In Alt‑Hohenschönhausen brodelt es: Die Lichtenberger Verkehrsstadträtin Filiz Keküllüoğlu (Grüne) will die Große‑Leege‑Straße zur Flaniermeile umbauen – das bedeutet: bis zu 200 Parkplätze weniger. Für Anwohner ein Schlag ins Kontor.
Die Stadträtin stellte die Pläne auf einer „Diskussionsveranstaltung“ vor. Es ging um „Promenadencharakter“, „Stadtklima“ und „Biodiversität“. Im Schlepptau hatte Keküllüoğlu, gebürtige Kreuzbergerin, einige Architekten des Schöneberger Büros studio polymorph. Für viele Anwohner bot der Abend nur Ideologie, keine Alltagshilfe. Im Gegenteil.
Wohnungen, Ärzte, Schul- und Parkplätze fehlen
Nicholas Häfner bewertete das Treffen als „Desaster“ und schrieb einen Offenen Brief an die Stadträtin. Er kritisiert fehlende Bürgerbeteiligung: Drei bereits bezahlte Konzepte würden vorgelegt, ohne auf die Lebensrealität der Anwohner einzugehen. „Ist Ihnen klar, wie viele Flüchtlinge hier untergebracht wurden?“, fragt er in dem Brief. Und stellt fest: Infrastruktur wächst nicht mit. Wohnungen fehlen, Ärzte fehlen, Schulen sind überlastet. Und statt Lösungen dafür zu entwickeln, wollten die Grünen nun Parkplätze opfern – für Grünflächen, die viele Häuser längst in großen Innenhöfen hätten.
Konkret droht der Verlust von rund 200 Stellplätzen. Häfner schreibt auch von Fahrradständern, an denen nie ein Rad lehnt. Und von fantasierten Flanierwegen ohne Cafés oder Geschäfte. Vor dem dm in der Große-Leege-Straße etwa wurde noch nie ein Rad am Radbügel angeschlossen, während Autos hier ständig Parkplätze suchen. Für Häfner könnte die grüne Symbolpolitik kaum weiter weg sein vom Alltag vor Ort.
CDU spricht von „ideologisch motivierten Planungen“
Die CDU‑Fraktion in Lichtenberg hat die Kritik übernommen. „Ideologisch motivierte Planungen gehen am Bürgerwillen vorbei!“, heißt es in einer Pressemitteilung. Mike Krüger, verkehrspolitischer Sprecher, schimpft: Bis zu 70 Prozent der Parkplätze könnten verloren gehen – und eine Flaniermeile werde die Große‑Leege-Straße dadurch noch lange nicht.
Die Fronten sind verhärtet: Anwohner warnen vor Versorgungslücken und der Belastung älterer Menschen, die aufs Auto angewiesen sind. Die Grünen schwadronieren vom Weltklima. Ihre Gegner kommen sich für dumm verkauft vor – zumal die Pläne offensichtlich ohne Kenntnis der Gegebenheiten vor Ort entstanden sind.