Die M10 ist eine der wichtigsten Straßenbahnlinien Berlin. Mit täglich über 110.000 Fahrgästen, 10 Kilometer lang, mit 52 Haltestellen. Von Friedrichshain über Prenzlauer Berg und Mitte bis nach Moabit. Etliche Haltestellen sollen noch dazukommen. Doch über die Verlängerung bis zum S-Bahnhof Jungernheide gibt es Streit: Die Grünen und der BUND streiten sich um Straßenbäume.
Die M10 soll um 3,8 Kilometer und zehn Haltestellen verlängert werden. Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) wollte den ersten Spatenstich eigentlich noch vor der nächsten Wahl zum Abgeordnetenhaus (30. September 2026) feiern. Doch die Verlängerung, die vor sechs Jahren vom Senat beschlossen wurde, geht langsamer voran als gedacht, berichtet die Berliner Zeitung. Der Planfeststellungsbeschluss wird jetzt erst für das dritte Quartal 2027 erwartet.
Verlängerung der M10: 70 Bäume stehen im Weg
2029 könnte die M10 erstmals nach Jungfernheide fahren. Wenn sich nicht noch mal alles verzögert. Denn der Streit um die Streckenführung ist neu entbrannt. Für den bisher geplanten Streckenverlauf über die Kaiserin-Augusta-Allee, die Osnabrücker Straße und den Tegeler Weg müssten rund 70 alte Straßenbäume, 40 davon in Charlottenburg-Wilmersdorf, gefällt werden.
Das aber bringt das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf auf den Baum. Der Bezirk fordert, die Trasse zu verlegen. Eine mögliche Alternativroute: über die Lise-Meitner- und die Olbersstraße. Dort wären nur junge Bäume betroffen, das Stadtklima würde weniger negativ beeinflusst. „Wir müssen die urbane Aufheizung, die durch die Trasse entsteht, vollständig ausgleichen“, fordert Stadtrat Oliver Schruoffeneger.
Schruoffeneger ist Grüner. Der jetzt ausgerechnet Gegenwind von einem Umweltverband bekommt. Denn der BUND widerspricht den Plänen aus dem Bezirk heftig. Die Alternativroute würde wenig Sinn machen, weil sie vor allem Kleingärten und Gewerbeflächen erschließen würde.
15 Routen wurden im Vorfeld genau untersucht
Die nächste Breitseite vom BUND: Eine Umplanung würde das Projekt weit zurückwerfen und um sechs Jahre verlängern. Zudem seien die Baumverluste überschaubar, so der Verband, der sonst jedes Fleckchen Grün verteidigt, berichtet die Berliner Zeitung.
Die Planung für die neue Strecke sieht zum Beispiel vor, in der Kaiserin-Augusta-Allee zwei Bäume und in der Osnabrücker Straße sechs Bäume zu fällen. „Hier prüft die BVG die Integration von fünf Bestandsbäumen in die geplanten Haltestellen“, so der BVG-Sprecher zur Berliner Zeitung.

Die 15 mögliche Routen wurden im Vorfeld genau untersucht. Mit 15 Punkten ganz klar auf Platz 1 – die jetzt ausgesuchte Route.
Die Pluspunkte: die relativ direkte Streckenführung, eine Reduzierung des Kohlendioxidausstoßes und die Erschließung eines bisher vom Nahverkehr schlecht versorgten Viertels. Große Gebiete in der nordwestlichen Innenstadt bekämen Direktverbindungen zum Hauptbahnhof und in den Osten Berlins.