Der 1. FC Union pfeift vor dem letzten Spiel des Jahres auf dem letzten Loch. Das 0:3 in Bochum war mehr als ein Schlag in die Magengrube, die eiserne Aufbruchstimmung, der mühsam wiedergewonnene Glaube an die eigene Stärke, all das löste sich im Pott in nur 45 desaströsen Minuten in Luft auf. Ganz ähnlich geht es Steffen Baumgart beim 1. FC Köln. Eisernes Schlamassel: Dem 1. FC Union droht Ärger mit Liebling Baumgart!
Zugegeben, „ausgerechnet“ ist im Fußball wirklich ein inflationär verwendeter Begriff. Aber der 1. FC Union und Steffen Baumgart, daraus machen weder die Eisernen noch der Trainer des 1. FC Köln ein Geheimnis, das ist nun mal eine ganz besondere Beziehung.
Bis heute wird der zweifache Spieler des Jahres (2003 und 2004) in Köpenick verehrt. Baumgart ist ein Union-Gesicht, ohne derzeit ein Unioner zu sein. Er selbst bezeichnete sich erst jüngst wieder als eisernen Insider, der stets und mit mehr als einem Auge auf das Geschehen rund um die Wuhle blickt und den die eiserne Trennung von Erfolgstrainer Urs Fischer alles andere als kaltließ: „Ich bin immer wieder eng mit Urs im Austausch. Natürlich trifft das einen“, gestand Baume.
Union-Fans wollten Baumgart als Fischer-Nachfolger
Pikant: Die große eiserne Mehrheit betrauerte zwar ebenfalls das Ende der Ära Fischer. Gleichzeitig war Baume der absolute Wunschkandidat der Fans für die Fischer-Nachfolge. Der ehemalige Stürmer wird in Köpenick wegen seiner Leidenschaft, seinem Einsatz und vor allem wegen seiner offenen und ehrlichen Kommunikation geschätzt.
Das Problem: Die Anerkennung genießt Baumgart auch beim Effzeh. Seit zwei Jahren hält der Rostocker in der Domstadt das Zepter in der Hand, zähmte die Kölner Medienlandschaft und führte den 1. FC Köln bis nach Europa. Nur um dieses Jahr einen ähnlichen Absturz zu erleben wie der 1. FC Union. Anders als Fischer bei Union sitzt Baumgart beim Effzeh aber weiterhin im Sattel.
Union-Trainer Bjelica sieht viel Arbeit
Das könnte sich jedoch noch in dieser Woche ändern. Das Duell der beiden Klubs am Mittwochabend ist nicht nur das letzte Spiel des Jahres 2023, es hat auch echten Endspielcharakter. Mit jeweils zehn Punkten stecken beide Klubs knietief im Abstiegskampf. Man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen: Für den Verlierer brennt an Weihnachten kaum ein Licht, die Mission Klassenerhalt wird in der Rückrunde eine ganz enge Kiste.

Statt Baume übernahm bekanntlich Nenad Bjelica (52) das Amt von Fischer. Der Kroate sorgte mit dem3:1-Sieg gegen Gladbach bei seinem Einstand im Stadion An der Alten Försterei für ein Ende der Horror-Serie von 16 Spielen ohne Sieg, sehnt sich nach dem Rückfall in Bochum aber sehr nach der Winterpause. Vor dem Duell mit dem 1. FC Köln (Mittwoch, 18.30 Uhr, Sky) sagt Bjelica: „Jetzt brauchen wir ein bisschen Zeit, um zu arbeiten. Mit Arbeit können wir besser werden.“
Dabei kommt auf Bjelica auch viel Arbeit im mentalen Bereich zu. Unions Binnenklima ist nach Bochum belastet, die Spieler zählen sich vor dem Duell mit dem 1. FC Köln gegenseitig an.
Union-Profis zählen sich gegenseitig an
Abwehrchef Robin Knoche und Vizekapitän Rani Khedira haben die Faxen dicke. Knoche: „Es ist nicht immer leicht, eine Standardsituation zu verteidigen, aber zumindest in der Nähe des Gegenspielers sollte man stehen.“ Khedira bläst ins gleiche Horn, zweifelt an der Einstellung mancher Kollegen: „Wir wissen, wie schwierig es ist, 40 Punkte zu holen, das haben wir eigentlich von Anfang an gepredigt, aber vielleicht nicht zu 100 Prozent danach gelebt.“
Störgeräusche, die aber dringend nötig sind, um den 1. FC Union aus dem Schlamassel zu ziehen. Ein Sieg gegen den 1. FC Köln würde den Eisernen mit immerhin 13 Punkten ein etwas ruhigeres Weihnachtsfest bescheren– selbst wenn dadurch Liebling Baume in Köln Ärger droht ... ■