Er ist DAS eiserne Aushängeschild! Aljoscha Kemlein (20) spielt für den 1. FC Union seit seinem zwölften Lebensjahr und sorgt mittlerweile bei den Profis in der Bundesliga für Furore. Für seinen Durchbruch schnürte er allerdings ein halbes Jahr für Unions kommenden Gegner, den FC St. Pauli, die Schuhe. Vor dem Wiedersehen (Sonntag, 17:30 Uhr, DAZN) räumt Kemlein mit Wechselgerüchten auf und spricht darüber, wie viel der 1. FC Union ihm bedeutet.
„Union ist Familie“, antwortet Kemlein ohne zu zögern und erklärt: „Ich kenne im Nachwuchsbereich jedes Gesicht und mittlerweile auch bei den Profis. Ganz egal, ob es ein Mitarbeiter aus dem Ticketing ist oder unsere Zeugwarte – man schätzt sich untereinander. Dass alles so gelaufen ist und ich so ein Leben leben darf, ist ein Traum.“
Aljoscha Kemlein freut es, Unioner glücklich zu machen
Von Präsident Dirk Zingler (60) geadelt, stillt Kemlein die Sehnsüchte aller Unioner: Als erster Spieler seit Steven Skrzybski (32, 2000 bis 2018) hat es der Mittelfeldmann aus der Jugend zu den Profis geschafft. Kemlein weiß, welcher eiserne Meilenstein das ist, bleibt jedoch cool: „Es freut mich, wenn ich Menschen im Verein glücklich machen kann, die lange darauf gewartet haben, dass ein Spieler aus der Jugend hochkommt. Ich mache mir da aber keinen Druck.“

Apropos Zingler: Unions Boss soll Ende August ein Machtwort gesprochen haben, als die Kiezkicker Kemlein nach seiner halbjährigen Leihe gerne behalten hätten. Angeblich war sich der Berliner damals mit St. Pauli über einen Wechsel einig, nachdem er an den ersten Spieltagen unter dem damaligen Trainer Bo Svensson (45) nur auf der Bank saß. Jetzt stellt Kemlein klar: „Dass ich hier bleibe, war eine Entscheidung zusammen mit dem Verein. Ich versuche, mich hier durchzusetzen. Das Thema ist nicht mehr in meinem Kopf. Ich habe Vertrag bei Union.“
1. FC Union: Aljoscha Kemlein schwärmt von St. Pauli, aber ...
Über St. Pauli spricht er dennoch gern, nicht nur wegen des Bundesliga-Aufstiegs mit den Kiezkickern: „Die Zeit dort hat mich extrem vorangebracht – fußballerisch und menschlich. Es war das erste Mal, dass ich regelmäßig Profifußball gespielt habe. Ich war auch das erste Mal von zu Hause weg und habe allein gewohnt. Das hat mich als Person geprägt.“
Anlaufschwierigkeiten hatte er damals in Hamburg keine, auch weil die Klubs durchaus vergleichbar sind. „Beides sind familiäre Vereine. Auch von der Fußballkultur her: Manche leben den Verein. In beiden Stadien ist die Stimmung super“, erinnert sich Kemlein und fügt mit einem Lächeln hinzu: „Vielleicht ist es hier bei Union etwas lauter.“
Unions Aljoscha Kemlein will zur U21-EM
Geholfen hat ihm St. Pauli auch, um bei Union Fuß zu fassen. „Mein Standing war nach meiner Rückkehr ein anderes.“ Und das hat sich innerhalb weniger Wochen nochmals extrem verändert. Unter Svensson schon gefragt und unter Steffen Baumgart (53) nur einer von fünf Spielern, die bislang in allen drei Spielen unter dem neuen Trainer von Beginn an ran durften, ist Kemlein sogar schon zum Taktgeber im Mittelfeld der Eisernen geworden und erhielt zuletzt beim 2:1-Sieg gegen Mainz sogar den Vorzug vor Vize-Kapitän Rani Khedira (30) – eine Entwicklung, die in ganz Deutschland genau wahrgenommen und belohnt wird.
Seit dem Herbst ist Kemlein, dessen Marktwert innerhalb von nur sechs Monaten von zwei auf sieben Millionen Euro in die Höhe geschossen ist, Teil der U21-Nationalmannschaft. Sein Ziel ist klar: Er will – am liebsten mit Union-Kollege Tom Rothe (20) – im Sommer bei der U21-EM in der Slowakei dabei sein.
1. FC Union: Aljoscha Kemlein lobt Steffen Baumgart
Dass die beste Bewerbung dafür eine erfolgreiche Saison beim 1. FC Union ist, ist Kemlein klar. Dabei hat er die Hoffnung, dass nach durch den Sieg gegen Mainz, dem ersten nach zehn Spielen in Folge ohne Erfolgserlebnis, ein Knoten geplatzt ist. Großen Anteil hat für Kemlein daran Baumgart: „Er lebt den Verein mit seiner Emotionalität und seiner Einstellung. Man spürt, dass er Union etwas zurückgeben möchte. Das motiviert.“