Paulchen Panther lässt grüßen

Freizeit-Trick beim 1. FC Union: Steffen Baumgart dreht an der Uhr!

Von wegen Achtstundentag: Unter dem neuen Chefcoach trainieren die Eisernen nur noch halbtags.

Author - Sebastian Schmitt
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Meist nur eine Trainingseinheit pro Tag auf dem Platz und dann wird auch noch gelacht: Steffen Baumgart scherzt im Union-Training mit Lucas Tousart (27).
Meist nur eine Trainingseinheit pro Tag auf dem Platz und dann wird auch noch gelacht: Steffen Baumgart scherzt im Union-Training mit Lucas Tousart (27).Contrast/imago

In Köpenick wird wieder gelacht. Gejubelt sowieso. Und manchmal auch gestaunt. Zum Beispiel darüber, was im Alltag der Profis des 1. FC Union inzwischen als völlig normal gilt: kaum Training. Genauer gesagt: meistens nur eine Einheit pro Tag!

Was sich nach Drittligaflair anhört, ist Bundesliga-Realität. Seit Steffen Baumgart (53) das Traineramt übernommen hat, ist ausgerechnet das Weniger das Mehr. Während andere Coaches ihre Spieler täglich zweimal über den Platz scheuchen, setzt Baumgart auf dosierte Belastung. Seine Idee: Wer frisch im Kopf ist, der ist auch frisch in den Beinen. Und das scheint aufzugehen.

1. FC Union unter Baumgart topfit

Denn nach seinem schwierigen Start in Köpenick hat der ehemalige Stürmer Union stabilisiert, zusammengeschweißt – und in der Tabelle deutlich nach oben geführt. Elf Punkte aus fünf Spielen, kaum Gegentore, körperlich topfit – der Klassenerhalt ist mit einem Heimsieg gegen den VfB Stuttgart (Sonnabend, 18.30 Uhr, Sky) bereits vier Spieltage vor Saisonende perfekt.

Trotz weniger Training: Baumgarts Mannschaft gehört laut Liga-Statistik zu den laufstärksten Teams. Nur St. Pauli rennt noch mehr. Auch bei den Sprints (Platz acht) und gewonnenen Zweikämpfen (mittlerweile Platz vier!) zeigen die Eisernen, dass die viele Halbtagsarbeit nicht etwa Trägheit erzeugt, sondern Wirkung.

1. FC Union: Profi-Leben mehr als nur Training

Zur Wahrheit gehört natürlich auch: Der Arbeitstag der eisernen Profis ist rund um die Wuhle nach der Trainingseinheit längst nicht vorbei. Oft stehen im Anschluss andere Dinge im Mittelpunkt: Videoanalysen, auf die Baumgart im Vergleich zu Vorgänger Bo Svensson (45) deutlich stärker setzt. Krafttraining oder Physiotherapie. Und auch Fan- und Medientermine oder Sponsorenevents.

Chefcoach Steffen Baumgart (53) stimmt die Profis des 1. FC Union auf das Spiel gegen den VfB Stuttgart ein.
Chefcoach Steffen Baumgart (53) stimmt die Profis des 1. FC Union auf das Spiel gegen den VfB Stuttgart ein.Contrast/imago

Wichtig ist: Baumgarts Freizeit-Trick funktioniert nur, wenn die Spieler die gewonnene Freiheit mit Verantwortung füllen. Und das scheint in Köpenick der Fall zu sein. Die Stimmung in der Kabine? Bestens – nicht erst seit dem sportlichen Aufwind.

1. FC Union: Erfolg gibt Baumgart recht

Stürmer Andrej Ilic (25) erzählt: „Wir sind eine gute Truppe, haben viele Nationen im Kader. Ich verstehe mich also nicht nur mit den Leuten vom Balkan. Die deutschen Spieler machen es uns einfach. Das hat mir von Beginn an gefallen. Selbst als ich nicht gespielt habe, hatte ich immer das Gefühl, dazuzugehören.“

Heute gehört er nicht nur dazu – er trifft, kämpft, lebt Union. Und genießt die neuen Freiheiten. „Wenn wir gewinnen, gehen wir auch mal alle zusammen essen. Die Kapitäne organisieren das immer“, sagt Ilic. Eine Kleinigkeit, die viel über das Klima sagt. Und darüber, warum Baumgarts Freizeit-Trick nicht zur Gefahr, sondern zur Stärke geworden ist. Der Erfolg gibt ihm recht.