Streit um Miete

Droht dem Berliner Ensemble das Aus am Schiffbauerdamm?

Ilse-Holzapfel-Stiftung bricht Vertragsverhandlungen ab – Traditionsbühne vor ungewisser Zukunft

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Verliert Berlin seine berühmteste Bühne? Das traditionsreiche Haus am Schiffbauerdamm steht vor dem Aus als Spielstätte des Berliner Ensembles.
Verliert Berlin seine berühmteste Bühne? Das traditionsreiche Haus am Schiffbauerdamm steht vor dem Aus als Spielstätte des Berliner Ensembles.Thomas Bartilla /Imago

Die Berliner Kulturlandschaft steht vor einem tiefgreifenden Einschnitt: Das Berliner Ensemble, eines der bedeutendsten deutschsprachigen Theaterhäuser, droht ab 2028 ohne seine traditionsreiche Spielstätte am Schiffbauerdamm dazustehen. Die Ilse-Holzapfel-Stiftung, Eigentümerin des denkmalgeschützten Gebäudes, hat die Gespräche mit dem Land Berlin über eine Verlängerung des Mietvertrags abgebrochen – und plant nun einen Eigenbetrieb, berichtet Entwicklungsstadt Berlin.

Das Ende einer Ära in Sicht?

Der Konflikt schwelt seit 2024. Während das Land Berlin eine Vertragsverlängerung zu bisherigen Bedingungen anbot, forderte die Stiftung eine deutlich höhere Pacht. Stiftungsvorsitzender Mike Wündsch betont, dass unter den bisherigen finanziellen Rahmenbedingungen kein nachhaltiger Kulturbetrieb möglich sei: „Wir leben ausschließlich von Pachteinnahmen und Eintritt. 70 Prozent der Einnahmen fließen an den Senat – das lässt kaum Luft zum Atmen.“

Quo vadis, BE? Wo wird 1984 dann aufgeführt?
Quo vadis, BE? Wo wird 1984 dann aufgeführt?Jörg Brüggemann/Ostkreuz

Neustart ohne Ensemble

Die Stiftung plant, ab 2028 ein eigenes Kulturprogramm umzusetzen – mit Fokus auf Erinnerungskultur und Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Brecht soll bleiben, das Ensemble aber womöglich weichen. Die nötigen baulichen Anpassungen werden bereits vorbereitet, Partner für den künftigen Betrieb gesucht.

Ein Haus verliert seine Seele

Das Theater am Schiffbauerdamm ist seit den 1950er Jahren untrennbar mit dem Berliner Ensemble verbunden. Bertolt Brechts Geist weht noch immer durch das Haus, das unter Oliver Reese heute moderne Theaterformen mit gesellschaftlicher Relevanz verbindet. Ein Verlust dieser Spielstätte wäre nicht nur ein Rückschlag für das Ensemble – sondern ein kulturelles Beben für Berlin.

Offene Fragen, drängende Zeit

Seit Juni 2025 ruhen die Gespräche mit dem Senat. Die Stiftung hält eine Einigung für „kaum noch realistisch“. Damit steht die Frage im Raum: Wo wird das Berliner Ensemble in Zukunft spielen? Und wie kann eine Stadt wie Berlin eines ihrer wichtigsten Theaterhäuser halten – ohne seine Bühne?