Berlin braucht dringend neue Wohnungen. Und 500 bis 600 davon sollen zügig auf dem SEZ-Areal entstehen – mit der WBM als Bauherr. Doch nicht alle geben sich schon geschlagen und wollen den Abriss des legendären DDR-Zentrums noch verhindern. Die Bürgerinitiative „SEZ für alle!“ ruft am Samstag zur Demonstration vor dem SEZ auf.
44 Jahre wird das Sport- und Erholungszentrum Berlin. Zu diesem Anlass soll nun für seinen Erhalt demonstriert werden. Unter dem Motto „Macht das SEZ wieder auf!“ soll zum Schnapsgeburtstag ein Geburtstags-Sport-Kultur-Fest stattfinden. Die Initiative „SEZ für alle“ macht sich für eine nachhaltige, soziale und gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung und für den Erhalt und die bestmögliche Nutzung des SEZ stark.
WBM macht Abriss-Druck
„Wir hatten gehofft, den SEZ-Geburtstag im Gebäude feiern zu können. Aber nach nur drei Monaten einer erfolgreichen Nutzung des SEZ für Sport und Kultur unter der Schirmherrschaft des Landes Berlin hat die BIM die Zwischennutzungen beendet“, heißt es in der Einladung zur Demo. Heizung, Strom und Wasser seien abgestellt und die Türen dicht gemacht worden.
Niemand soll mehr sehen, in welchem – möglicherweise auch erhaltenswerten Zustand – die Gebäude sind. „Offenbar möchte man die beeindruckenden Räume der Öffentlichkeit vorenthalten“, so die Initiative.
Die WBM lehne Investitionsangebote ab und sage ganz klar, dass sie für Abriss und Neubau steht. „Wir sehen uns nicht verpflichtet, alte komische Schwimmbäder zu betreiben“, sagte WBM-Chef Dormeyer dazu.
Ein möglicher Baubeginn kann sich noch Jahre hinziehen. Doch je eher Abriss-Fakten geschaffen werden, desto besser für die Wohnungsbauer.
Zuletzt hatte die WBM Fotos aus dem Inneren des SEZ veröffentlicht, die belegen sollte, wie marode das einstige Sport- und Freizeitzentrum ist. In den Räumlichkeiten wurden sogar Pferdemist und Heu gefunden. Insider wissen, dass auf dem SEZ-Gelände auch Pferde gehalten wurden.

Die bewegte Vergangenheit des SEZ steht einer Zukunft nicht im Wege, daran glaubt die Bürgerinitiative fest: „Man würde ein Gebäude beseitigen, das unzweifelhaft für das Gemeinwohl gebraucht wird. Mit den hohen Kosten des Abrisses wäre schon ein guter Teil der Sanierung finanziert.“
Zudem sei der 2018 beschlossene Bebauungsplan nur ein Vehikel im Rechtsstreit mit dem ehemaligen Privateigentümer gewesen und entbehre jeder städtebaulichen Qualität. „Für diesen wichtigen innerstädtischen Bereich gab es nie einen Wettbewerb, nur Hinterzimmerplanungen. Ein kreativer Planungsprozess muss dringend nachgeholt werden!“, so die Forderung.
Neue Demo für den Erhalt des SEZ
Daher trommeln an diesem Samstag bei schönstem Demo-Wetter die SEZ-Fans für ein Fünf-Jahres-Moratorium mit Zwischennutzung und einen Planungsprozess mit Machbarkeitsstudien und Ideenwettbewerb zur städtebaulichen Zukunft des Areals. Die Demo und das Fest beginnen Samstag, 14 Uhr vorm SEZ, Landsberger Allee 77 / Ecke Danziger Straße.
Vor Ort werden der SEZ-Archiktekt Günter Reiß, Theresa Keilhacker (Präsidentin der Architektenkammer Berlin), Gerrit Naber (Klimaneustart), Damiano Valgolio (Die Linke) Uwe Werner Schierhorn (Gebäudetechniker) und viele mehr zur Diskussion erwartet. Es gibt Musik und sogar Medizin nach Noten mit Karl-Heinz Wendorff Ecstatic Dance mit DJ Siko. https://sez-fuer-alle.de ■