Nächster Halt: Teich! Die spannende Enten-Rettung von Potsdam
Der Blumenkübel von Dajana Kunert (35) und Romano Dreyer (38) wurde zur Baby-Stube. Nur: Wie kommen die Vögelchen vom Hochhaus ans Wasser?

Diese Rettungsaktion war ein tierisches Vergnügen! Knapp einen Monat lang durfte sich eine Familie in Potsdam über besonderen Besuch im Blumenkasten freuen: Auf der Dachterrasse von Dajana Kunert (35) und Romano Dreyer (38) hatte sich eine Entenmutter niedergelassen – und den frisch bepflanzten Blumenkübel der kleinen Familie zum Baby-Quartier gemacht. Am Wochenende schlüpfte nun der Nachwuchs. Nur: Wie kommen die kleinen Enten aus der vierten Etage eines Wohnhauses zum nächsten See? KURIER begleitete die spannende Enten-Rettung von Potsdam!
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Als Kunert, Dreyer und ihre Kinder Lara (7) und Gabriel (1) vor rund einem Monat die tierische Mitbewohnerin entdeckten, war es für die ganze Familie eine riesige Überraschung. Berührungsängste? Fehlanzeige! Tiere spielten in der Familie schon immer eine große Rolle: Zum Haushalt gehören auch drei Hunde, ein Kaninchen und mehrere Wachteln. „Wir sind beide mit Tieren aufgewachsen und lieben die Natur, haben auch einen Garten am Krampnitzsee“, verrät Dajana.
Tochter Lara las der Entenmama jeden Abend etwas vor
Von Anfang an stand fest: Die Ente, von der Familie auf den Namen Berta getauft, sollte möglichst geschützt ihren Nachwuchs ausbrüten dürfen. Familien-Papa Romano, eigentlich Anästhesie-Pfleger in einem Krankenhaus, wurde kurzerhand zum Enten-Flüsterer. „Er durfte am dichtesten ans Nest, fütterte Haferflocken, Salat und Wasserpflanzen aus unserem Aquarium“, erklärt Dajana, die als operationstechnische Assistentin arbeitet. „Wenn er von der Arbeit nach Hause kam, ging er immer zuerst zum Nest, um zu schauen, ob alles in Ordnung ist.“ Auch für etwas Kultur war gesorgt: Töchterchen Lara las der Entenmutter jeden Abend etwas vor.
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Um immer den Überblick über das Geschehen im Blumenkübel zu haben, nutzte das Paar ein Babyfon. „Die Kamera war direkt am Nest aufgebaut, sodass wir jederzeit über das Handy nachschauen konnten, was gerade passiert.“ Pro Tag ließ Berta ihre Eier für etwa anderthalb Stunden allein, kümmerte sich um den Ausbau des Nests und ging auf die Suche nach Nahrung. In den vergangenen anderthalb Wochen blieb sie dann dauerhaft am Blumenkübel, brütete ihre Eier aus.
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Wie kommen die Entenküken aus dem vierten Stock an den nächsten Teich?
Die Tierfreunde informierten sich in dieser Zeit auch ausführlich über das, was nun bevorstehen sollte. Das Problem: Nach dem Ausbrüten verlässt die Mutter das Nest, wartet auf ihre Küken. Doch die können noch nicht sofort fliegen, kommen also nur schwer aus der vierten Etage nach unten. Damit der Kontakt zum Muttertier nicht abbricht, müssen die Jungtiere mit einem Korb oder einer Transportkiste abgeseilt werden.
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Schon am vergangenen Freitag bemerkte die Familie am frühen Morgen, dass die Entenmama unruhig wurde. „Schon nach einigen Minuten guckte das erste Küken über den Rand des Blumenkübels“, sagt Dajana. Ein Küken nach dem anderen schlüpfte aus dem Ei, gegen 11 Uhr saßen dann zehn niedliche Stockentchen um ihre Mutter herum. Für den Weg nach unten hatten Romano und Dajana schon alles vorbereitet: eine Tiertransportkiste und ein langes Seil, mit dem die kleinen Küken an der Hausfassade abgeseilt werden sollten.
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Plötzlich greift eine Katze an, verscheucht die scheue Entenmama
Alles lief, wie es im Buche steht: Berta richtete sich auf, schob ihren Hals durch das Terrassengitter und flog davon. Zwei Küken folgten ihr direkt in die Tiefe und landeten zum Glück weich im reichlich bepflanzten Vorgarten. Mit sterilen Handschuhen holte Mama Dajana dann die restlichen Küken aus dem Nest, setzte sie in die Tiertransportkiste, seilte die Box ab. Romano stand schon auf der Straße und nahm die Kiste in Empfang, fing außerdem die beiden zuerst gesprungenen Küken ein. Berta beobachtete das Geschehen aus der Entfernung.

Doch dann: eine Schrecksekunde! Plötzlich schoss eine Katze aus einer Hecke, wollte sich Berta schnappen! Die Entenmama flog daraufhin davon. Kein Problem: „Wenn die Mutter in Gefahr ist, kann es passieren, dass sie kurz wegfliegt und ihre Küken allein lässt“, heißt es auf einer Tier-Seite im Netz. „Nach maximal ein bis zwei Stunden sollte sie wieder zurück sein.“ Und tatsächlich: Schon bei der Ankunft am nahe gelegenen Hirtengraben war Berta zurück, um ihren Nachwuchs in Empfang zu nehmen. Für Küken und Mutter ging es dann gemeinsam zum nahe gelegenen See.
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Für die kleine Familie war es auch ein Abschied – nach etwa einem Monat sei es ein besonderes Gefühl gewesen, die Tiere in die Freiheit entlassen zu können. „Wir werden jetzt sicher auch regelmäßig am See spazieren gehen, um zu schauen, wie es der Entenfamilie geht“, sagt Dajana. „Wir sind auf jeden Fall sehr glücklich, dass alles geklappt hat.“