Auf dem Stadtplan wirkt das Projekt winzig – doch die 1,2 Kilometer Straßenbahnstrecke zum Ostkreuz in Berlin-Friedrichshain entwickelt sich zum endlosen Drama. Schon seit 32 Jahren soll der Bahnhof endlich ans Tramnetz angeschlossen werden. Doch jetzt droht dem Planfeststellungsverfahren erneut eine Verzögerung.
„Wir müssen die Unterlagen eventuell noch einmal auslegen“, sagte BVG-Abteilungsleiterin Andrea Paulo am Montagabend während einer Veranstaltung des Fahrgastverbands IGEB. „Darüber sprechen wir gerade mit der Senatsverwaltung.“ Es wäre bereits die fünfte öffentliche Auslegung der Pläne.
Grund: Änderungen bei Gutachten und Technik. Eventuell seien weitere Gutachten nötig. Laut einer Senatsvorlage sei die bisher geprüfte Lösung für die Fahrleitungen „nicht genehmigungsfähig“. Nun müsse eine neue Variante her.
Das Projekt stockt seit Jahren. Schon 2002 wurde über mögliche Trassen diskutiert, 2014 fiel die Entscheidung für die Route durch Holtei- und Sonntagstraße. Seitdem reihen sich Pannen aneinander: falsche Gutachten, fehlende Unterlagen, Vergesslichkeiten von Dienstleistern.
Über 900 Einwendungen kamen von Anwohnern, die Lärm, Erschütterungen und den Verlust von 34 Bäumen fürchten. Mehr als hundert Parkplätze sollen wegfallen. Auch die Feuerwehr hatte Bedenken – ihre Drehleitern könnten an die Leitungen stoßen.
Über 900 Einwendungen von Anwohnern
Trotz allem gilt die Strecke als dringend nötig. Der SPD-Abgeordnete Sven Heinemann betont: „Das Ostkreuz ist einer der wichtigsten Bahnhöfe Berlins.“ Die Tramlinien 21 und 22 sollen dort direkt halten, um das Umsteigen zu erleichtern.
Doch ein Eröffnungstermin? Fehlanzeige. Die Verwaltung von Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) will sich nicht festlegen: „Eine abschließende Bewertung ist erst möglich, wenn alle Unterlagen vollständig und widerspruchsfrei vorliegen“, so Sprecher Michael Herden.