Spannung im Sommer

Reservist mit Rentenvertrag: 1. FC Union und das Vogt-Dilemma

Der Abwehrchef verlor unter Trainer Steffen Baumgart seinen Stammplatz. Durch das Saison-Aus von Diogo Leite ist Kevin Vogt plötzlich wieder gefragt – aber wie lange noch?

Author - Sebastian Schmitt
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Nachdenklich: Ex-Abwehrchef Kevin Vogt (33) stand für den 1. FC Union in Bochum erstmals nach mehr als drei Monaten wieder auf dem Platz – als Einwechselspieler.
Nachdenklich: Ex-Abwehrchef Kevin Vogt (33) stand für den 1. FC Union in Bochum erstmals nach mehr als drei Monaten wieder auf dem Platz – als Einwechselspieler.Matthias Koch/imago

Raus aus dem Schatten! Kevin Vogt (33) steht vor einem möglichen Neustart beim 1. FC Union. Nach monatelanger Pause und zwischenzeitlicher Degradierung kehrt der Abwehr-Routinier am Sonnabend gegen Werder Bremen (15.30 Uhr, Sky) in die eiserne Startelf zurück – zum überhaupt erst zweiten Mal unter Trainer Steffen Baumgart (53). Wie es mit Vogt in Köpenick weitergeht, ist dagegen völlig offen.

Es war ein eisernes Gesetz. Seit seinem Januar-Wechsel 2024 spielte Vogt immer. Doch als Steffen Baumgart das Traineramt von Bo Svensson (45) ein Jahr später übernahm, verlor der Routinier seinen Platz: Erst stellte der neue Coach von Dreier- auf Viererkette um und schmiss Vogt aus der Startelf. Dann setzte den Routinier eine hartnäckige Knieverletzung acht Spiele außer Gefecht. Danach stand er fünfmal im Kader, spielte aber keine Minute. Erst beim 1:1 in Bochum brachte ihn Baumgart nach 108 Tagen ohne Einsatz in der Schlussphase, als Diogo Leite (26) verletzt vom Feld musste.

1. FC Union: Leopold Querfeld verdrängt Kevin Vogt

Gegen Bremen erhält Vogt nun eine neue Chance – nicht, weil Baumgart wechseln will, sondern weil er muss. Leite hat sich in Bochum einen Kehlkopfbruch zugezogen, fällt für den Rest der Saison aus. Klar, dass Vogt nun bis zum Saisonende ran darf. Ob sich daraus aber wieder mehr ergibt, ist äußerst fraglich.

Stürmer Kevin Volland (32, r.) verlässt den 1. FC Union nach der Saison. Die Zukunft von Kevin Vogt (31) ist dagegen offen.
Stürmer Kevin Volland (32, r.) verlässt den 1. FC Union nach der Saison. Die Zukunft von Kevin Vogt (31) ist dagegen offen.Contrast/imago

Fakt ist: Die Konkurrenz hat geliefert. Leopold Querfeld (21) etablierte sich in der Mitte der Dreierkette, spielt neben Leite (links) und Danilho Doekhi (26, rechts) eine starke Rückrunde. Gemeinsam hat das Trio großen Anteil, dass Union seit sieben Spielen ungeschlagen und drauf und dran ist, einen Urs-Fischer-Rekord zu knacken.

Kevin Vogt hat unter Steffen Baumgart schweren Stand

„Es ist eine interessante Situation, die ich habe. Die drei Jungs machen es einfach sehr gut. Ich sehe keinen Grund, in eine große Wechselsituation zu kommen“, erklärte Baumgart vor dem Bochum-Spiel. Vogt machte er dennoch Hoffnung: „Das gehört zum Fußball dazu. Das kennt Kevin. Das erlebt er nicht das erste Mal.“

Keine Frage: Vogt weiß, wie es im schnelllebigen Fußball-Geschäft läuft. Stolze 351-mal stand er in der Bundesliga für bereits sechs Vereine (Bochum, Augsburg, Köln, Hoffenheim und Bremen) auf dem Platz. Neben seiner Erfahrung zeichnet ihn seine Übersicht, Ruhe und Spieleröffnung aus. Nur: Tempo und Zweikampfhärte gehören nicht zu seinen Stärken. Attribute, die beim 1. FC Union unter Baumgart noch mehr gefragt sind, wenn der Rostocker seine Spielidee samt Viererkette an der Wuhle doch noch umsetzen will.

1. FC Union: Kevin Vogt als Reservist zu teuer

Der 1. FC Union steckt also in einem Vogt-Dilemma: Denn Ex-Manager Oliver Ruhnert (53) überwies nicht nur drei Millionen Euro Ablöse an die TSG Hoffenheim, sondern stattete den Wittener in der damaligen Abstiegsnot auch noch mit einem Rentenvertrag aus. Nach KURIER-Informationen steht der 1,94 Meter große Blondschopf noch bis 2027 an der Wuhle in Lohn und Brot. Dabei soll Vogt rund zweieinhalb Millionen Euro pro Saison verdienen. Angemessen für einen Abwehrchef, (zu) viel Geld für einen Reservisten.

Klar ist: Vogt hat das Selbstverständnis zu spielen und kann sicherlich weiterhin für viele Klubs eine wichtige Stütze sein. Ob er das beim 1. FC Union noch mal wird oder sich ein anderer Verein findet, der ihm ein ähnlich attraktives Paket bietet, wird der Sommer zeigen.