Auf ihn werden am Sonnabend alle Blicke gerichtet sein: Oliver Burke (28), in ein paar Wochen bereits Spieler des 1. FC Union, kommt ein letztes Mal mit dem SV Werder Bremen an die Wuhle (15.30 Uhr, Sky). Während man sich in Köpenick auf einen der schnellsten Stürmer der Liga freut, schäumen viele Werder-Fans wegen Burkes Abschied vor Wut. Bremens Trainer Ole Werner (36) nimmt den Transfer sportlich, blickt dabei aber auch neidisch auf den 1. FC Union.
Keine Frage: Unions Coup, den ablösefreien Schotten nach Köpenick zu lotsen, hat den SV Werder Bremen kalt erwischt. Werner blieb hanseatisch cool und kommentierte den Burke-Verlust ziemlich nüchtern: „Es ist die Zeit, in der Spieler entscheiden, ob sie bei einem Verein bleiben oder nicht. Oder in der Vereine entscheiden, ob Verträge verlängert werden oder nicht. Von daher wäre es sehr schlecht, wenn es uns jedes Mal aus der Bahn wirft, wenn irgendwo eine Veränderung ansteht.“
Apropos Veränderung: Der Wechsel des schottischen Flügelflitzers ist mehr als ein Transfer. Er ist ein Spiegel der Liga-Realität. Union – vor wenigen Jahren noch der Underdog im Bundesliga-Business – bietet inzwischen Gehälter, bei denen ein Traditionsklub wie der SV Werder nur hinterherschauen kann. Und die Bremer tun es auch. Mit Bedauern. Mit Respekt. Und ja – auch mit ein wenig Neid.
Werder staunt über den 1. FC Union
„Man sieht in solch einer Woche, in der ein Spieler zu Union Berlin wechselt und Zahlen öffentlich werden, wo wir in der Nahrungskette stehen und wie die Unterschiede teilweise sind. Dafür haben wir bis zu diesem Zeitpunkt eine sehr gute Saison gespielt“, sagt Werner. Auch sein Chef, Clemens Fritz, reibt sich die Augen: „Anscheinend gibt es ein Angebot, das sowohl finanziell als auch von der Laufzeit her deutlich höher ist als unseres.“

Kurios: Noch hat der 1. FC Union die Burke-Verpflichtung gar nicht offiziell bestätigt. Die eisernen Eckdaten seines Vertrags an der Wuhle kursieren dennoch: knapp zwei Millionen Euro Gehalt, dazu ein Dreijahresvertrag mit Option auf eine weitere Spielzeit.
1. FC Union hat Werder überholt und abgehängt
Dass der 1. FC Union im wahrsten Sinne des Wortes mehr zu bieten hat als Werder Bremen, überrascht nur auf den ersten Blick. Hier der einzige Ost-Klub im Oberhaus, der überhaupt erst seit sechs Jahren zu den besten 18 Klubs Deutschlands gehört. Dort das Gründungsmitglied und in vielerlei Hinsicht bis heute ein Schwergewicht der Bundesliga.
Doch während Werder 2021 ein Jahr in der Zweiten Liga verbringen musste, haben die Eisernen durch fünf bärenstarke Spielzeiten seit dem Aufstieg 2019 Bremen hinter sich gelassen. Wie groß die Lücke zwischen beiden Klubs mittlerweile ist, zeigt die TV-Geld-Tabelle: Während Union vor dieser Saison satte 69 Millionen Euro ausgeschüttet bekam, kassiert Werder rund 25 (!) Millionen Euro weniger.
Werder-Gastspiel: Oliver Burke kann Union-Fans zeigen, was er kann
Anders als angekündigt, hat sich das Burke-Theater doch auf Werners Startelf ausgewirkt. Nach sieben Einsätzen von Beginn an flog der pfeilschnelle Angreifer im ersten Spiel nach seinem Union-Wechsel beim 0:0 gegen den FC St. Pauli prompt aus der Anfangsformation. Doch ohne Burke riss Bremens Siegesserie von fünf Spielen.
Bedeutet: Weil Werder weiter von Europa träumt – und Burke Bremen besser macht – stehen die Chancen gut, dass Unions neuer Stürmer am Sonnabend den Fans des 1. FC Union zeigen kann, worauf sie sich schon bald freuen können. ■