Der Videobeweis ist auch acht Jahre nach seiner Einführung für viele Fußballfans weiterhin ein Dorn im Auge. Unter den Fans des 1. FC Union ist die Abneigung gegenüber dem Video Assistant Referee (VAR) besonders stark ausgeprägt. Doch beim 0:0 gegen den SC Freiburg leistete der Videobeweis eiserne Hilfe. Unbeliebt, aber wirksam: Der VAR rettet Rani Khedira!
Keine Frage, der VAR ist rund um die Wuhle so beliebt wie Fußpilz. Bereits vor dem Anpfiff im Stadion An der Alten Försterei wird der Video-Schiedsrichter traditionell besonders lautstark ausgepfiffen, obwohl er gar nicht anwesend ist, sondern im berühmten „Kölner Keller“ sitzt. Nach der Nullnummer gegen Freiburg ärgerte sich Cheftrainer Bo Svensson (45): „Es war eine entscheidende Szene. Der Video-Schiri ist hier in dieser Saison nicht so nett gegenüber der Heimmannschaft.“
1. FC Union schiebt wiederholt VAR-Frust
Zur Erinnerung: Bereits beim letzten Heimspiel gegen Frankfurt (1:1) schimpfte vor allem Union-Manager Horst Heldt (54) gewaltig über den Videobeweis, nachdem der vermeintliche Siegtreffer in der Nachspielzeit und damit auch der frenetische Jubel aller Unioner wegen einer hauchdünnen Abseitsentscheidung zurückgenommen wurde.

Gegen Freiburg ging es diesmal nicht um Abseits, sondern um einen Elfmeter. Schiedsrichter Tobias Reichel (39) hatte nach einem Foul von Vize-Kapitän Rani Khedira (30) an Freiburgs Erin Dinkci (22) zunächst auf Freistoß unmittelbar vor der Strafraumgrenze entschieden. Nach Intervention des VAR und Ansicht der Videobilder zeigte er jedoch auf den Elfmeterpunkt.
Ohne VAR hätte Rani Khedira die Rote Karte sehen müssen
Die Experten sind sich einig: Eine korrekte Entscheidung, trotz des Ärgers beim 1. FC Union. Zwar beginnt das Halten Khediras unmittelbar vor dem Strafraum, der letzte, zu Fall bringende Kontakt ist jedoch eindeutig im Sechzehner. Dinkci: „Ich habe gemerkt, dass ich durch bin. Ich wollte schießen, aber falle hin, weil er bei dem Tempo zu kräftig zieht. Am Ende ist der Elfmeter klar.“

Bedeutet: Khedira sah nur Gelb, weil die Doppelbestrafung aus Elfmeter und Roter Karte abgeschafft wurde, solange der Verteidiger versucht, den Ball zu spielen. Wäre es beim Freistoß geblieben, hätte Khedira für seine Notbremse in der 22. Minute die Rote Karte sehen müssen – und wäre dem 1. FC Union nicht nur im restlichen Spiel gegen Freiburg, sondern mindestens auch beim nächsten Spiel in Wolfsburg und womöglich gegen Meister Bayer Leverkusen nicht zur Verfügung gestanden.
Der VAR raubt dem Fußball die Emotionen
Doch Glück hin oder her: Vielen Fans, auch den Unionern, geht es um etwas anderes. Durch den VAR wird der Fußball seiner Emotionen beraubt. Durch die teils minutenlangen Überprüfungen der Szenen oder Tore wird enthemmtes Jubeln immer seltener, weil es ja doch noch anders kommen könnte. Stattdessen kommt es immer häufiger zu „Jubel-Frust“ oder eben „Frust-Jubel“.
Die Gründe dafür sind bekannt: Zwar sollte durch die Einführung des VAR in der Saison 2017/2018 alles gerechter werden, und die Anzahl der Fehlentscheidungen ist seitdem deutlich gesunken. Dennoch gibt es fast an jedem Spieltag VAR-Ärger. Fakt ist: Zwei fast identische Szenen werden auf verschiedenen Plätzen komplett unterschiedlich bewertet. Es fehlt weiterhin eine einheitliche und nachvollziehbare Einordnung vieler Szenen – ganz gleich ob bei Handspiel, Roten Karten, Elfmetern oder sogar Abseitsentscheidungen. ■