Erst wundert man sich, warum es so gut läuft, man mit dem Auto fix durch die Stadt kommt, nicht an jeder Ecke gehupt wird, man sich in der U-Bahn nicht drängeln muss. Dann fällt einem ein: Ach ja, es sind Sommerferien! Berlin hat sich schlagartig geleert. Wie schön!
Für die Zurückgebliebenen fühlt es sich an, als würde die Stadt aufatmen. Der Rhythmus scheint sich zu ändern, Berlin wirkt ruhiger, entspannter, befreiter. Man lässt sich gerne in diese Stimmung fallen, genießt die vom Stress erlöste Metropole.
Das geht auch uns beim Berliner KURIER so. Mal in die Runde der Kollegen gefragt, die ihren Sommerurlaub noch vor sich haben oder zu den Daheimbleibern gehören: Was begeistert euch an Berlin, wenn es im Ferien-Modus ist? Was ist in die Stadt jetzt anders und attraktiv?

Eigentlich hätte sie heute länger schlafen können, sagt Ina. Sie kommt aus Karlshorst in die Redaktion am Alexanderplatz. Mit der S-Bahn. Da gibt’s sonst fast immer Verzögerungen – wegen Polizeieinsätzen, Notarzt, Weichenstörungen … „Doch kaum sind Sommerferien, geht’s richtig flott. Die Bahn fährt zügig durch, man bekommt einen Sitzplatz, die anderen Fahrgäste sind entspannt, man lächelt sich sogar mal zu. Fast schon erholsam.“
Freie Fahrt durch Berlin und keine Rad-Rambos
Flotter läuft es auch beim Autofahren. Einmal quer durch die Stadt – da steht man wochentags an jeder Kreuzung. Doch jetzt: Freie Fahrt, kaum drängelnde Spurwechsler, sogar die Ampeln spielen mit und geben fast durchgehend Grün. So scheint es zumindest. Kein Grund aber, das Fahrrad stehen zu lassen. Denn auch das Radeln ist viel entspannter.
Allein am Radweg auf der Schönhauser Allee kann man sofort erkennen, wenn Ferien sind, sagt Monika, die hier zur Arbeit fährt – und nun nicht im Pulk mit anderen Radfahren wie sonst. „Keiner, der hektisch klingelt, weil er vorbei will – um dann an der Ampel wieder direkt vor einem zu stehen. Keiner der rechts überholt und einen fast crasht.“ Wo sind die Rad-Rambos geblieben? Haben die alle schulpflichtige Kinder?
Ferienzeit in Berlin – und plötzlich wird der Prenzlauer Berg zum Parkplatz-Paradies. Dort, wo sonst SUV-Eltern um jeden Zentimeter feilschen und jede Lücke zur Schlacht wird, herrscht auf einmal gähnende Leere. Keine Suche, kein Schwitzen, kein Fluchen. „Ich hab mein Auto abgestellt, ohne einmal im Kreis zu fahren – fast schon unheimlich“, sagt Sebastian. Freie Auswahl statt Feierabendfrust – ein kurzer, aber herrlicher Ausnahmezustand.

Entspanntes Badevergnügen am Lieblingssee
Am Lieblingsbadesee in Brandenburg an heißen Tagen: Decke an Decke, die Boards der Stehpaddler liegen überall im Weg rum. In der Schlange am Softeis-Fenster vom Gasthaus quengelt mindestens ein Kleinkind ohrenbetäubend. Im schlimmsten Fall trifft man Ex-Nachbarn aus Pankow, die man wirklich nicht in Badehose sehen will. „Dieser See ist schon lange kein Geheimtipp mehr“, bedauert Claudia. Doch kaum fangen die Ferien an, lichten sich die Reihen der Berliner Badelustigen. Statt schnoddrigem Berlinisch ist nun manchmal weiches Sächsisch zu hören - bei den Ossis aus dem Süden ist Brandenburg mit seinen vielen Seen ein bewährtes Ferienziel. Dieser Tage aber ist es fast menschenleer. Weil der Sommer-Wettergott nicht mitspielt, haben die Enten mehr Platz auf der Wiese.
Ausflüge mit dem Regionalzug sind meist eine Nervenprobe, weiß Susanne: „Nachmittags ab Schwedt mit dem RE3 durch die Uckermark nach Berlin, das ist an normalen Sonntagen die pure Hölle!“ Zu viele Passagiere, zu viele Räder, zu wenig Platz. Regelmäßig bleiben Menschen auf den Bahnsteigen zurück, es wird wütend geschrien und auch geweint. „Nun, am ersten Ferien-Sonntag war der Zug leer, sechs Räder hatten reichlich Platz, die Stimmung war friedlich. Was für eine herrliche Erholung.“
Wie geht es Ihnen, liebe Leser? Genießen Sie auch Berlin im Sommerferien-Modus und woran merken Sie, dass die Stadt viel leerer und entspanter ist? Schreiben Sie uns an leser-bk@berlinerverlag.com oder kommentieren Sie unseren Beitrag auf Facebook oder bei X. Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften!