Dara Brady, Marketing-Chef von Ryanair, sprach am Mittwoch in Berlin Klartext: „Deutschland ist ein wichtiger Markt. Doch die Steuern und Gebühren sind so hoch wie nirgendwo in Europa. Die Regierung tut nichts, die Kosten steigen weiter.“
Was das heißt, war absehbar: Ende Oktober streicht Ryanair an neun deutschen Flughäfen 24 Routen, die es im vergangenen Winterflugplan noch gab. Rund 800.000 Sitzplätze fallen weg. Besonders heftig trifft es wieder den BER. Dort schrumpft das Angebot um 231.000 Plätze, ein Minus von zehn Prozent. Fünf Ziele verschwinden ganz: Krakau, Riga, Kaunas, Brüssel und Tel Aviv. Die ersten vier fielen bereits zum Sommerflugplan weg, jetzt fehlen sie auch in der kommenden Flugplanperiode.
BER verliert über 231.000 Plätze von Ryanair
„Wir haben keine andere Wahl“, sagte Brady. In Hamburg streicht Ryanair Malaga, Mailand-Bergamo, Edinburgh und Porto. Auch Köln, Memmingen, Hahn, Nürnberg und Bremen, Niederrhein und Baden-Baden sind betroffen. Ostdeutschland bleibt – bis auf den BER in Schönefeld – ein weißer Fleck. Dort hat sich Ryanair im März aus Leipzig/Halle und Dresden zurückgezogen.
Ryanair macht die Bundesregierung verantwortlich. „Die hohen Zugangskosten ruinieren den Markt“, so die Airline. Die Luftverkehrssteuer, Flughafenentgelte und Abgaben für Sicherheit und Flugsicherung summieren sich auf 51 Euro pro Passagier und Flug, während Ryanair selbst nur 36 Euro an Ausgaben habe. „In Polen wächst der Markt, in Deutschland stagniert er“, so Brady.
BER und Ryanair streiten um Nachtflugverbot
Am BER kommt noch der Streit um die Handhabung des Nachtflugverbots hinzu. „Es geht um wenige Minuten“, ärgerte sich Brady. Doch immer wieder passiert es, dass Maschinen schon kurz nach Mitternacht die Landung am BER verweigert wird. In diesem Jahr mussten schon fast 5000 Passagiere nach Hannover umgeleitet werden. Von dort aus ließ Ryanair sie mit Bussen nach Berlin bringen. „Alles auf unsere Kosten.“
Ryanair-Manager Marcel Pouchain Meyer hält weitere Kürzungen für möglich: „Für den Sommerflugplan 2026 können wir weitere Reduktionen nicht ausschließen.“