Spricht jemand von Stabilität, dann weiß man, dass das was Gutes ist. Das hat was von Festigkeit, von Größe, von Standhaftigkeit. Es impliziert Qualität, Güte, Klasse. Man muss dabei nicht gleich den Spruch von einer deutschen Eiche bemühen, aber eines sollte klar sein: Wer stabil ist, fällt nicht gleich bei jedem Windhauch um. Im Gegenteil. Er trotzt nahezu jedem Sturm. Auch und manchmal gerade im Fußball. Zugleich weiß man, dass dort so manches einer Momentaufnahme entspringt. So wie derzeit beim 1. FC Union, mit 15 Punkten nach elf Spielen, immerhin einem guten Drittel der Saison, und einem Rang 8 in der Tabelle. Ansprechend!
Union glänzt mit starker Defensive und Konstanz
Der Sprung der Eisernen in eine durchaus komfortable Zone ist vor allem gestiegener Stabilität zu verdanken. Nicht so wie beim FC St. Pauli etwa, dem Gegner vom vergangenen Sonntag, bei dem die Köpenicker mit einem 1:0 ihren vierten Saisonsieg und den zweiten in der Fremde einfuhren. Das ist gemein und niemand sollte, sofern er selbst lange im Glashaus saß, mit Steinen werfen. Doch wer es böse mag, erkennt auch bei acht Niederlagen in Folge, wie bei den Kiezkickern, Stabilität vom Feinsten – nur eben beim Verlieren.

Dabei hat Stabilität im Sport nicht allein mit dem Körper zu tun, sondern genauso mit dem Kopf. Die Balance zwischen Kampf und Kreativität, Stress und Spaß, Muskeln und Mentalität, Leichtigkeit (nicht zu verwechseln mit Lässigkeit) und Lampenfieber muss stimmen.
Baumgart setzt auf Dauerbrenner statt Rotation
Derart gefestigt kann indes meist nur der sein, der auf ein stabiles Personal setzen kann. Auf die immer gleichen Spieler, die die Laufwege und Bewegungen des anderen kennen und die sich in der Regel blind verstehen. Genau das ist derzeit gerade in der Abwehr der Fall. Sie hat sich im Verlaufe des Spieljahres sichtbar gesteigert. Nahmen die Gegentore in den ersten vier Spielen (elf waren es) kaum ein Ende, sind es seitdem in sieben Partien lediglich sechs. Dreimal – zu Hause gegen den HSV und Freiburg 0:0, nun 1:0 im Millerntor-Stadion – stand dabei die Null.

Das hat natürlich mit Frederik Rönnow zu tun. Mindestens genauso viel jedoch mit seinen Vorderleuten. Sie nämlich sind diejenigen, die für Stabilität über den Strafraum hinaus sorgen. Danilho Doekhi zum Beispiel und Leopold Querfeld.
Nur 19 Spieler: Belastungssteuerung zahlt sich aus
Wie Rönnow haben der Holländer und der Österreicher in dieser Saison keine Minute gefehlt. Kein anderes Team bringt mehr als drei Spieler in diese Wertung. Allein das ist ein Pfund. Genau andersherum geht es zwar auch. So haben die Bayern keinen 990-Minuten-Mann in ihren Reihen, nur gelten gerade für sie andere Maßstäbe als für die übrigen 17 Teams.
Nicht weit hinter diesen absoluten Dauerbrennern reiht sich Rani Khedira ein. Auch er ist, obwohl am Sonntag der Schütze des goldenen Tores, eher in der weiteren Defensive zu verorten. Der Vizekapitän hat lediglich 17 Minuten gefehlt. Und seit Diogo Leite, der wegen seiner Wechselabsichten in den ersten drei Spielen nicht eingesetzt wurde, wieder zum Stamm gehört, ist jene Gruppe wieder zusammen, die nach etlichen Irritationen in der Rückrunde der vorigen Saison den Weg zum souveränen Klassenerhalt fand. Selbst Christopher Trimmel ist mit seinen 38 Jahren und neun Monaten dicke mit dabei. Der Capitano hat, obwohl schon einmal gelbgesperrt, mehr Saisonminuten gespielt als Robert Andrich. Dabei ist der ehemalige Unioner beim Tabellendritten Bayer Leverkusen Kapitän. Auch das ist ein wichtiges Puzzlesteinchen.
Heidenheim-Spiel soll Stabilität weiter festigen
Ein anderes Indiz spricht zusätzlich für Stabilität: Die Eisernen haben bisher erst 19 Spieler eingesetzt. Kein Team ist mit weniger Akteuren ausgekommen. Der HSV, Leipzig, Leverkusen, Wolfsburg und Heidenheim, am Sonnabend im Stadion An der Alten Försterei der nächste Gegner, griffen auf jeweils 25 Spieler zurück und damit auf eine halbe Mannschaft mehr. Das wiederum mag auch mit einer ansprechenden Belastungssteuerung zusammenhängen. Denn bis auf Josip Juranovic (erst zwei Teileinsätze) und Robert Skov (nur in drei Spielen dabei) ist von den vermeintlichen Stammspielern keiner länger ausgefallen.




