stiftung Berlin (ESB) soll dabei eine tragende Rolle übernehmen. Die Stiftung finanziert laut Tagesspiegel etwa Professuren für einige Jahre, aber auch Gastaufenthalte und – unter dem Titel „Academic Freedom“ – Stipendien für geflüchtete oder in ihrer Heimat eingeschränkte Forschende. „Wir sind im Gespräch mit dem Senat“, bestätigte ESB-Pressesprecherin Marina Meurer dem Blatt. Man sei zuversichtlich, dass das Land Berlin die Stiftung in die Lage versetzen wird, entscheidende Impulse für den Wissenschaftsstandort zu geben, so die Sprecherin weiter.

Der Tagesspiegel berichtet darüber hinaus unter anderem von Unis, die schon gezielt von Forschenden aus den USA angesprochen wurden, welche Möglichkeiten es gäbe, in Deutschland ihre wissenschaftliche Karriere fortzusetzen.

US-Profs wollen weg aus Amerika

So stehe etwa  die Universität Hamburg mit einer Professorin aus Kalifornien in Kontakt, sagte Uni-Präsident Hauke Heekeren dem Tagesspiegel. Gemeinsam mit einer Forschungseinrichtung in Berlin prüfe man, ob es möglich sei, sie als gemeinsame Professorin für Deutschland zu gewinnen. Auch eine Mitarbeiterin der TU Dresden  sei auf einer großen Konferenz in Boston oft zu Studienmöglichkeiten, Postdoc-Stellen, teils auch Professuren befragt worden. Sie habe sich wie eine „Recruiting-Vertreterin“ gefühlt.

Alexandra-Gwyn Paetz, Geschäftsführerin der Berlin University Alliance (BUA), schlägt vor, eine bundesweite Plattform einzurichten, auf der Angebot und Nachfrage koordiniert werden: „eine Art Matchmaker“, der Wissenschaftler aus dem Ausland, Unis, Organisationen und Förderer zusammenbringt. Das könnte „Prozesse beschleunigen“, hofft Paetz.

Bis Mai steht mit der neuen Exzellenzförderrunde des Bundes fest, welche Forschungsvorhaben an den Unis für sieben Jahre öffentliche Millionenförderung bekommen. Gut möglich, dass hier auch internationale Experten zum Zug kommen wollen. ■