Er war der Spieler des Spiels – zumindest aus Sicht von Borussia Mönchengladbach. Lukas Ullrich (20) traf beim 2:1-Sieg gegen den 1. FC Union zur Führung und überrascht danach mit einem Interview, das vor allem vielen Blau-Weißen nicht besonders schmecken wird. Wie bitte? Ex-Herthaner Ullrich outet sich als Fan des 1. FC Union!
Für Ullrich, den gebürtigen Berliner, war es eine perfekte Rückkehr nach Hause – und in die Alte Försterei. Ja, richtig gehört! Bekannt war bisher nur, dass der Linksverteidiger das Kicken beim Weißenseer FC lernte und danach über Borussia Friedrichsfelde bei Hertha BSC landete. Dass Ullrich aber als Kind Fan des 1. FC Union war, verriet er jetzt nach dem Spiel gegen die Eisernen: „Ich bin bei Hertha groß geworden, aber bei Union war ich früher immer im Stadion.“
Gladbach-Wechsel von Lukas Ullrich ärgert Hertha BSC
Ullrichs Union-Beichte wird vor allem vielen Hertha-Fans nicht gefallen. Dabei hatte es schon vor zwei Jahren, als Ullrich sich nach viel Hin und Her für einen Wechsel zu Borussia Mönchengladbach entschied, mächtig Ärger gegeben – zumindest aus Sicht von Hertha BSC.

Sportdirektor Andreas „Zecke“ Neuendorf, damals wegen des ablösefreien Abgangs Ullrichs spürbar gekränkt, stichelte auf der Mitgliederversammlung im Mai 2023 gegen das einstige Juwel: „Wir haben Gespräche geführt, aber keine ehrlichen.“ Zecke weiter: „Für uns wirkte es so, als ob er auf Zeit spielt. Er wollte das Training der Profis mitnehmen, damit er bis zum Sommer, wenn er nach Gladbach geht, die bestmögliche Ausbildung hat.“
Lukas Ullrich erzielt erstes Bundesliga-Tor gegen 1. FC Union
Zudem war Zecke skeptisch, ob Ullrich in NRW seine Profi-Karriere in Schwung bringen könne: „Er geht nach Gladbach, an die wir leider schon Luca Netz verloren haben. Wir wünschen ihm eine gute Reise. Ich bin gespannt, ob er sich gegen Luca durchsetzt.“
18 Monate später lässt sich festhalten: Netz (21) UND Ullrich entwickeln sich in Gladbach prächtig. Während Netz, der übrigens aus Bernau stammt und für den Hertha 2022 immerhin etwas mehr als zwei Millionen Euro kassierte, bereits letztes Jahr seinen Durchbruch feierte, stand Ullrich beim 2:1-Sieg in Köpenick bereits zum 14. Mal in dieser Saison in der Startelf – und erzielte jetzt sein erstes Bundesliga-Tor: „Es war schön, gerade hier zu treffen, weil es meine Heimatstadt ist und meine Familie auch hier war. So kann es weitergehen. Im Endeffekt ist der Sieg aber das Wichtigste für mich.“
Gladbach-Boss legt Finger in Wunden von Hertha BSC und Union
Der bald 21-Jährige ist extrem bodenständig und auf dem besten Weg zum U21-Nationalspieler – sehr zur Freude von Borussia-Boss Roland Virkus (58): „Der Luki kennt die Berliner Luft. Dementsprechend fühlt er sich wahrscheinlich hier sehr, sehr wohl. Es freut mich sehr für ihn.“
Virkus legt bei seinem Lob auch ein bisschen den Finger in die Wunden von Hertha BSC und dem 1. FC Union. Seit Jahren verlieren die Blau-Weißen ihre besten Talente, während sich die Eisernen sich extrem schwertun, überhaupt ein Juwel aus den eigenen Reihen hochzuziehen. Virkus freut es: „Da sieht man, dass Berlin als Stadt unheimlich viele Talente rausbringt.“ ■