Auf Champions-League-Kurs

Verwirrung beim 1. FC Union: Wo genau geht es nach Europa?

Trainer Bo Svensson mag keine Rechenspiele und bremst die Euphorie. Einige seiner Spieler nehmen dagegen die internationalen Plätze ins Visier.

Author - Sebastian Schmitt
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Hier oder da lang? Kevin Vogt (33), Abwehrchef des 1. FC Union, denkt lieber nur von Spiel zu Spiel. Andere Unioner reden dagegen bereits von Europa.
Hier oder da lang? Kevin Vogt (33), Abwehrchef des 1. FC Union, denkt lieber nur von Spiel zu Spiel. Andere Unioner reden dagegen bereits von Europa.Matthias Koch/imago

Sieben Spiele, 14 Punkte, Platz fünf. Der 1. FC Union beißt sich in der Spitzengruppe der Bundesliga fest. Doch so geschlossen sich das Team von Trainer Bo Svensson (45) auf dem Platz präsentiert, so sehr gehen die Meinungen darüber auseinander, wohin die starken Leistungen die Köpenicker noch führen könnten. Verwirrung beim 1. FC Union: Wo genau geht es nach Europa?

Natürlich ist Svensson nach dem 2:0-Sieg in Kiel zufrieden, dennoch tritt der Däne auf die Euphoriebremse. Mit Verweis auf die erst sieben absolvierten Partien erklärt Unions Chefcoach: „Ich kann spontan nicht ausrechnen, wie viel das von einer Saison ist.“

1. FC Union liegt bisher auf Champions-League-Kurs

Über eine Matheschwäche ist bei Svensson nichts bekannt, und eigentlich ist die Gleichung einfach: Union holte in dieser Saison zwei Punkte pro Spiel. Halten die Eisernen diesen Schnitt, ergibt das nach 34 Spieltagen satte 68 Punkte. Eine Ausbeute, die in jüngster Zeit immer für die Teilnahme an der Champions League reichte. Svensson macht allerdings klar, warum er sich auf Rechenspiele nicht einlässt: „Wir haben nicht vergessen, was letztes Jahr war. Deswegen bleiben wir auf dem Boden.“

Klar, die Horror-Hinrunde hat beim 1. FC Union Spuren hinterlassen. Die beispiellose Pleitenserie, die Trennung von Erfolgstrainer Urs Fischer und der lange Kampf gegen den Abstieg waren kräftezehrend. Das kann und sollte man nicht so leicht vergessen. Zumal die Köpenicker im Vorjahr mit zwei Siegen ebenfalls gut starteten.

1. FC Union hat aus Fehlern gelernt

Doch diese Saison ist anders. Svenssons Mannschaft beweist, dass sie aus den Fehlern gelernt hat, und tritt insgesamt reifer und stabiler auf. Entsprechend stehen im Vergleich zum Vorjahr 14 statt nur sechs Punkte auf der Habenseite. Das sorgt dafür, dass der Blick von einigen Union-Profis wieder nach oben geht.

Oder doch da lang? Bo Svensson (45), Cheftrainer des 1. FC Union, hat das große Ganze und die anstehenden Aufgaben im Blick.
Oder doch da lang? Bo Svensson (45), Cheftrainer des 1. FC Union, hat das große Ganze und die anstehenden Aufgaben im Blick.Contrast/imago

Die Lust auf mehr war ohnehin von Anfang an da. Neuzugang Laszlo Benes (27) sprach bereits in der Vorbereitung von Europa. Das Gleiche tat Stuttgarts Leihgabe Woo-yeong Jeong (25), als er in Köpenick vorgestellt wurde. Zuletzt machte auch Stürmer Benedict Hollerbach (23) aus seinen Ambitionen keinen Hehl. Und sogar Präsident Dirk Zingler (60) gab bei der Vorstellung der Pläne für den Umbau des Stadions an der Alten Försterei zu: „Union international. Das hat uns schon sehr gut gefallen.“

Bo Svensson warnt 1. FC Union vor kommenden Gegnern

Svensson sieht das ähnlich. Doch Unions Trainer muss einen Spagat schaffen. Einerseits ist er froh, dass seine Spieler ambitioniert sind und vor allem ihren Worten fast Woche für Woche Taten folgen lassen. Doch Svensson, der als Trainer bisher nur mit der U19 von Red Bull Salzburg in der Youth League etwas internationale Luft schnuppern durfte, dafür aber als Spieler einige Europacup-Spiele erlebte, hat das große Ganze im Blick – und damit auch die anstehenden Aufgaben.

Also sagt der Trainer, nachdem etwas mehr als 20 Prozent der Saison absolviert sind, über eine erneute Europa-Reise des 1. FC Union: „Wir haben jetzt drei Spiele in sechs Tagen. Das sind drei Hammerspiele. Nur das können wir beeinflussen.“

Aljoscha Kemlein lässt sich in Richtung Europa locken

Tatsächlich hat es das kommende Programm in sich. Nach dem Heimspiel gegen Tabellennachbar Eintracht Frankfurt (Sonntag, 17.30 Uhr, Dazn) reist Union am Mittwoch nach Bielefeld (20.45 Uhr, Sky), wo die zweite Runde des DFB-Pokals ansteht. Wiederum nur drei Tage später sind die Köpenicker beim FC Bayern (Samstag, 15.30 Uhr, Sky) gefordert.

Mittelfeldmann Aljoscha Kemlein (20) will wie Svensson und anders als einige seiner Mitspieler nicht zu weit in die Zukunft schauen: „Ich möchte nicht über Europa reden und denke von Spiel zu Spiel. Wir müssen bei den Basics bleiben und weiter viel Geschlossenheit zeigen.“ Ein bisschen lässt sich Kemlein jedoch in Richtung Europa locken: „Die Spiele werden richtungsweisend. Das wird interessant.“ ■