In Köpenick ist das Thema längst nur noch eine bittere Randnotiz. In Kiel lässt das Urteil des Ständigen Schiedsgericht, das die beiden DFB-Urteile nach dem Skandal-Spiel des 1. FC Union gegen den VfL Bochum zuvor bestätigte, Cheftrainer Marcel Rapp (46) fassungslos zurück. Doppelmoral: Jetzt wütet Kiel gegen den DFB, wie der 1. FC Union!
„Ich kann es nicht nachvollziehen, wie man so ein Urteil fällen kann: Dass eine Mannschaft belohnt wird für etwas, das sie gar nicht geleistet hat“, poltert Rapp – und meinte damit die Entscheidung des DFB, das abgebrochene Hinspiel zwischen Union und dem VfL Bochum (Stand: 1:1) am grünen Tisch mit 2:0 für Bochum zu werten. Ein Spiel, das nicht sportlich beendet, sondern juristisch entschieden wurde. Ein Ergebnis, das im Abstiegskampf jetzt mit voller Wucht auf Klubs wie Holstein Kiel durchschlägt.
„Ich weiß nicht, ob es das schon einmal gab“, hakte Rapp nach. „Normalerweise wird ja eine Mannschaft bestraft, wenn es einen Fehler gab, und nicht eine andere belohnt.“ Der Fehler – der Wurf eines Feuerzeugs aus dem Union-Block auf Bochums Torwart Patrick Drewes – ist unbestritten. Aber dass Bochum dadurch drei Punkte zugesprochen bekam, obwohl sie sportlich nur einen geholt hatten, sorgt für Unmut. In Kiel. In Heidenheim. Überall da, wo es um jeden Zähler geht.
Feuerzeug-Skandal: Rapp wirft DFB zweierlei Maß vor
Vor allem, weil der Abstiegskampf in dieser Saison so eng ist wie selten. Kleinigkeiten, Spielverläufe, Nuancen – und Urteile – können am Ende über Liga-Zugehörigkeit und Millionen entscheiden. Rapp wirft dem DFB dabei indirekt Doppelmoral vor: „Heidenheim und uns interessiert das – aber sonst halt niemanden. Bei anderen Vereinen wäre der Aufschrei größer gewesen.“

Zur Erinnerung: Als Abstiegskampf-Konkurrenten des VfL hatten die Kieler und der Mitaufsteiger FC St. Pauli ebenfalls Klagen gegen die Urteile der beiden DFB-Gerichte eingereicht. Drei Spieltage vor dem Ende dieser Bundesliga-Saison sind die Bochumer zwar wieder auf den letzten Tabellenplatz zurückgefallen. Sie kämpfen aber immer noch vor allem mit Kiel und Heidenheim darum, wer den Relegationsplatz 16 erreicht.
Punkte für Bochum: 1. FC Union kann Kiel gut verstehen
Klar ist: Die Wut in Kiel versteht man beim 1. FC Union sehr gut. Präsident Dirk Zingler (60) hatte das ursprüngliche DFB-Urteil in einer scharfen Stellungnahme bereits als politisch motiviert kritisiert: „Der DFB will bestrafen.“ Auch Manager Horst Heldt (55) legte nach, sprach von einer „nicht nachvollziehbaren Entscheidung“, einem „schlechten Signal für den Fußball“ und stufte die Urteile der ersten beiden DFB-Instanzen als „Rachefeldzug“ ein.
Dass nun auch das Schiedsgericht das Urteil bestätigte, dürfte die Union-Bosse zwar nicht überraschen – ärgern tut es trotzdem. Und auch wenn in Köpenick der Blick nach dem geschafften Klassenerhalt längst wieder auf den Sport gerichtet ist: Der juristische Ausgang wird vielen lange nachhängen. ■