„Ich komme aus dem Märchenland, Schnippeldi Schnappeldi Scher, bin allen Kindern wohlbekannt und reise weit umher.“ Es sind Zeilen eines Liedes, das jedes Kind, das in der DDR regelmäßig vor der Flimmerkiste saß, mitsingen konnte – denn mit diesem Lied begrüßte Meister Nadelöhr seine großen und kleinen Zuschauer. Der Geschichtenerzähler wurde zu einer der beliebtesten Figuren im Kinderfernsehen der DDR, verbreitete jede Woche gute Laune bei seinen Zuschauern. Doch der beliebte Schauspieler Eckart Friedrichson, der die Rolle des Meister Nadelöhr im Fernsehen der DDR übernahm, starb bereits im Alter von 43 Jahren.
Meister Nadelöhr im Fernsehen der DDR: Erinnern Sie sich an den beliebten Kinderstar?
Noch heute erinnern sich viele, die damals vor der Flimmerkiste saßen, mit Freude an Meister Nadelöhr und seine Auftritte im Fernsehen der DDR. Unter einem Video, das ihn auf dem Videoportal Youtube beim Singen seines berühmten Liebes zeigt, sammeln sich liebevolle Kommentare über den Helden vieler Kinder in der DDR. „Einfach unvergessen von denen, die ihn damals als Kind erleben durften“, schreibt ein Nutzer unter dem Clip. „Schade, dass du hast viel zu früh von uns gehen müssen. Ruhe in Frieden, Meister Nadelöhr.“ Und eine Frau schreibt: „Da kommen schöne Erinnerungen an meine Kindheit zurück.“
Eckart Friedrichson war es, der im Fernsehen der DDR regelmäßig in die Rolle von Meister Nadelöhr schlüpfte. Seine Karriere begann, wie auch bei vielen anderen Fernsehstars der DDR, auf der Schauspielschule. Er besuchte das Gymnasium in Wernigerode, kam schon während der Schulzeit in Kontakt mit dem dortigen Theater. Dann, von 1948 bis 1950, besuchte er eine Schauspielschule in Quedlinburg. Erste Engagements führten Eckart Friedrichson noch vor seiner Zeit als „Meister Nadelöhr“ an das Volkstheater Rostock und an das Berliner Theater der Freundschaft. Später war er außerdem am Deutschen Theater beschäftigt.

Von der Bühne ging es für ihn auf die Mattscheibe: Hier wurde er für die Rolle des Schneiders und Geschichtenerzählers Meister Nadelöhr entdeckt. Die Sendung wurde zum ersten Mal am 23. November 1955 im Fernsehen der DDR ausgestrahlt, trug zuerst den Titel „Meister Nadelöhr erzählt“, hieß später „Zu Besuch im Märchenland“. Eckart Friedrichson war 25 Jahre alt, als er die Rolle übernahm. Doch sein junges Alter merkten die Zuschauer ihm nicht an: Professionell und liebevoll hauchte er der Figur leben ein, erzählte den Kindern aus seiner Schneiderstube heraus Geschichten. Mit dem Postboten Meister Briefmarke hatte er bis zum Jahr 1964 sogar noch einen Unterstützer an seiner Seite, Schauspieler Heino Winkler übernahm die Rolle.
Meister Nadelöhr war immer am Samstag im Fernsehen der DDR zu sehen
Anfangs war Meister Nadelöhr am Samstag von 15.30 Uhr bis 16 Uhr im Kinderfernsehen zu sehen, später wechselte die Sendung auf den Sonntag. Bis 1975 war Eckart Friedrichson als Meister Nadelöhr auf der Mattscheibe zu sehen. Dann verschwand die Sendung aus dem Fernsehen der DDR. Für ihn war aber noch lange nicht Schluss: Friedrichson war als Meister Nadelöhr in der DDR auf Tournee, trat mit verschiedenen Unterhaltungsprogrammen auf. Und dabei durfte natürlich auch das Lied „Ich komme aus dem Märchenland“ nicht fehlen, das so viele kleinen Zuschauer schon vor dem Fernseher mitgesungen hatten.
Der frühe Tod von Meister Nadelöhr: 1976 verlor die DDR einen Fernsehhelden
Für seine Arbeit als Meister Nadelöhr wurde Eckart Friedrichson auch ausgezeichnet: So erschien am Tag des Kindes am 1. Juni 1964 eine Briefmarke, die Meister Nadelöhr mit dem Kanarienvogel Zwirnchen zeigte – gestaltet wurde sie von Werner Klemke, der unter anderem auch durch seine Illustrationen der Kinderbücher „Hirsch Heinrich“ und „Das Wolkenschaf“ bekannt wurde. Friedrichson wurde außerdem in den Jahren 1964 und 1965 zum Fernsehliebling der DDR gewählt. Doch seine Fans mussten sich viel zu früh von Meister Nadelöhr verabschieden. Der Grund: Bereits seit seinem 13. Lebensjahr litt der Schauspieler an Diabetes. Das traurige Ende von Meister Nadelöhr: Im Alter von nur 46 Jahren erlitt er einen tödlichen Herzinfarkt. Eckart Friedrichson wurde auf dem Friedhof Karow III in Berlin beigesetzt.
Was bleibt, sind die schönen Erinnerungen an seine Auftritte im TV – Erinnerungen, die auch durch Videos seiner Sendungen aufrechterhalten werden und denen, die damals vor dem Fernseher saßen, viel Freude machen. Zugleich fragen sich viele, warum die Schönheit des damaligen Kinderfernsehens heute keine Rolle mehr spielt. „Meister Nadelöhr war sonntags Pflicht, nur leider sieht man sowas heute viel zu selten“, schreibt ein Nutzer unter einem Video von Meister Nadelöhr auf Youtube. Vieles aus der DDR werde unterdrückt. „Wenn es um früher geht, geht es nur um den Westen und das war nicht meine Kindheit.“ Ein anderer: „Das waren noch Kindersendungen, bis der Mist vom Westen rüberschwappte.“ Auch daran sieht man: Figuren wie Meister Nadelöhr bleiben noch Jahre nach der Wende unvergessen.^■