Dit is Union, verstehste

Warum Union-Fans freiwillig schuften – und stolz darauf sind

Die Eisernen suchen freiwillige Helfer für das neue Trainingszentrum – und die Fans greifen wie bereits 2008 in Köpenick zu Schaufel und Helm.

Author - Sebastian Schmitt
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Auf ein Neues: Der 1. FC Union sucht wie 2008 beim Umbau des Stadions An der Alten Försterei freiwillige Helfer für den Bau des Trainingszentrums in Köpenick.
Auf ein Neues: Der 1. FC Union sucht wie 2008 beim Umbau des Stadions An der Alten Försterei freiwillige Helfer für den Bau des Trainingszentrums in Köpenick.imago sportfotodienst

Das gibt es wohl nur in Köpenick! Wieder einmal zeigt der 1. FC Union Berlin, was ihn von fast jedem anderen Klub unterscheidet: Wenn es ernst wird, packen die Fans selbst an. Union sucht freiwillige Bauhelfer für das neue Profi-Trainingszentrum – und viele Anhänger stehen da bereits in den Startlöchern. Warum das für Außenstehende befremdlich klingt, für Unioner aber eine Frage der Ehre ist.

Eiserne Handarbeit: Union sucht Fans – Fans melden sich

Der 1. FC Union ruft offiziell zu ehrenamtlicher Hilfe auf der Baustelle an der Alten Försterei auf – und sofort werden Erinnerungen wach. An 2008 und jenes irrwitzige Projekt, bei dem die Fans mehr als 140.000 Arbeitsstunden stemmten, das Stadion retteten, das Fundament für alles legten, was der Klub heute ist. 16 Jahre Arbeit – auf eine einzige Person gerechnet. Wahnsinn. Oder eben: Union.

Vor mittlerweile mehr als 15 Jahren waren sich die Fans des 1. FC Union auch bei Wind und Wetter nicht zu schade und packten beim Umbau der Alten Försterei mit an.
Vor mittlerweile mehr als 15 Jahren waren sich die Fans des 1. FC Union auch bei Wind und Wetter nicht zu schade und packten beim Umbau der Alten Försterei mit an.Matthias Koch/imago

Jetzt also wieder. Diesmal geht es nicht ums Stadion, sondern um das neue Profi-Trainingszentrum samt Sportfunktionsgebäude, neuen Plätzen, Fitness- und Physiobereich sowie einer riesigen Parkgarage. Ein Zukunftsprojekt, das den Klub sportlich endgültig in der Bundesliga verankern soll – gebaut mit Händen, die lieber Wände streichen, als still zuschauen.

Union-Fans greifen wieder zu Schaufel und Helm

Fanoriginal Kiwi hilft im Sommer 2008 bei der Modernisierung der Alten Försterei. Damals spielte der 1. FC Union in der Dritten Liga.
Fanoriginal Kiwi hilft im Sommer 2008 bei der Modernisierung der Alten Försterei. Damals spielte der 1. FC Union in der Dritten Liga.Matthias Koch/imago

Natürlich, von außen betrachtet wirkt es irritierend: Ein Klub, der im siebten Bundesliga-Jahr operiert, der Rekord-Umsätze einfährt – inzwischen kratzen die Eisernen an der Marke von 200 Millionen Euro Umsatz – bittet seine Fans um Hilfe. Unbezahlt.

Momentan trainieren die Profis des 1. FC Union Berlin in Köpenick rund um eine Baustelle. Jetzt sollen die Fans beim Bau des neuen Trainingszentrums mithelfen.
Momentan trainieren die Profis des 1. FC Union Berlin in Köpenick rund um eine Baustelle. Jetzt sollen die Fans beim Bau des neuen Trainingszentrums mithelfen.Matthias Koch/IMAGO

Neues Trainingszentrum: Köpenick packt gemeinsam an

Doch genau das ist der Unterschied, den man nicht erklären kann, sondern fühlen muss. Für Unioner ist die Alte Försterei kein Stadion. Sie ist ein Versprechen. Und für dieses Versprechen wird gehämmert, geschleppt, geschwitzt – notfalls auch bei Wind und Wetter.

„Eiserne Bauhelfer gesucht“, schreibt der 1. FC Union auf seiner Website. Und man ahnt es: Unioner würden im Zweifel sogar Geld dafür bezahlen, um dort mit anpacken zu dürfen. So wie bereits zweimal bei den legendären Schmuckaktien. So wie immer, wenn der Klub ruft.

Warum Ehrenamt bei Union mehr als Tradition ist

Und so mischen sich rund um die Wuhle Vergangenheit und Zukunft. Jene unvergessene Stadionsanierung von 2008/2009 wird zur Blaupause für das, was gerade beginnt. Nicht, weil Union muss. Sondern weil Union kann – dank seiner Fans.

Das Trainingszentrum wird in einigen Jahren stehen. Modern, funktional, groß. Doch das Wichtigste daran sind am Ende nicht die Mauern. Es sind die Hände, die sie hochgezogen haben. Und deshalb gilt: Wer Union verstehen will, muss genau hier hinschauen. Auf die Bauhelme. Auf die Schubkarren. Auf die Fans, die lachend im Matsch stehen und sagen: „Für unseren Verein machen wir alles.“