Robin Gosens (30) war gekommen, um beim 1. FC Union durchzustarten – sportlich, emotional, menschlich. Jetzt ist klar: Es wurde ein teurer Irrtum. Der Abschied nach nur einer Saison ist nun endgültig, die Kaufpflicht des AC Florenz greift. Für Union bleibt vor allem eines: ein Loch in der Kasse – und eine Lücke im Herzen. Tore schießt Gosens jetzt für den AC Florenz – gleich zwei am Donnerstagabend im Conference-League-Halbfinale gegen Betis Sevilla ...
Was für ein Transfer das mal war! Gosens – Nationalspieler, Champions-League-Finalist, Inter-Profi – unterschreibt beim 1. FC Union. Der Königstransfer eines Sommers, der die Fans träumen ließ. Und heute? Wachgeküsst – vom Albtraum.
Auch wenn die offizielle Bestätigung noch auf sich warten lässt: Fakt ist: Gosens wird nicht mehr nach Köpenick zurückkehren. Die ausgehandelte Kaufpflicht der Italiener greift, weil Gosens über 60 Prozent der Pflichtspiele für Florenz absolvierte.
Siebeneinhalb Millionen Euro werden fällig. Dazu kam eine halbe Million Euro Leihgebühr. Gosens spült insgesamt also rund acht Millionen in die Union-Kasse.
Mega-Minus: Gosens-Jahr kostet 1. FC Union acht Millionen
Das Problem: Die Eisernen hatten im Sommer 2023 für den Linksverteidiger mit ausgeprägtem Offensivdrang 13 Millionen Euro an Inter Mailand überwiesen und Gosens mit einem Jahresgehalt von mehr als drei Millionen Euro ausgestattet. Unterm Strich kostete Union das Gosens-Jahr mindestens acht Millionen Euro.
Finanziell bitter. Emotional noch schwerer zu verdauen.
Gosens-Wechsel sorgt für Wirbel beim 1. FC Union
Denn Gosens war beliebt. Sehr sogar. Er kam mit ehrlichen Worten, mit Bodenständigkeit, mit Fußballer-Romantik. Kurzum: Gosens passte für viele zu Union wie die Faust aufs Auge. Und das stimmte ja auch – zumindest am Anfang. Doch das sportliche Umfeld brach ein. Nach dem Ausflug in die Champions League landetet Union im Abstiegskampf. Der Trainerwechsel, die Krise, das Chaos – auch Gosens blieb zu oft blass, wenn Union jemanden gebraucht hätte, der vorangeht.

Trauriger Höhepunkt: Der Abschied auf Raten. Zäh zog sich das Wechsel-Theater durch den Sommer, bis Gosens am letzten Tag der Transferperiode – nur Stunden vor dem ersten Saisonspiel gegen St. Pauli – verliehen wurde. Zurück blieben ein ratloses Team, ein enttäuschter Trainer, eine frustrierte Fankurve.
Nach Union-Abschied: Gosens-Familie lacht wieder
Und doch: Keiner ist wirklich sauer auf ihn. Gosens hat nie Unruhe gestiftet. Er hat sich reingehauen. Aber man spürte: Er war nie wirklich angekommen. Seine Familie fremdelte mit Berlin, der Wechsel wurde zum Befreiungsschlag – für beide Seiten.
In Florenz blüht er auf. Sechs Tore, neun Assists, Stammspieler, Führungskraft. Und endlich auch wieder einer, der für die Nationalmannschaft ein Thema ist. Die verpasste Heim-EM schmerzte Gosens tief, sogar Tränen flossen.
Gosens-Verkauf: Union-Manager Horst Heldt kann planen
Heute kann er wieder lachen, schwärmt über Italien und den AC Florenz. „Ich fühle mich einfach pudelwohl hier. Wenn ich den Kopf frei habe und auch das Gefühl, wertgeschätzt zu werden, wirkt sich das sehr positiv auf meine Leistungen aus“, erklärt der Emmericher. Gosens weiter: „Ich bin physisch und psychisch in einer Top-Verfassung, diese Kombination ist schwer zu schlagen. Und das hat sicherlich mit Italien zu tun, weil mir dieses Land sehr guttut. Ich komme nach Hause und schaue bei meiner Familie in lachende Gesichter.“
Auch wenn das Spiel am Donnerstagabend gegen Betis Sevilla in Tränen für den AC Florenz endete. Dank zweier Kopfballtore von Robin Gosens kämpften sich die Italiener bis in die Verlängerung – doch zwei Minuten nach der Auswechselung (95. Minute) von Gosens schoss Betis Sevilla das entscheidende Tor, das die Spanier in das Finale der Conference League brachte.