Wunden lecken beim 1. FC Union! Das 1:2 gegen Borussia Mönchengladbach sorgt in Köpenick für lange Gesichter und unterschiedliche Reaktionen. Vor allem Stürmer Benedict Hollerbach (23) ließ gleich mehrere Großchancen liegen, sodass sich Cheftrainer Steffen Baumgart (53) in seiner Einschätzung bestätigt fühlt. „Kein Klugscheißer, aber“: Das sagt Union-Trainer Baumgart über Hollerbach.
Baumgart bewies zuletzt ein feines Näschen. Mit seinen Umstellungen in Sachen Taktik und Personal lief es endlich wieder rund beim 1. FC Union. Sieben Punkte aus den vergangenen vier Spielen waren auf jeden Fall Balsam auf die eisernen Wunden der letzten Monate. Auch gegen Gladbach hatte Baumgart den richtigen Riecher – allerdings nur mit seiner Einschätzung zu Hollerbach.
„Er profitiert von unserem Anlaufen, er ist schnell und aggressiv, ohne dass er jedes Mal Foul spielt. Dann kommt er in seine Situationen“, lobte der Trainer Unions bisherigen Topscorer in dieser Saison am Sky-Mikrofon. Doch Baume wäre nicht Baume, wenn er nicht gleich etwas hinterherschieben würde. „Bei Holler bin ich immer ein bisschen vorsichtig“, so Baumgart und erklärte auch warum: „Holler ist ein Spieler, der sich noch entwickeln kann und noch entwickeln sollte. Ab und zu wäre es auch gut, wenn er die Jungs neben sich noch mehr sieht.“
Steffen Baumgart lobt Union-Stürmer Hollerbach
Doch Hollerbach steht nicht nur wegen seiner sechs erzielten Tore oft im Mittelpunkt. Der Stürmer vom Starnberger See gibt offen und ehrlich Interviews und gilt deswegen als meinungsstark. „Das ist ja nichts Schlimmes. Das bin ich auch“, findet Baumgart und erklärte: „Es kommt ja immer darauf an: Hast du eine Meinung, weil du ein Klugscheißer bist, oder hast du eine Meinung, weil du was wissen oder lernen willst? Holler ist Letzteres. Und das zeichnet ihn aus.“

Hollerbach ließ Baume mit seiner Einschätzung nicht im Regen stehen. Nach dem 1:2 nahm er wie immer kein Blatt vor den Mund: „Wir hatten heute wieder viele Chancen, was positiv ist. Andererseits waren wir auch wieder nicht effizient genug, das ist schade. Aber Gladbach hat es einfach auch sehr gut gemacht, sodass man von einer verdienten Niederlage sprechen kann.“
1. FC Union: Hollerbach-Klartext über Systemumstellungen
Hollerbach ist aber nicht nur ehrlich, sondern für einen Bundesliga-Spieler auch erfrischend selbstkritisch. Weil er selbst gute Möglichkeiten ausließ, haderte er mit seiner Leistung. Über seine Riesenchance in der 55. Minute, als er völlig frei zum Schuss kam, den Ball aber viel zu unplatziert aufs Tor schoss, sagte er: „Den muss ich mehr in die Ecke schieben. Ich habe den Anspruch, solche Dinger zu machen.“
Weil er das nicht tat und auch andere Unioner beste Chancen nicht nutzten, war die eiserne Aufholjagd nicht von Erfolg gekrönt. Der verwandelte Foulelfmeter von Andrej Ilic (63.) war zu wenig, um den 0:2-Pausenrückstand durch die Tore von Lukas Ullrich (10.) und Tim Kleindienst (26.) wettzumachen.
1. FC Union: Baumgart macht zweite Halbzeit Mut für BVB-Spiel
In seiner Analyse bewies Hollerbach die von Baumgart angeführte Meinungsstärke – zum bereits viel diskutierten Thema Viererkette oder Dreierkette, auf die Baumgart in der zweiten Halbzeit umstellte. Hollerbach: „Ich bin zehn Jahre im Nachwuchsleistungszentrum ausgebildet worden und habe alles rauf und runter gespielt. Das ist auch die Erwartungshaltung in der Bundesliga. Du musst dich taktisch anpassen können.“
Und weil das die gesamte Mannschaft im zweiten Abschnitt gut machte, bleibt beim 1. FC Union trotz der Pleite gegen Gladbach ein gutes Gefühl. Baumgart will genau das konservieren: „Das zeigt insgesamt, dass wir in der Lage sind, uns aus solchen Situationen zu befreien.“ Das wird auch nötig sein. Mit dem Spiel beim aktuell größten Krisenklub Deutschlands, Borussia Dortmund, wartet auf Hollerbach und Co. bereits die nächste schwere Aufgabe (Samstag, 18.30 Uhr, Sky). ■