Brutaler Karriere-Knick

In Wolfsburg: Kevin Behrens’ pikantes Wiedersehen mit dem 1. FC Union

Dem Ex-Spieler bläst nach seinem homophoben Spruch weiter der Wind ins Gesicht. Selbst beim eisernen Anhang ist der Stürmer in Ungnade gefallen.

Author - Sebastian Schmitt
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Winkt noch, obwohl er seit Wochen selbst in Wolfsburg ausgepfiffen wird: Kevin Behrens (33), Ex-Stürmer des 1. FC Union.
Winkt noch, obwohl er seit Wochen selbst in Wolfsburg ausgepfiffen wird: Kevin Behrens (33), Ex-Stürmer des 1. FC Union.regios24/imago

Bisher macht Kevin Behrens (33) nicht den Eindruck, als würde ihn der Spießrutenlauf, den er Woche für Woche ganz egal in welchem Stadion erlebt, großartig jucken. Doch das könnte sich jetzt ändern. Dem Stürmer, der bis Ende Januar noch für den 1. FC Union auf Torejagd ging, droht auch vom eisernen Anhang beim Wiedersehen in Wolfsburg (Sonnabend, 15.30 Uhr), ausgepfiffen zu werden.

Ganz klar: Behrens durchlebt keine leichte Zeit. Zum einen trifft er, wie schon zum Ende seiner Union-Zeit, kaum noch das Tor. Zum anderen sieht er sich nach seinem homophoben Spruch massivem Gegenwind ausgesetzt. Kaum ein Spiel vergeht, in dem Behrens nicht für seine Aussagen büßen muss. Besonders heftig wurde er beim Gastspiel am Millerntor gegen den FC St. Pauli angegangen. Doch selbst bei den Heimspielen des VfL Wolfsburg bekommt Behrens regelmäßig sein Fett weg – und das von den eigenen Fans.

Homophober Spruch: Wolfsburg-Fans kritisieren Behrens weiter

Zur Erinnerung: Im September hatte Behrens bei einer internen Veranstaltung des VfL Wolfsburg seine Unterschrift auf ein Regenbogentrikot verweigert und sich dabei homophob geäußert: „So eine schwule Scheiße unterschreibe ich nicht.“ Das Problem: Eine aufrichtige öffentliche Entschuldigung blieb bisher aus.

Die Fans des VfL Wolfsburg zeigen Kevin Behrens seit seinem homophoben Spruch bei jedem Heimspiel, was sie von ihm halten.
Die Fans des VfL Wolfsburg zeigen Kevin Behrens seit seinem homophoben Spruch bei jedem Heimspiel, was sie von ihm halten.RHR-Foto/imago

Während er also schweigt, probieren die VfL-Verantwortlichen die Wogen zu glätten. Sportdirektor Sebastian Schindzielorz (45): „Ich nehme ihn so wahr, dass er, was diese Sache anbetrifft, glaubhaft versichert hat, dass es ein Fehler war und ihm leidtut.“ Trainer Ralph Hasenhüttl (57): „Wir haben die Situation intern aufgearbeitet. Er hat sich bei der Mannschaft entschuldigt, und dementsprechend war das Thema für mich dann erledigt.“

Fans des 1. FC Union pfeifen Kevin Behrens aus

Die Wölfe-Fans sehen das jedoch anders. Bei den bisherigen Heimspielen gegen Bremen und Augsburg gab es Anti-Behrens-Banner. Und gegen den 1. FC Union könnten die Proteste aus zwei Richtungen kommen. Denn auch die Fans des 1. FC Union – die eigentlich nach dem Motto „Einmal Unioner, immer Unioner“ handeln und ehemalige Spieler oft als Fußballgötter feiern – hatten bereits vor Behrens’ Entgleisung Grund zur Kritik.

Kevin Behrens (33) wurde zehn Tage nach seinem Abschied vom 1. FC Union und vor dem Spiel gegen Wolfsburg von den Fans in Köpenick ausgepfiffen.
Kevin Behrens (33) wurde zehn Tage nach seinem Abschied vom 1. FC Union und vor dem Spiel gegen Wolfsburg von den Fans in Köpenick ausgepfiffen.Matthias Koch/imago

Beim ersten Wiedersehen, nur zehn Tage nach seinem Blitzwechsel nach Wolfsburg, fiel die Begrüßung frostig aus – und das nicht nur wegen der Temperaturen im Februar. Behrens hatte kurz nach seinem Transfer die „professionelleren Strukturen“ beim VfL Wolfsburg hervorgehoben. Das stieß den Union-Fans sauer auf. Bei seiner offiziellen Verabschiedung vor dem 1:0-Sieg gab es – für Union äußerst untypisch – Pfiffe. Behrens zeigte sich enttäuscht: „Ich habe ansonsten nie einen Pfiff gegen einen Spieler von Union gehört.“ Jetzt, nach seinem homophoben Spruch, dürfte es noch ungemütlicher werden.

Wolfsburg-Wechsel für Kevin Behrens Karriere-Knick

Fest steht: Der Wechsel zum VfL Wolfsburg hat sich für Behrens bisher ausschließlich finanziell gelohnt. Wie schon bei Max Kruse (36), der zwei Jahre zuvor ebenfalls kurz vor Transferschluss im Winter und fast ausschließlich wegen des Geldes nach Wolfsburg wechselte, erweist sich die Entscheidung sportlich als Rückschritt. In 19 Spielen traf Behrens nur einmal. Unter Hasenhüttl stand er bisher kein einziges Mal in der Startelf. Auch der Traum von der Nationalmannschaft, den er aufgrund seiner Leistungen beim 1. FC Union im Jahr 2023 kurzzeitig träumen durfte, ist längst geplatzt. ■