Der 1. FC Union atmet einmal ganz tief durch. Dank des Fußball-Gotts und endlich wieder gezeigten eisernen Tugenden bleibt den Köpenickern durch das wilde 2:1 gegen Freiburg der Absturz in die Zweite Liga erspart. Doch viel Zeit haben Unions Bosse nach dem geschafften Last-minute-Klassenerhalt nicht. Vor dem sechsten Bundesliga-Jahr in Folge gibt es viele offene Fragen beim 1. FC Union.
Über allem thront die Trainerfrage. Fakt ist: Interimstrainer Marco Grote (51) wird nicht neuer Cheftrainer. Daran ändert auch die gelungene Rettung und das große Lob von Kapitän Christopher Trimmel nichts. Vielmehr wird die Trainerfrage für Präsident Dirk Zingler (59) und Manager Oliver Ruhnert (52) zur Gretchenfrage: Welcher Coach passt mit seiner Art am besten nach Köpenick, gibt sich mit der Zielsetzung Klassenerhalt zufrieden und kann doch aus wenig viel machen?
Bo Svensson und André Breitenreiter Union-Kandidaten
Klar ist: Es braucht einen Menschenfänger, der in die großen Fußstapfen von Ex-Trainer Urs Fischer (58) treten kann. Gehandelt wird Bo Svensson (44), der zuletzt Mainz 05 coachte. Der Däne ist nahbar und emotional, was an der Wuhle sicherlich gut ankommt. Dazu würde Svensson Union keine Ablöse kosten, weil sein Vertrag bei den Rheinhessen ausläuft.
Ein weiterer Kandidat soll André Breitenreiter (50) sein, der unter anderem bereits Schalke, Hannover und Hoffenheim coachte und den FC Zürich in der Schweiz 2022 zum Meister machte. Für Fischer hat es Breitenreiter drauf: „Er hat das mit dem FC Zürich überragend gemacht. Sie sind da durchgelaufen, haben sich nichts nehmen lassen. Er hat wirklich das Optimum herausgeholt. Er hat da seine Spuren hinterlassen.“ Auch Breitenreiter, zuletzt bei Englands Zweitliga-Absteiger Huddersfield Town an der Seitenlinie, würde Union keinen Cent kosten.
1. FC Union: Neuer Kader soll früh feststehen
Ganz egal, wer zukünftig beim 1. FC Union das Sagen hat, der eiserne Kader wird sich erneut massiv verändern. Ruhnert kündigt bereits Korrekturen an und zieht damit die Konsequenzen eines verkorksten Jahres. Die Fehler der vergangenen Saison sollen sich dabei nicht wiederholen. Bedeutet: Union will so früh wie möglich alle Spieler beisammenhaben, um sich in der Vorbereitung bereits einzuschwören und das so schmerzlich verloren gegangene Wir-Gefühl wiederherzustellen.

Fest steht: Nach dem Verkauf der verliehenen Stürmer Jamie Leweling (23, Stuttgart) und Jordan Siebatcheu (28, Gladbach) verabschiedet der 1. FC Union auch Ersatztorhüter Jakob Busk (30), Angreifer Brenden Aaronson (23, Rückkehr zu Leeds nach Leih-Ende) und Abwehrspieler Robin Knoche (31), dessen Vertrag nach vier Jahren an der Wuhle ausläuft.
Erneute Leihe: 1. FC Union will Brenden Aaronson
Wichtig: Die eiserne Achse bestehend aus Stammkeeper Frederik Rönnow (31), Abwehrchef Kevin Vogt (32), Kapitän Trimmel (37) und Mittelfeldchef Rani Khedira (30) bleibt definitiv bestehen. Und: Sowohl bei Knoche als auch bei Aaronson ist das letzte Wort noch längst nicht gesprochen. Während Knoche in der Türkei und auch bei anderen Bundesliga-Klubs begehrt ist, gilt es bei Aaronson abzuwarten, ob Leeds, die 2022 33 (!) Millionen Euro für den Stürmer bezahlten, am Samstag in die Premier League zurückkehrt.
Interessant: Der 1. FC Union würde den Amerikaner nach KURIER-Informationen gerne ein weiteres Jahr ausleihen. Und auch der Nationalspieler, zuletzt einer der besten Union-Profis, kann sich ein weiteres Jahr in Köpenick gut vorstellen.