Für 29 Euro im Monat mit den Öffis durch Berlin fahren: Eigentlich war das sogenannte Berlin-Abo, das im Juli eingeführt wurde, eine feine Sache. Doch nun fiel das Billig-Ticket dem Senats-Sparhammer zum Opfer. Im Jahr 2025 ist Schluss damit. Lohnt es sich, schnell noch ein Abo zu kaufen. Und wie ist es mit den über 210.000 Berlinern, die eins haben? Wie lange gilt ihr 29-Euro-Ticket noch? Wird es etwa vorzeitig gekündigt?
Der KURIER ging den Fragen nach und stellte fest: Nach dem Senatsbeschluss über das Aus des 29-Euro-Ticktets herrscht totale Unklarheit, wie es nun weitergeht. Fakt ist: Das Berlin-Abo wird nach wie vor auf den Internetseiten von S-Bahn und BVG angeboten.
Dort steht noch immer, dass das Ticket eine Mindestlaufzeit von einem Jahr nach Abschluss hat und diese sich automatisch verlängert, sollte man das Abo nicht zuvor gekündigt haben. Auch die monatliche Zahlweise der 29 Euro gilt damit noch.
Aber ist das auch noch wirklich so? Bei der Berliner S-Bahn und BVG kann man derzeit nicht die Fragen beantworten. „Wir befinden uns derzeit in Gesprächen mit der zuständigen Senatsverwaltung zum weiteren Verfahren mit dem Berlin-Abo. Dabei arbeiten wir an der bestmöglichen Lösung für unsere Kunden“, sagt BVG-Sprecher Nils Kremmin dem KURIER.
Aus für 29-Euro-Ticket: Wie wird das Berlin-Abo jetzt abgewickelt?
Auch beim Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) weiß man nichts Genaues. Die Einführung des 29-Euro-Tickets sei eine politische Entscheidung gewesen, genauso wie jetzt seine Abschaffung, heißt es auf KURIER-Anfrage. Mit anderen Worten: Nun müssen politische Gremien die Arbeit aufnehmen, um genau zu klären, ab wann das Berlin-Abo im kommenden Jahr außer Kraft tritt und welche Verfahren bei der Abwicklung des Tickets angewendet werden.
Bei der Senatsverkehrsverwaltung hat man bisher nur eine Vermutung, wie mit dem 29-Euro-Ticket nach dem Aus verfahren wird. Theoretisch müsste bei den 210.000 Berlin-Abo-Besitzern dieses abgeschlossene Ticket so lange laufen, bis bei ihnen die Mindestlaufzeit von einem Jahr beendet ist. Und wer jetzt noch schnell ein Abo ab Dezember oder Januar abschließt, bei dem müsste das 29-Euro-Ticket im Dezember 2025 beziehungsweise Januar 2026 enden – nach den aktuellen Vertragsbestimmungen.
Laut Tagesspiegel plant der Senat nun aber, die Subvention des Tickets aus Landesmitteln spätestens im Frühjahr zu beenden. Zwar sollen die abgeschlossenen Abonnements fortlaufen, mit dem frühzeitigen Ende der Landeszuschüsse würde sich jedoch der monatliche Preis von 29 auf dann voraussichtlich 71,40 Euro erhöhen, heißt es in dem Bericht.

Doch es könnte anders kommen. Denn der Senat will ja aus Spargründen das Berlin-Abo nicht mehr mit 300 Millionen Euro jährlich subventionieren, um den günstigen Fahrpreis von 29 Euro pro Monat zu ermöglichen. Daher heißt es aus der Senatsverkehrsverwaltung: „Das 29-Euro-Ticket könnte daher auch bei allen Abonnenten vor Ablauf der Mindestlaufzeit von einem Jahr beendet werden.“
Mit anderen Worten: Das Berlin-Abo wird irgendwann einfach vorzeitig gekündigt. Dies sei juristisch durch die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) möglich, heißt es aus der Behörde. Überlegt wird offenbar auch, Kunden automatisch auf das Deutschlandticket für 58 umzubuchen, sollten sie dem nach dem Ende des 29-Euro-Tickets nicht widersprechen. Zusätzlich solle es auch ein Sonderkündigungsrecht geben, mit dem die Kunden den Vertrag mit der Preiserhöhung direkt komplett beenden können, so der Tagesspiegel.
Aus für 29-Euro-Ticket: „BVG und S-Bahn müssten jetzt den Verkauf stoppen“
Bei all der Ungewissheit lohne es sich auch nicht mehr, dass sich Berliner jetzt noch schnell ein Abo anschaffen, um beispielsweise so die Erhöhung der Tarife bei BVG und S-Bahn zum neuen Jahr um 7,5 Prozent zu umgehen, heißt es aus der Senatsverkehrsverwaltung. Eine einfache Fahrt im Bereich Berlin AB kostet dann 3,80 Euro, 30 Cent mehr als bisher. „Eigentlich müssten BVG und S-Bahn jetzt den weiteren Verkauf des 29-Euro-Tickets stoppen“, so die Behörde.
Doch der Passus in den AGB, der ein vorzeitiges Kündigen seitens der Öffis aufgrund der Senatsentscheidung zum Aus des 29-Euro-Tickets herangezogen werden soll, der hört sich recht schwammig an. „Das Fahrausweisangebot unter www.bvg.de kann jederzeit ohne Vorankündigung angepasst werden“, steht da nur auf der BVG-Internetseite in der AGB zu dem Berlin-Abo. Eine Anpassung wäre auch der Wegfall des 29-Euro-Tickets. Doch was dann passieren soll, geht aus der AGB nicht hervor.
Daher müssen jetzt die zuständigen politischen Gremien ran, um rasch die Einzelheiten zum Aus des 29-Euro-Tickets bei S-Bahn, BVG und VBB zu klären. Da kommt noch viel Arbeit auf den Senat zu, der erst das Berlin-Abo wollte und nun nach nur vier Monaten nach der Einführung es wieder abschafft. ■