Das muss man erst mal schaffen! Der 1. FC Union erlebt gegen Borussia Mönchengladbach in nur 90 Minuten die komplette Bandbreite an Emotionen. Die 1:2-Pleite sorgt erst für viel Frust, macht dann überraschend Freude, und am Ende bleibt trotz der Enttäuschung sogar etwas Hoffnung übrig. Das irre Wechselbad der Gefühle lässt die eisernen Meinungen über das eigene Können entsprechend weit auseinandergehen.
Horst Heldt (55) war nach der dritten Heimpleite der Saison mächtig sauer: „Wir verschlafen die erste Halbzeit komplett, bekommen keinen Zugriff und geraten verdient in Rückstand“, fasst Heldt die ersten 45 Minuten gegen Gladbach in der Alten Försterei zusammen. Der Manager schimpft: „Das haben wir einfach schlecht gemacht.“
1. FC Union: Hollerbach und Rothe nicht einer Meinung
Bei den Spielern wirkten die beiden unterschiedlichen Halbzeiten auch noch nach – und führten zu ganz unterschiedlichen Einordnungen. Stürmer Benedict Hollerbach (23) und Verteidiger Tom Rothe (20) widersprachen sich sogar: Während Holler den Gladbacher Sieg als verdient ansah, war Rothe der Meinung: „Aus meiner Sicht hätten wir einen Punkt verdient.“

Fakt ist: Auch unter Baumgart-Vorgänger Bo Svensson (45) zeigte der 1. FC Union von Woche zu Woche zwei Gesichter. Gegen Gladbach passierte das nun sogar innerhalb von 90 Minuten. Nach einer völlig unterlegenen ersten Halbzeit dominierten die Köpenicker die Gladbacher in der zweiten Hälfte. Gereicht hat es trotzdem nicht.
Für den 1. FC Union ist noch viel drin
Entsprechend gemischt fällt Baumgarts Fazit aus: „Mit dem nötigen Quäntchen Glück wäre vielleicht noch etwas mehr drin gewesen. Wenn man aber die gesamten 90 Minuten betrachtet, müssen wir klar anerkennen, dass der Gegner verdient gewonnen hat.“ Hollerbach spricht zwar weiter von Abstiegskampf, sieht das Team unter Baumgart (53) aber auf einem guten Weg und verspricht: „Wir machen so weiter.“
Wohin die Reise geht, ist aber noch völlig unklar. Der KURIER rechnet vor, was diese Saison für den 1. FC Union noch drin ist. Der drohende Punktverlust vor dem DFB-Bundesgericht nach dem Feuerzeug-Skandal beim 1:1 gegen den VfL Bochum spielt dabei noch keine Rolle.
Müssen die Fans des 1. FC Union wieder bis Mai zittern?
Szenario 1: Hält Union den bisherigen Ein-Punkte-Schnitt aus den ersten sieben Spielen unter Baume (zwei Siege, ein Remis, vier Pleiten), haben die Eisernen am Ende 36 Punkte auf dem Konto und müssten wohl erneut bis in den Mai zittern.
Szenario 2: Steigert sich der 1. FC Union und kommt auf 1,5 Punkte pro Spiel, winkt mit 42 Zählern vorzeitig der sichere Klassenerhalt.
Klopft der 1. FC Union noch an die Tür von Europa?
Szenario 3: Läuft es von Spiel zu Spiel besser, sodass am Ende sogar zwei Zähler pro Partie herausspringen, klopft Union nach 34 Spieltagen mit dann 48 Punkten womöglich noch an die Tür von Europa. Vergangene Saison reichten Heidenheim sogar nur 42 Zähler, um als Achter in die Conference League einzuziehen.
Fakt ist: Für den 1. FC Union geht es trotz des Tabellenstands im Niemandsland noch um viel. Die Antwort, ob es eher weiter gegen den Abstieg oder vielleicht doch noch in Richtung weiter oben geht, liefert vielleicht bereits das Duell beim BVB (Samstag, 18.30 Uhr). Baumgart verspricht gegen den kriselnden Top-Klub jedenfalls Besserung: „Es ist meine Aufgabe, den Jungs die richtigen Lösungen an die Hand zu geben.“ ■